Der Klimablog (116): Konstanzer Klimamaßnahmen – vom Fahrradsattel aus betrachtet (1)
Anfang Mai jährte sich zum vierten Mal eine klimapolitische PR-Maßnahme: die Stadt Konstanz rief den Notstand aus und erklärte die Bekämpfung der Klimakrise und ihrer Folgen zur Aufgabe von höchster Priorität. Zum Klimaschutz gehört freilich auch der Verkehr …
Klimaschutz hat viele Aspekte, aber eine ganz große Aufgabe gerade in Städten ist es, die Verkehrswege so umzugestalten, dass das Fahrrad zum Hauptverkehrsmittel wird. Und die Straßen der Stadt dies zeigen.
Vier Jahre sind ausreichend Zeit, um deutlichen Fortschritt zu erwarten. Während der letzte Klimaschutzbericht deutlich aufgezeigt hat, wie katastrophal Konstanz in allen Bereichen abschneidet – von PV-Ausbau über Pkw-Dichte bis hin zum Treibhausgasausstoß – haben wir uns noch nicht angeschaut, inwiefern sich konkrete Projekte verbessert haben. Konkret: Wie viel besser kann man inzwischen in Konstanz radfahren? Hier nun eine Rundtour durch die Stadt zu einigen der Verbesserungen:
Zuerst ein paar Fortschritte
Wir starten am Zähringer Platz und nehmen die Fahrradstraße Richtung Herosé. Dieses Stück Radstraßen-Verlängerung wurde kurz vor dem Klimanotstand eingeweiht und war zu Zeiten des Klimanotstands noch recht fahrradunfreundlich, da sich der Autoverkehr trotz blauer Farbe auf dem Asphalt nicht so recht den neuen Begebenheiten fügen wollte.
Hier ist mittlerweile etwas Verbesserung sichtbar – teils ist dies ein Verdienst der Stadt, die mit kleineren Maßnahmen wie Infotafeln immer wieder versucht hat, die Situation etwas zu entzerren. Die wohl wichtigste Maßnahme war dabei der Poller, der seit etwa einem halben Jahr in Richtung Zähringerplatz direkt vor der Bahnschranke steht und die Durchfahrt für Autos verhindert.
Vermutlich haben sich aber auch viele Autofahrer:innen im Laufe der Jahre daran gewöhnt, eine andere Route zu nehmen.
Etwas weiter an der Fahrradstraße entlang – über die Radbrücke in Richtung Schweizer Grenze – folgte eine weitere Verbesserung. Vor wenigen Wochen weihten die Ober- und Baubürgermeister mit viel Tamtam und einer Baumpflanzung die Verlängerung der Fahrradstraße um 300 Meter ein, die nun bis zum Döbele reicht. Gefühlt war dieses Stück Straße schon immer eine halbe Fahrradstraße, daher sticht die Erweiterung hier nicht so sehr ins Auge, auch wenn es in jedem Fall eine Verbesserung darstellt, insbesondere wenn der Döbeleplatz irgendwann mit Wohnungen bebaut sein wird.
Viel Farbe – aber sonst?
Wenden wir uns nun in Richtung See, umfahren die Altstadt, am Bodanplatz und Bahnhof vorbei – also genau so, wie man das vor der Ausrufung des Klimanotstands getan hat. Hier hat sich nichts verändert, obwohl es deutlichen Handlungsbedarf gibt. Die Umfahrung der Altstadt ist – insbesondere direkt vor dem Lago – alles andere als fahrradfreundlich.
Dafür folgt die nächste Verbesserung wenige Meter später. Auf Höhe der Bushaltestelle Konzil und wenige Meter später am Theater wurde mit Farbe der Fahrradweg nachgezeichnet und besser gekennzeichnet.
Ähnliches kurze Zeit später: Direkt nach Überquerung der Rheinbrücke wurde im Zuge der Sanierungsarbeiten der Radweg mit einem etwas höheren Bordstein besser von der restlichen Straße getrennt und mit etwas Farbe noch einmal nachgezeichnet – genauso wie einen Stock tiefer nach der Unterführung auf den ersten Metern der Seestraße jetzt eine Streckenmarkierung zu erkennen ist.
Und weiter geht es, den Radweg an der Mainaustraße entlang, bis die Route an der Kreuzung kurz vorm Klinikum Richtung Hörnle abbiegt. Hier wurde bis etwa Höhe Terme ein Radstreifen angelegt, der ab der Therme bis zum Siedlungsbeginn Allmannsdorf in eine Fahrradstraße übergeht.
In den Außenbereichen
Und noch ein paar kleine Verbesserungen sind zu erkennen: An der Allmannsdorfer Kreuzung Mainaustraße/Bettengasse zum Beispiel, wo der Radweg neu nachgezeichnet und der Bordstein abgesenkt wurde. Oder einige Kilometer entfernt auf der Langenrainer Straße in Dettingen; dort ist der Radweg nun besser erkennbar. Zurück in Wollmatingen, nähern wir uns wieder der Stadt an – und finden ab dem Reiterhof Trab eine asphaltierte Strecke mit weißen Randmarkierungen durchs Ulmisried zur Geschwister-Scholl-Schule.
Bei einem kleinen Schlenker zur Grundschule Wollmatingen und im Bogen weiter Richtung Stadtzentrum stellen wir fest, dass es jetzt Markierungen für einen Fahrradschutzstreifen teilweise auf der Radolfzeller und ganz der Fürstenbergstraße gibt – der dann aber bei der Abzweigung Buhlenweg abrupt endet. Danach (und vor allem entlang der Chérisy Richtung Innenstadt) blockieren sich Fußgänger:innen und Radfahrer:innen oft gegenseitig.
Mit etwas Glück können wir – falls nötig – zudem unsere Fahrradreifen an einer der etwa zwanzig neuen Reparaturstationen aufpumpen, die in der Stadt verteilt sind. Und rund 800 neue Fahrradstellplätze erlauben uns, mit etwas Glück unser Fahrrad besser abzustellen.
Habe ich – abgesehen von ein paar weiteren Gehwegabsenkungen – jetzt alle Verbesserungen der letzten vier Jahre aufgelistet? Meines Wissens schon. Möglicherweise habe ich ein paar Verbesserungen vergessen. Falls ja, dann schreibt bitte einen Kommentar, damit die Liste vollständig wird.
Den zweiten Teil unseres Resümees veröffentlicht seemoz morgen.
Text und Fotos: Manuel Oestringer von der Klimablog-Redaktion