Vonovia und NABU: Kooperation zum Fremdschämen
Schon Ende 2019 vereinbarten Vonovia und der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) eine zweijährige Zusammenarbeit, um Grünflächen auf Grundstücken von Vonovia zu Rückzugsräumen für Vögel und Insekten zu gestalten. Die Kooperation war zuerst auf Nordrhein-Westfalen begrenzt. Vor einiger Zeit hat sie nun auch Konstanz erreicht, wie nebenstehendes Bild aus der Schwaketen-straße belegt, wo Vonovia seit Jahren seine MieterInnen schikaniert. Ein Kommentar.
„Als großes Wohnungsunternehmen“, säuselte vor knapp zwei Jahren Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender von Vonovia, in einer Pressemitteilung, „tragen wir eine besondere Verantwortung für die Lebensqualität in den Städten“. Und der NABU, Deutschlands mitgliedsstärkster Umweltverband, kroch willig und devot auf der Schleimspur hinterher: „Das Potenzial dieser Kooperation ist groß. Vonovia hat bundesweit rund 350 000 Wohnungen im Bestand, darunter viele Quartiere. Dort erreichen wir pro Projekt viele hundert Mieterinnen und Mieter, wodurch wir eine große Reichweite erzielen.“
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Des Weiteren erklärte der Immobilienhai Vonovia, mit dieser Kooperation möchte man nicht nur den Tieren helfen: „Vielmehr geht es auch um den Wunsch vieler MieterInnen und Mieter, ihr Wohnumfeld durch buntere Grünflächen und mehr Natur aufzuwerten.“ Derlei Zynismus führt dazu, dass sich auch bei Konstanzer Vonovia-Geschädigten der Magen umdreht. „Für die sind wir doch nur eine arme Kuh, die man nach Bedarf hemmungslos melken kann“, merkt einer an, der verständlicherweise namentlich nicht genannt werden will.
Zwangssanierungen ohne Sinn und Verstand, Ungereimtheiten bei Nebenkostenabrechnungen und drastische Mieterhöhungen, die viele MieterInnen an den Rand ihrer Existenz treibt – Zustände, mit denen die Vonovia-Opfer in der Schwaketenstraße seit Jahren zu kämpfen haben. Das hat sogar den durch und durch wirtschaftsfreundlichen Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt veranlasst, Vonovia über eine Videobotschaft dazu aufzufordern, von „unanständigen Bedingungen“ abzusehen. Den milliardenschweren Konzern aber juckt das nicht im Geringsten.
Dass sich der NABU auf diese Kooperation überhaupt eingelassen hat, macht fast schon fassungslos. Den UmweltschützerInnen scheint das Summen von Bienen wichtiger zu sein als die Nöte vieler Menschen, die um ihre Existenz kämpfen und nach jahrzehntelanger Arbeit bald nicht mehr wissen, wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Keine Frage: Artenschutz und Biodiversität sind wichtig und unterstützenswert, seriöse Partner dafür gibt es zur Genüge. Aber sich dabei von Vonovia vor deren Karren spannen zu lassen, ist schlichtweg fahrlässig und auch verantwortungslos.
Beschwerden gerne an: NABU@NABU-Bodenseezentrum.de
Text: H. Reile (Bild: pw)
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Antje Boll,
danke für die Infos, wenn auch nicht alle meine Fragen beantwortet wurden. Nehmen Sie mir nicht übel, wenn ich die Veranstaltung mit Jung als reinen PR-Gag in Wahlkampfzeiten bezeichnen muß.
Dank Ihres Links kann sich jeder Leser selbst davon ein Bild machen. So gesehen bleibt die Kritik auch am örtlichen NABU sehr wohl aufrechterhalten. Handelt es sich doch um entschiedene Empfehlungen im Stil „Gut, daß wir darüber geredet haben“.
Lieber Herr Stribl,
natürlich bin ich dem Naturschutz eng verbunden. Dafür kennt man mich in Konstanz 😉 und Umgebung.
