Das wahre Ostermärchen (I)
Was ist Ostern eigentlich tatsächlich geschehen? Ist Jesus nach seinem Tod am Kreuz wirklich wieder auferstanden? Was berichten die Augenzeugen? Ein Essay über die Macht des Faktischen und des Glaubens sowie die Kunst des Glauben-Machens und Glauben-Wollens.
Teil 1/3, Teil 2 finden Sie hier, Teil 3 lesen Sie hier
„Es ist erbärmlich anzusehen, wie die Menschen nach Wundern schnappen, nur um in ihrem Unsinn verharren zu dürfen und sich gegen die Obermacht des Menschenverstandes und der Vernunft wehren zu können. Es werden wohl noch zehntausend Jahr ins Land gehen und das Märchen von Jesus Christus wird immer noch dafür sorgen, dass keiner so richtig zu Verstande kommt. Der Glaube ist nicht der Aufgang, sondern das Ende allen Wissens“.
Goethe an Jacobi, 1.6.1791
„Welch primitive Mythologie, dass ein menschgewordenes Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen sühnt!“ Wohl keiner hat das Problem einer Erlösung am Kreuz treffender ausgedrückt als der Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann in seinem Aufsatz „Neues Testament und Mythologie“ (1941). Wie viele moderne Theologen wollte er den christlichen Glauben gerade für unsere Zeit leb- und glaubbar machen. Denn das Kreuz war nicht nur, wie Paulus schreibt, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit (1. Kor 1,23), es ist auch dem heutigen Menschen nur schwer zu vermitteln. Bultmann versucht damit einen Neuansatz wider eine primitive Mythologie, die nur Ausdrucksmittel einer alten vergangenen Zeit ist, einer Währung, die heute keine Kaufkraft mehr hat. Doch ihm sind nur wenige gefolgt. Bei den aufgeschreckten Kirchengliedern, so sie überhaupt Kenntnis davon bekamen, hatte er ohnehin keine Aussicht auf Erfolg, denn diese denken und glauben auch heute noch vorwiegend in den Bahnen einer kindlichen jahrhundertealten Mythologie.
Wenn die Zweinaturenlehre und die Trinitätslehre absurd sind, so ist die Lehre vom Heilshandeln Jesu am Kreuz abstoßend und widerlich. „Eine blutige Erlösung am Kreuz ist eine heidnische Menschenopferreligion nach religiösem Steinzeitmuster“, so Uta Ranke-Heinemann in ihrem Negativen Glaubensbekenntnis. Und Joachim Kahl fragt anklagend: „Was ist das Kreuz Jesu Christi überhaupt anderes als der Inbegriff sado-masochistischer Schmerzverherrlichung“? (Kahl, Das Elend des Christentums, S. 19). Wenn man nicht selber in einer mit christlichen Relikten ausstaffierten Gesellschaft aufgewachsen wäre – dieser absolut zentrale christliche Glaubensinhalt würde noch fremder und fragwürdiger wirken. Gott selbst! ist am Kreuz für die Sünden der Menschen stellvertretend gestorben. Durch sein Blut hat er die Menschen mit sich versöhnt. Die Erlösung der Menschen war demnach die vornehmste Aufgabe von Christus. Damit er diese bewerkstelligen kann, benötigt er selber eine besondere Hoheit und Autorität. Diese erhält er durch seine Vergöttlichung, die ihm die Kirche zugesprochen hat.
Dieses Geschehen ist durch und durch mythologisch. Wem es schwerfällt, dies zu erkennen, der stelle sich ganz einfach einen Indiostamm vor, der einen Menschen rituell opfert, um mit dessen Blut die Götter zu besänftigen. Was uns dort abschreckt und primitiv vorkommt, wird uns hier seit zweitausend Jahren von der Kirche als göttliches Heilsgeschehen serviert! Jesus stirbt den Opfertod, auch sein Blut soll versöhnen, so wie das Blut eines geopferten Tieres versöhnen soll. Im Johannesevangelium stirbt Jesus zur selben Stunde, da im Tempel die Passahlämmer geschlachtet werden. Damit soll Jesus als das wahre Passahlamm verdeutlicht werden. „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünden der Welt“, heißt es noch heute in der kirchlichen Liturgie.
Es gibt neben dem Bitten um Fruchtbarkeit wohl keine Kultabsicht, die öfters in den Menschheitskulten zu finden war und ist als die Versöhnung und Erlösung. Und so verwundert es nicht, dass auch in der Antike Erlösungskulte und -vorstellungen weit verbreitet waren. Im Mithraskult wurden durch das Blut eines getöteten Stiers die Sünden der Gläubigen abgewaschen. In fast allen Kulturen der Antike befanden sich Altäre, Opfersteine und Brandstätten. Ständig musste ein (strafender) Gott milde gestimmt und versöhnt werden. In Jerusalems Tempel war dies nicht anders, nur wurde hier nur einem einzigen Gott geopfert.
Alles wäre kein Problem, wenn die Menschen immer noch in mythologischen Kategorien denken würden. Die Glaubenshelden des Alten und des Neuen Testaments haben dies getan. Jesus und Paulus waren in einem mythologischen Weltbild zuhause, für die Kirchenväter, für Thomas von Aquin, für die Reformatoren gab es kein anderes Weltbild. Ein rückständiger Katholizismus und der fromme Protestantismus denken aber heute noch so.
Text: Heinz-Werner Kubitza, Bilder: Bild von congerdesign auf Pixabay; Bild von donations welcome auf Pixabay
Auszüge aus: Heinz-Werner Kubitza, Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung, 380 Seiten, Hardcover 19,90 Euro, Tectum Verlag, ISBN 978-3-8288-2435-5.
Es ist noch heidnischer. Es bleibt auch die Frage, ob es Kreuz zur Hinrichtung gegeben haben kann. Waren die Römer nicht Palisaden-Affin? Gab es nicht einen Gott Namens „Tamutz“, dessen „t“ als Phallus geehrt wurde. Haben nicht ständige Deals mit den Heiden dazu geführt, dass solche Symbolik Einzug hielt, wie die Göttin Ostera mit dem ganzen Kram der Fruchtbarkeit? Ich hab das Mal gelesen, mir sind die Quellen allerdings nicht mehr in Erinnerung. Aber sonderbar ist die ganze Märchenstunde schon.