Infokneipe: Wie braun ist grün?

Die Klimabewegung gibt sich gern progressiv und links. Gut so. Aber wie sieht es aus mit der Geschichte der Umweltbewegung(en)? Und wo bedarf es der Abgrenzung zu rechten Akteur*innen, die sich ebenfalls das Öko-Thema auf die Fahnen schreiben? Wo sollten die Umweltbewegungen wachsam sein, um nicht nur den Kapitalismus, sondern auch rechtes Gedankengut auf Distanz zu halten? Diesen Fragen widmet sich die nächste Infokneipe am 16. Juni ab 19:00 Uhr im Jugendkultur e. V. Contrast Konstanz.

Zur Geschichte der Umweltbewegungen und ihrer rechten Einflüsse referieren die umweltbewegte Anarchistin und Autorin Hanna Poddig (jüngste Bücher: „Klimakämpfe“ und „Kleine Geschichte der Umweltbewegungen“) sowie der Journalist Sebastian Lipp („Voice of Anger und der rechte Untergrund im Allgäu“).

Die Anfänge der Umweltbewegung in Deutschland dürften um das Jahr 1800 liegen, als es Auseinandersetzungen um eine Holznot gab und die Almende, also gemeinschaftlich genutzte Fläche, privatisiert wurde und verschwand. Die sogenannte erste Umweltbewegung ist als soziale Bewegung für den Naturschutz in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstanden.

Fließende Grenzen zwischen Umweltbewusstsein und Menschenverachtung

Doch bald traten auch völkische Akteur*innen innerhalb der Bewegung auf: Vom Wandervogel und Pfadfinderverbänden über den Völkischen Bund in der Weimarer Republik und gleichgeschaltete Umweltverbände im Dritten Reich bis zur Neuen Rechten heute waren sie auch immer Teil hiesiger Umweltbewegungen. Früh versuchten sie, Einfluss innerhalb der Grünen zu gewinnen und nutzten den Umweltschutzgedanken als Anknüpfungspunkt für rassistische Ideologien oder gaben Parolen wie „Umweltschutz ist Heimatschutz“ heraus.

Poddig und Lipp berichten unter anderem von Kochshows veganer Nazi-Hipster, antisemitischen Tierschützer*innen und der Leugnung des Klimawandels von Rechts – aber auch politisch brisanten Forderungen von Greenpeace oder Querfrontbestrebungen bei Extinction Rebellion (XR). Oft seien „die Grenzen zwischen Umweltbewusstsein und irrationalen, grob vereinfachten, menschenverachtenden Weltbildern“ fließend, „was es manchen Leuten schwer macht, solches Gedankengut zu erkennen.“

Das könne viele in die Fänge rechter Siedler*innen etwa der Anastasia-Bewegungen führen, so Poddig. Und genau deshalb sei es so wichtig, sich der vielen rechten Kämpfe um Einfluss innerhalb der Umweltbewegung bewusst zu machen.

Weitere Infos zur Veranstaltung gibt es hier. [https://www.facebook.com/events/1562915660733473]

Die Infokneipe

Die Infokneipe des Contrast wurde Ende 2015 gegründet. Nachdem es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger um das Projekt wurde, hat eine kleine Gruppe von Leuten den Sommer 2021 über daran gearbeitet, das Projekt wiederzubeleben. Es soll langfristig ca. einmal im Monat zu allerlei linken Themen referiert werden, welche durch die Aktiven anhand von Tagespolitik und individuellen Interessen ausgewählt werden.

Kontaktiert werden kann die Infokneipe per Mail. Die Veranstaltungen und Beiträge erscheinen auf facebook.com/InfoKneipeContrast, twitter.com/Infokneipe sowie instagram.com/infokneipe.

Text: MM, Bild: allgäu-rechtsaußen