Die Mitteilung des Nabu beinhaltet ein Treffen ihres Bundesvorsitzenden mit Herr Jung, bei dem offensichtlich sehr viele Knackpunkte des Natur- und Umweltschutzes kritisch angesprochen wurden. Das ist m.E. legitim und richtig, den Entscheidungsträgern Hausaufgaben mitzugeben. Nicht thematisiert wurde die Zusammenarbeit mit Vonovia. Ich bin nicht mal sicher, ob die Ortsgruppe davon weiß. Wie ich schon schrieb , finde ich die Zusammenarbeit mit solchen Firmen fragwürdig. Aber man sollte die Kritik an diejenigen richten, die das verbockt haben, und nicht an die Naturschützer vor Ort.
Hier der Link zur PM des NABU Bodenseezentrums: https://www.nabu-bodenseezentrum.de/presse/11-08-2021-berliner-besuch-im-nabu-bodenseezentrum/
Werte Antje Boll,
Sie scheinen mit der lokalen Organisation verbunden zu sein. Deshalb drei Fragen:
Werden die Mitglieder des Ortsverbands dem NABU-Bundesverband ihre Meinung bezüglich Vonovia – mit welchen Erfolgsaussichten – kundtun?
Der Besuch Jungs ist ja wohl eine örtliche PR-Angelegenheit. Von wem ging die Initiative dazu aus? Gab es auch andere interessierte Politiker?
Alles zusammengenommen werfen die hier erörterten Fakten nicht das beste Licht auf den NABU, auch nicht auf den Ortsverband. – Nach dem aktuellen Wissensstand, bezogen auf politisches Verhalten wohlgemerkt.
Die Qualität des ökologischen Engagements wird dadurch ja nicht in Frage gestellt.
Lieber Herr Reile, die Kritik an der Zusammenarbeit von NGOs mit der Wirtschaft hat sicher ihre Berechtigung, ein weiteres Beispiel wären die WWF Logos, die auf eingeschweißter Wurst uvm. bei EDEKA zu finden sind. Gerade Umweltverbände sollten darauf achten, mit wem sie Partnerschaften eingehen.
Aber das Bodenseezentrum Wollmatinger Ried ist die völlig falsche Adresse für die Kritik. Die Mitglieder des NABU Konstanz und die Mitarbeitenden im Naturschutzzentrum wurden bei dieser Zusammenarbeit mit Vonovia gar nicht gefragt. Diese wurde vom NABU Bundesverband angeleiert.
Hier vor Ort wird eine hervorragende Arbeit für den Erhalt und die Pflege der Natur geleistet, die nicht in Misskredit gebracht werden sollte. Im übrigen sehen die Mitglieder des Ortsverbands die Zusammenarbeit sicher ähnlich skeptisch wie Sie.
Vonovia, der größte deutsche Wohnungskonzern, hat 2020 einen Gewinn von über 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, hält jedoch für die biodiversitätsfördernden Maßnahmen mit seinem Kooperationspartner NABU die Unterstützung seitens der Politik für notwendig, „beispielsweise in Form von Aufstockung der Förderprogramme für eine umweltverträgliche Außenbereichsgestaltung“.
Bis die öffentlichen Gelder fließen, kann der neuerdings „grüne“ Immobilienriese aus Bochum, der „Blume im Revier“ (Herbert Grönemeyer), die Bienenhotels seinen Mieterinnen und Mietern in der Schwaketenstraße bei den Nebenkosten auflisten quasi als Insekten-Mietkosten.
@Thomas Warndorf, Bernd Koebke,
Ihre Aufregung ist mir unverständlich. Vielleicht dient es Ihrer Entspannung, die Bedeutung der Wörter „Fuzzi“ und „Respekt“ im Duden nachzuschlagen:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Fuzzi
https://www.duden.de/rechtschreibung/Respekt
Aber zum eigentlichen Thema – Wäre es nicht angebrachterererer, sich um die Fakten zu kümmern? Da wäre mal das Verhältnis der CDU zum Tempolimit. Einfach NEIN, ABGELEHNT. Oder die Performance der Nestlé-PR-Managerin Klöckner auf dem Gebiet Glyphosat etc. Meines Wissens hat sich Jung in der Fraktion stromlinienförmig verhalten zu diesen Themen. Die Benennung Bleifuß-Lobbyist ist so abwegig also nicht. Den Titel Fuzzi hat er sich redlich verdient vor dem Hintergrund.
