Wolfram Wette: Woher kommt die Kraft zum Widerstand? (Teil 1)
Anlässlich der Ausstellung „Temporary Setup 1-6“ von Stefanie Höll – deren Großvater unter anderem 1937 in Freiburg als NS-Funktionär bereitwillig „entartete Kunst“ aussortierte – hielt der Militärhistoriker und Friedensforscher Wolfram Wette in Waldkirch den Vortrag „Woher kommt die Kraft zum Widerstand?“. Dass es selbst in der terroristischen NS-Diktatur und in der Gewaltmaschinerie der Wehrmacht Handlungsspielräume gab, aus denen sich extrem unterschiedliche Verhaltensweisen ergaben, zeigte Wette in seinem Vortrag, den wir hier ungekürzt in zwei Teilen veröffentlichen, anhand von Beispielen auf. …weiterlesen »
Vonovia und NABU: Kooperation zum Fremdschämen
Schon Ende 2019 vereinbarten Vonovia und der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) eine zweijährige Zusammenarbeit, um Grünflächen auf Grundstücken von Vonovia zu Rückzugsräumen für Vögel und Insekten zu gestalten. Die Kooperation war zuerst auf Nordrhein-Westfalen begrenzt. Vor einiger Zeit hat sie nun auch Konstanz erreicht, wie nebenstehendes Bild aus der Schwaketen-straße belegt, wo Vonovia seit Jahren seine MieterInnen schikaniert. Ein Kommentar. …weiterlesen »
„Ohne gesellschaftlichen Druck ändert sich nichts“
Was wollen Schweizer Linke von einer linken deutschen Politikerin wissen? Welche Fragen stellen sie Janine Wissler, seit Februar eine der beiden Bundesvorsitzenden der Partei Die Linke und Spitzenkandidatin im aktuellen Wahlkampf? Offenbar die wichtigen: Wie es um die Linke steht, was sie vom Gegensatz Klassen- und Identitätspolitik hält – und ob der Partei nicht ein bisschen mehr Bewegung auf der Straße gut täte. Hier Auszüge aus einem Gespräch der Schweizer Wochenzeitung WOZ mit der hessischen Landtagsabgeordneten, die immer wieder Morddrohungen von Rechtsextremisten erhält. …weiterlesen »
Der Spagat zwischen Dorf und Stadt
Es ist eine Diskussion, die spätestens seit der Eingemeindung geführt wird: Litzelstetten ist sich nicht sicher, ob es Dorf oder Stadt sein möchte. Im offiziellen Sprachgebrauch als „Verdichtungsraum“ angesehen, ist man als Vorort einer mittelgroßen Kommune mit viel Grün, See und Schutzgebieten um sich herum weder Fisch noch Fleisch, nicht hü noch hott. Dabei spielt die Antwort eine große Rolle für die Weiterentwicklung des ursprünglichen Straßendorfes, das heute als Erholungsort anerkannt ist. …weiterlesen »
Mieterbund: Land muss Instrumente für bezahlbares Wohnen freigeben
Am 23. Juni ist ein Gesetz in Kraft getreten, das laut Bundesregierung die Voraussetzungen für mehr bezahlbaren Wohnraum verbessern soll. Kommunen können durch diese Novelle zur Baulandmobilisierung dank rechtlicher Anpassungen leichter Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Der Haken: Greifen kann das Gesetz nicht flächendeckend, sondern nur in Gebieten, für die das jeweilige Bundesland eine angespannte Wohnungslage dekretiert hat. Herbert Weber, Vorsitzender des Mieterbunds Bodensee, will mit Blick auf den Landkreis Konstanz, dass sich dafür die heimischen Landtagsabgeordneten Erikli und Storz ins Zeug legen. …weiterlesen »
Franco Manzecchi (1931-1979)
Der international tätige Jazz-Schlagzeuger Franco Manzecchi, der am 10. September vor 90 Jahren geboren wurde, war 1978 maßgeblich an der Gründung des Konstanzer Jazzclubs beteiligt . Zuvor lebte der gebürtige Italiener 20 Jahre in Paris und arbeitete mit allem, was Rang und Namen hatte: Chet Baker, Dexter Gordon, Quincy Jones, Eric Dolphy, Bud Powell, Stephane Grappelli, Memphis Slim und vielen mehr. An seinem 90. Geburtstag gibt es jetzt ein Konzert zu seinen Ehren im Kulturzentrum am Münster. …weiterlesen »
