#Druck.Machen. Poet:innen, Frauenkämpfe und Gutenbergs Jünger
Das „Festival der Solidarität“ des ver.di-Ortsvereins Medien+Kunst Konstanz hat die Halbzeit hinter sich. Und die zweite Hälfte? Auch sie bietet einiges an Unterhaltung, Information und Erkenntnissen. Diese Woche stehen ein Poetry-Slam-Abend, eine Debatte über den langen Kampf der Frauen und ein Besuch des großartigen Druck- und Satzmuseums Typorama auf dem Programm, das seemoz vorstellt.
Wie überstehen wir den kapitalistischen Alltag? Was tun wir, damit sich was ändert? So in etwa lautet das Thema, an dem sich die Slamer:innen orientieren, die am heutigen Mittwochabend im Konstanzer Kulturladen (Kula) im dichterischen Wettstreit gegeneinander antreten.
Es gibt ja auch genügend Ansätze. Denn längst nicht alle nehmen das Gegebene hin. In vielen gesellschaftlichen Bereichen wehren sich Menschen gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse, gegen Homophobie und Rassismus. Und setzen sich ein für Geflüchtete, für bezahlbare Wohnungen, für Frauenrechte und Gleichstellung, für Frieden und gegen Krieg.
Dabei spielt natürlich vieles eine Rolle – die eigenen Befindlichkeiten, Ängste, Probleme, Sorgen, Wünsche, Träume, Hoffnungen. All das werden die Slamer:innen Lena Stokoff, Daniel Wagner, Jan Rutishauser, Stefan Unser und Lena Ahlfänger auf die Kula-Bühne bringen. Am Mittwoch, den 18. Mai, 20 Uhr, im Kula (Joseph-Belli-Weg 5).
Der lange Kampf der Frauen
Anfang 2021 feierten die Schweizerinnen ein besonderes Jubiläum: Seit 50 Jahren, seit 1971, haben im Nachbarland auch Frauen das Wahlrecht. In Deutschland hingegen konnte das Frauenwahlrecht ein halbes Jahrhundert früher durchgesetzt werden – mit der Novemberrevolution 1918. Beim Kampf um Lohngleichheit haben aber mittlerweile die Schweizerinnen – unter anderem dank der Frauensteiks 1991 und 2019 – größere Fortschritte erzielen können als ihre Kolleginnen diesseits der Grenze. Denn hier ist der Gender Pay Gap, das geschlechtsspezifische Lohngefälle, weiterhin enorm . Zudem erhält das neue Gleichstellungsgesetz der Schweiz Regelungen, von denen wir nur träumen können.
Wie haben die Schweizer Frauen das geschafft? Wo steht die feministische Bewegung hierzulande? Was können wir voneinander lernen? All diese Fragen (und noch mehr) kommen auf einer Veranstaltung zur Sprache, zu der neben dem Ortsverein Medien+Kunst auch der Deutsche Juristinnenbund (DJB) und der Bildungsverein seemoz e.v. einladen. Titel: Der lange Kampf der Frauen – grenzüberschreitend für gleichen Lohn und gleiche Rechte.
Es referieren Zita Küng, langjährige Frauenrechtsaktivistin aus Zürich, und Julika Funk, Leiterin der Chancengleichheitsstelle der Stadt Konstanz. Moderieren werden den Abend Mona Günther (DJB) und Margrit Zepf (Arbeitsrechtlerin und ehemalige Geschäftsführerin des früheren ver.di-Bezirks Schwarzwald-Bodensee). Am Donnerstag, 19. Mai, 19 Uhr im Bürgersaal.
Wo Gutenbergs Jünger noch arbeiten
Noch immer wollen viele Jugendliche „irgendwas was mit Medien machen“, wenn sie nach ihren Berufszielen gefragt werden. Und es stimmt ja auch: Selten zuvor waren Medien so einflussreich wie heute. Mal als Youtuber:in, Influencer:in, Grafikdesigner:in arbeiten, das steht weit oben auf den Wunschlisten, und manche wollen sogar Printjournalist:in werden.
Aber wie war das früher, als es noch Winkelhaken und Setzkästen gab, Tigelpressen und Bleisetzmaschinen, Stoppzylinder-Automaten und Fotosatzgeräte? Einen Einblick ins – leider längst vergessene – Arbeitsleben der über Jahrhunderte tätigen Medienarbeiter von früher bietet das Bischofszeller Druck- und Satzmuseum Typorama, eine europaweit wohl einzigartige Sammlung von allem, was einst die Schwarze Kunst ausmachte. Kaum irgendwo ist die Entwicklung der Drucktechnik so detailliert und umfassend zu sehen wie hier. Das Besondere dabei: Das Typorama ist mehr als ein Museum; hier wird auch täglich noch von Hand gesetzt, gedruckt, gestanzt, perforiert, nummeriert …
Anlässlich seines 150-Jahr-Jubiläums organisiert der Konstanzer ver.di-Ortsverein Medien+Kunst eine Führung durch das Typorama in Bischofszell (Kanton Thurgau), wo Schriftsetzer und Buchdrucker die Museums- und Produktionsräume zeigen und erläutern, wie früher gearbeitet wurde und was sich an dem Handwerk alles geändert hat. Am Samstag, 21. Mai bieten Konstanzer Mediengewerkschafter:innen eine gemeinsame Fahrt an; Kosten: 15 Euro. Treffpunkt: Döbele, an den Glascontainern, 13 Uhr. Eine Anmeldung per E-Mail (an patrick.brauns[at]gmx.de) ist unbedingt erforderlich:
Ansonsten hat auch weiterhin (und bis 29. Mai) die Ausstellung „Druck.Machen.“ zur Geschichte der Konstanzer Demokratie- und Gewerkschaftsbewegungen geöffnet. Jeweils Mo–Fr 16–19 Uhr, Sa 11–15 Uhr und dienstags und freitags von 11_13 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Weitere Infos zum Festival der Solidarität gibt es auf der Website der Konstanzer Mediengewerkschaft.
Text: Pit Wuhrer
Bild oben (Konstanzer und Kreuzlinger Frauen beim bundesweiten Frauenstreiktag 1994 auf der Konstanzer Marktstätte): Louise Joachims. Bild unten (Typorama): Pit Wuhrer
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