Außerdem wäre zu klären, ob Jung sich dem NABU angedient/aufgedrängt hat oder es sich umgekehrt verhielt. Bzw. wie mit anderen Politikern seitens des NABU verfahren wurde.
Sie werden mich in tausend Jahren nicht dazu bringen,
„vor – Jung – aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“
– Respekt zu zollen, vielmehr derartiges Untertanenbenehmen an den Tag zu legen.
Und ja, Herr Warndorf, Sie dürfen mich mit „Gewerkschafts-Fuzzi“ ansprechen. Schließlich weiß ich mittlerweile, von wem das kommt. Kränken würde mich das höchstens von Gewerkschaftsmitgliedern, die ich mal vertreten habe.
„Linken-Fuzzies und Umverteilungs-Lobbyisten Ihres Formats dagegen brauchen wir nicht.“
Der Satz ist mir auf der Zunge geschmolzen wie eine köstliche Praline. Könnte von jemand stammen, der um die Rendite seiner Vonovia-Aktie(n) fürchtet. Nebenbei: Wer ist „wir“? Pluralis Majestatis? Würde sich einfügen in die Bemühungen, die Majestätsbeleidigung in Stein zu meißeln.
NABU finde ich total sympathisch, seit ich dort im letzten Jahr mal angerufen habe, um die Praxis eines Biobauern (Wagner) von der Reichenau zu hinterfragen, der in Allensbach Süßkartoffeln angebaut hat, die er mit Hilfe von ca. drei Mausefallen pro Quadratmeter vor Schädlingsbefall zu schützen sich bemüßigt sah. Mein Insistieren, dass nicht nur Wildvögel dadurch Schäden davontragen könnten, wurde wie folgt von einer Praktikantin beantwortet: „Unser Chef hat gesagt, dass das ok ist, weil das ja auch das RP Freiburg genehmigt hat.“ Keine weiteren Fragen.
Diese perfide Geschichte mit den Mausefallen hat übrigens auch an anderen Standorten stattgefunden, vom gleichen „Biobauern“ (Wagner), z.B. in Wollmatingen, wo sich dann mehrere besorgte Damen beim Südkurier beschwert haben, der daraufhin einen, selbstverständlich nicht korrumpierten, Artikel veröffentlichte (haben doch nur Angst, dass ihre Hunde sich verletzen, die eh nichts auf dem Acker zu suchen haben etc. pp), der zur Folge hatte, dass eben diese Damen übelst und massiv beschimpft und bedroht wurden. Auch keine weiteren Fragen.
HALLO NABU! EXISTENZBERECHTIGUNG? CHECK!
Sehr geehrter Herr Striebl,
soll ich Sie als Gewerkschafts-Fuzzi ansprechen? Wollen Sie das? Wo bleibt der Respekt? Herr Jung ist CDU-Bundestagsabgeordneter, macht gute Arbeit für die Region und wenn nach der Wahl mit Frau Seitzl auch meine Wunschkandidatin ins Parlament einzieht, dann ist die Region noch besser vertreten. Linken-Fuzzies und Umverteilungs-Lobbyisten Ihres Formats dagegen brauchen wir nicht.
Sehr geehrter Herr Stribl
Sehr geehrter Herr Reile
Ich möchte Betonen, dass ich mit dem Vorgehen der Vonovia auch nicht einverstanden bin oder die teilweise anfängerhafte Sanierung gutheissen kann.
Dass aber ein Lokalpolitiker als CDU-Fuzzi bezeichnet werden darf irritiert mich doch sehr.
Immerhin war er als Lokalpolitiker einmal vor Ort was von den anderen Politikern nicht unbedingt behauptet werden kann.
Ob das nur wegen der Medienwirksamkeit war oder aus echtem Interesse weiss nur er selber.
@ Herr Reile
hatten nicht Sie meinen Text bei der OB Wahl wegen der Bezeichnung Politiker Frischling zensiert?
Wenn 2 das gleiche tun ist es noch lange nicht dasselbe
mfg
Bernd Köbke
Auf der Webseite des NABU-Bodenseezentrums findet sich der Bericht über einen Besuch des CDU-Fuzzis Jung. Aktuell der einzige Polit-Kontakt, der dort vermeldet wird.
Die Jungs und Mädels haben offenbar ein großes Herz für Betonierer und Bleifuß-Lobbyisten.