Ausstellung: Mord und Vergewaltigung sind Kapitalverbrechen
Unter dem Titel „Mit dem Audioguide auf Abwegen“ kritisierte David Bruder – immerhin „kontrovers“ – den Audioguide eines Stadtrundgangs auf den Spuren der Konstanzer Kolonialgeschichte, der die Ausstellung „Stoff. Blut. Gold.“ von StudentInnen der Uni Konstanz, der HTWG Konstanz sowie der Hochschule Kaiserslautern begleitet. Hier eine Antwort; Khayim Illia Perret wirft darin Bruder eine „perfide Form von deutschnationaler Propaganda“ vor. …weiterlesen »
Nato-Waffen in Taliban-Hand
Angesichts der menschlichen Katastrophe, die sich nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan abzeichnet, ist ein anderer Aspekt der jüngsten Entwicklungen bisher weitgehend unbeachtet geblieben: Die islamistische Terrorgruppe gelangte in den Besitz eines riesigen Arsenals hochmoderner Nato-Waffen. Diese können von nun an gezielt zur Unterdrückung Andersdenkender und Andersgläubiger im Land und zur Sicherung ihrer Herrschaft eingesetzt werden. …weiterlesen »
Warnstreik bei Esprit Konstanz
Am Freitag und Samstag vergangener Woche streikten VerkäuferInnen der Konstanzer Esprit-Filiale gegen drohende Lohnkürzungen. Unterstützt wurden sie dabei von rund zwanzig KollegInnen des Esprit-Outlet-Centers in Metzingen, die eigens an den Bodensee gefahren waren, um dem Protest Nachdruck zu verleihen. Denn es geht um viel: Wer zahlt die Zeche für Misswirtschaft, Profitgier und die Folgen der Corona-Krise? …weiterlesen »
Der Westen und Afghanistan – Geschichte einer Lüge
Am Samstag hielt Wolfram Frommlet in Weingarten eine bemerkenswerte Rede zu Afghanistan. Bemerkenswert insofern, als er daran erinnerte, wie massiv westliche Kolonialherren, die jetzt ihren Abscheu vor den Taliban zur Schau stellen, ihrerseits Menschenrechte mit Füßen zu treten pflegen. Bemerkenswert auch, weil sie die Lüge, die USA und ihre Verbündeten seien einmarschiert, um das Leben der AfghanInnen zu verbessern, klar als Lüge benennt. Hier seine Worte im (fast) unveränderten Klartext. …weiterlesen »
Auflösung: Wer wars? (34)
Am vergangenen Freitag fragten wir nach der englischen Frauenrechtlerin und Publizistin Josephine Elizabeth Butler (1828–1906). Durch die Gesetze zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten von 1864 (die Contagious Diseases Acts, die später noch verschärft wurden) waren der Polizeiwillkür Tür und Tor geöffnet. Der Prostitution verdächtigte Frauen konnten jederzeit auf Geschlechtskrankheiten untersucht werden (Frauenrechtlerinnen nannten das „Vergewaltigung mit Instrumenten”); weigerten sie sich, drohte Zwangsarbeit. Butler setzte statt auf Repression auf die Eigenverantwortung der Sexarbeiterinnen: auf freiwillige Untersuchungen, für die der Staat Ärztinnen einstellen sollte, und kostenlosen Zugang zu Krankenhäusern. 1886 wurden die Gesetze abgeschafft. Butlers späteres Engagement gegen Kinderprostitution und Mädchenhandel bewirkte einen besseren Schutz vor sexuellem Missbrauch unter anderem dadurch, dass das Ehemündigkeitsalter von Mädchen von dreizehn auf sechzehn Jahre angehoben wurde. brm
Mahnwache: „Solidarität mit den Menschen in Afghanistan“
Zu einer einer „spontanen solidarischen Veranstaltung“ mit den Menschen, die in Afghanistan versuchen, sich vor den Taliban in Sicherheit zu bringen, rufen am morgigen Samstag die Seebrücke, Amnesty International und Vertreter:Innen der afghanischen Gemeinde in Konstanz auf. Die Mahnwache beginnt um 17 Uhr auf der Konstanzer Marktstätte am Brunnen. Im Aufruf der Veranstalter:innen heißt es: „Seit nun fast einer Woche ist die afghanische Regierung zusammengebrochen und die Taliban haben die Macht übernommen. Auf dem Flughafen von Kabul spielen sich chaotische Szenen ab, weil tausende Menschen versuchen, das Land zu verlassen. …weiterlesen »
