Der Klimacamp-Blog (4): Klimastreik vor der Wahl

Es bleibt nicht mehr viel Zeit: Laut Weltklimarat müssen die globalen Emissionen in den nächsten drei Jahren zu sinken beginnen. Und so wird es am 24. September 2021 wieder weltweit Klimastreiks geben. Allein in Deutschland sind Demonstrationen in über 250 Städten angemeldet. Auch in Konstanz beginnt um 11.30 Uhr im Herosé-Park eine Klimademonstration. Der Demozug wird gegen 13 Uhr zu einer Abschlusskundgebung im Stadtgarten eintreffen.

Der erste Schulstreik von Fridays for Future dieses Schuljahr soll ein Weckruf sein. Denn auf Grund der weitestgehenden Untätigkeit der Politik der letzten Jahre sind wir im Begriff, die Ziele des Pariser Klimaabkommen zu verfehlen. Dies würde eine Erderhitzung von mehr als 2 Grad bedeuten. Schon bei einer Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad wird es wahrscheinlich keine Korallenriffe mehr geben, die Häufigkeit der Hitzewellen und Extremwetterereignisse wie im Ahrtal wird massiv steigen, unzählige Menschen werden ihre Heimat verlieren. All diese Folgen der Klimakrise verschlimmern sich mit jedem Zehntelgrad exponentiell.

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Aber vor allem besteht laut aktuellen Studien bei Überschreitung der 2 Grad Grenze eine 33-prozentige Gefahr, dass es zu Dominoeffekten zwischen verschiedenen Klimakipppunkten kommt. Also dass verschiedene Mechanismen der Erde sich gegenseitig verstärken und völlig außerhalb der menschlichen Kontrolle geraten. Das bedeutet, dass wir – selbst wenn wir gar kein CO2 mehr ausstoßen – die Katastrophen einer Heißzeit nicht verhindern können. Wir müssen also jetzt handeln. Das Zeitfenster, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, schließt sich rasant, laut einem Leak des aktuellen Berichts des Weltklimarats (IPCC) ist dies nur noch möglich, wenn die weltweiten Emissionen in den nächsten drei Jahren zu sinken beginnen. Das heißt: In der Regierungszeit der nächsten Bundesregierung wird sich entscheiden, ob wir es schaffen, die Klimakatastrophe einzudämmen. Sie ist die letzte Bundesregierung, die noch die Chance hat, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten! Diese Bundestagswahl muss daher eine Klimawahl werden. Deswegen ist der Streik zwei Tage davor von so großer Bedeutung.

Wir appellieren an alle Erwachsenen, ihre Verantwortung gegenüber der jungen Generation bei der Wahl zu berücksichtigen! Denn zum einen dürfen viele von uns noch nicht wählen, da sie noch nicht 18 sind und zum anderen hat die Wähler*innengruppe der Jüngeren auf Grund des demografischen Wandels politisch wenig Gewicht.

Und natürlich freuen wir uns auch über Unterstützung beim Klimastreik. Dieser steht unter dem Motto #ALLEfürsKlima, und auch hier ist es uns wichtig zu betonen, dass alle Generationen gebraucht werden. Also egal, wie alt du bist, egal, wie viel du dich bisher engagierst, egal, wie viel du weißt, egal, wie klimafreundlich du lebst: Wenn du dir eine gute Zukunft wünschst, bist du herzlich willkommen. Denn wir zerstören die Zukunft unserer Generation und die Politik hat aus den bisherigen Protesten keine Konsequenzen gezogen. Es reicht nicht, Klimaschutz wichtig zu finden, wir müssen diese Haltung auf die Straße tragen.

Wenn es Arbeitnehmer*innen nicht möglich ist, um diese Uhrzeit werktags am Streik teilzunehmen, besteht die Möglichkeit, in der Mittagspause die Kundgebung um 13 Uhr (im Stadtgarten) zu besuchen oder anderweitig seine Solidarität zu bekunden, hierzu kann man sich gerne unter fridaysforfuture-kn@riseup.net melden. Insbesondere freuen wir uns, wenn Menschen den Demoaufruf verbreiten. Aber auch Spenden können wir gebrauchen, um die Demokosten zu decken, sowie die offizielle Unterstützung unserer Demo auf unserer Homepage.

Text: Frida Mühlhoff (Mitorganisatorin der Demo)
Fotos: pw

Der Klimacamp-Blog wird von Aktivist*innen des Konstanzer Camps verfasst. Sie entscheiden autonom über die Beiträge. Zuletzt erschienen auf seemoz:
(3) Eine lange Radtour
(2) Kaum Fortschritte beim Klimaschutzbericht
(1) Warum Fridays nicht mehr reicht