Stayin‘ Alive – Mit Seuchen leben
Welchen Einfluss haben Pandemien auf uns – damals, heute und in Zukunft? Mit dieser Frage beschäftigt sich die interaktive Ausstellung „Stayin‘ Alive – mit Seuchen leben“ im Turm zur Katz in Konstanz. Sie beleuchtet die Rolle von Pandemien von der Antike bis zur Gegenwart und liefert Einblicke in den Umgang damit und deren politische, medizinische und gesellschaftliche Perspektiven. …weiterlesen »
Engagiert und widerspenstig: Wer wars? (34)
Die schamlose Christin
Wie gern hätten die britischen Politiker das Thema einfach unter den Teppich gekehrt. Schließlich hatten sie mit den Gesetzen zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten 1864 bereits eine Lösung für die besonders betroffenen Garnisons- und Hafenstädte gefunden: Während sie die Freier aus jeder Verantwortung entließen, ordneten sie für Prostituierte Zwangsuntersuchungen und Internierungen an. Aber da hatten sie die Rechnung ohne die Britinnen gemacht. Empört über die Doppelmoral brachen selbst die Damen der besseren Gesellschaft das sittliche Gebot des Schweigens. Allen voran eine einundvierzigjährige Priestergattin, die für ein Leben in christlicher Keuschheit plädierte, zugleich aber Prostituierten eine Würde und das Recht zusprach, mit Sex Geld zu verdienen, wenn sie es denn wollten. Das war unerhört. …weiterlesen »
Afghanistan-Abzug: Reaktionen in der Region
Die Niederlage der NATO in Afghanistan ist ein Debakel von historischer Dimension. Nach 20 Jahren Krieg, in dem zehntausende Afghan:innen und auch tausende Besatzungs-Soldat:innen sinnlos gestorben sind, ziehen nun die Taliban als Sieger in Kabul ein. Die Fortschritte, die Bundesregierungen regelmäßig vom Aufbau eines demokratischen Staatswesens vermeldeten, erweisen sich als pure Augenwischerei. Zum Ausmaß des Desasters passt, dass Berlin am Ende selbst darin versagte, für einen geordneten Abzug des eigenen Personals zu sorgen, ganz zu schweigen von den Menschen, die man vor Ort angeheuert hatte. Wenig verwunderlich also, dass sich auch im Konstanzer Landkreis politische Akteur:innen zum Geschehen am Hindukusch und den nötigen Konsequenzen zu Wort melden. Wir dokumentieren Reaktionen aus dem sozialdemokratischen, grünen und linken Lager. …weiterlesen »
Bemerkenswerte Frauen am Bodensee
Die vergangenen Jahrhunderte zeigten, dass Frauen schon immer um Sichtbarkeit kämpfen mussten. Gesellschaft, Geschichte, Religion, Wissenschaft, Kunst und Literatur wurden fast durchweg von Männern gestaltet. In der Regel von Männern mit stabilen Vorstellungen zu Geschlechterrollen und dem „naturgegebenen Charakter“ von Mann und Frau. Ein neues Buch liefert nun Porträts von Frauen aus unserer Region, die Geschichte geschrieben haben – und oft auch vergessen wurden. …weiterlesen »
Linke-Kandidatin Röth unterstützt Klimacamp
Seit Anfang des Monats kampieren Mitglieder von Fridays for Future im Pfalzgarten am Konstanzer Münsterplatz. Mit dem Klimacamp wollen sie Druck auf die Lokalpolitik ausüben, in der Klimapolitik endlich den nötigen Zahn zuzulegen. Die Aktivist:innen haben angekündigt solange zu bleiben, bis die Verantwortlichen im Rathaus handeln. Auf dem Programm des Aktionscamps stehen Workshops, Vorträge und Diskussionen, vor allem wollen die Klimaschützer:innen mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. Die Konstanzer Bundestagskandidatin der Linkspartei hat ihnen jetzt Unterstützung zugesichert. …weiterlesen »