„Ja, es geht“ heißt ein wahrlich sehenswerter Film über neue Formen des politischen Widerstands in Spanien. Zusätzliche Aktualität gewinnt der Streifen über die „Plattform der Hypothekengeschädigten“, weil die neue Bürgermeisterin in Barcelona aus deren Reihen stammt. Und weil solche Gruppen ein gewichtiges Wort bei den im Herbst anstehenden Wahlen in Spanien sprechen werden. Weiterlesen »
Tom Strohschneider, Chefredakteur der Tageszeitung „Neues Deutschland“, schrieb jüngst über das neue Grundsatzprogramm der SPD, das deren Vorsitzender Gabriel in dem denkwürdigen Satz zusammenfasste: „Wir werden nicht die überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung durch die deutschen Arbeitnehmer und ihre Familien bezahlen lassen.“ Trotz aller Solidarität mit Griechenland stellt unser Autor auch kritische Fragen Richtung Athen. Weiterlesen »
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Die Stadtverwaltung, allen voran Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn, hat dazu gelernt: Der Fahrplan für die Entscheidung um die Zukunft der Pappelallee im Tägermoos scheint transparent, offen und bürgernah. Nach einer Vorab-Information in der gestrigen TUA-Sitzung (Technischer und Umweltausschuss) ist eine echte Überlebenschance für die Pappelallee in Sicht. Wenn nicht, wie schon einmal, alles wieder verbaselt wird. Weiterlesen »
Das Ärgernis „Cherisy-Soldat“ war erneut Thema im Kulturausschuss des Gemeinderats. Der Ausschuss hat sich bei diesem Thema nicht allzu sehr mit Ruhm bekleckert. Statt eine sachkundige öffentliche Diskussion über den Umgang mit diesem Nazi-Denkmal in Gang zu setzen, verhakelte man sich am vorgelegten Text einer Erläuterungstafel (seemoz berichtete). Die Friedens-Initiative hat dazu eine ganz andere Meinung. Weiterlesen »
Der Krieg in Afghanistan hat die International Security Assistance Force (ISAF) und die USA zwischen 2003 bis 2014 gut eine Billion Dollar gekostet. Mehrere hundert Milliarden Dollar an Kosten werden noch nachkommen. Es lässt sich festhalten: Die Steuerzahler aller ISAF-Staaten mussten über eine Billion US-Dollar bereitstellen, damit ihre Truppen rund zwölf Jahre in Afghanistan Krieg führen konnten. Diesen gigantischen Betrag hätte man auch vernünftiger für sinnvollere Zwecke verwenden können. Weiterlesen »
Kommentare deaktiviert für Vom Irr- und Widersinn des Krieges in Afghanistan
Der Rathaus-Innenhof in Konstanz war überfüllt – mit gut 100 ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen, mit Müttern und Vätern und ebenso vielen Kindern. Die ver.di-GewerkschafterInnen protestierten für mehr Anerkennung und mehr Geld. Und fanden Unterstützung sogar von den Politikern. Weiterlesen »
Das muss man sich ernsthaft fragen, wenn man auf Südkurier Online erneut „Kommentare“ liest, die an Widerwärtigkeit nicht mehr zu überbieten sind. Mehrere Hasstiraden, ausnahmslos gegen Flüchtlinge gerichtet, wurden letzte Woche nach längerem Zögern nachträglich gelöscht, aber Anfang dieser Woche ging das menschenverachtende Treiben munter weiter und erreichte einen beschämenden Höhepunkt. Weiterlesen »
Die Bürgermeister-Posten in Madrid und Barcelona sind bei den Kommunalwahlen vor wenigen Wochen von zwei Frauen aus sozialen Basisbündnissen erobert worden, aus denen Podemos (span. Wir können) hervorgegangen ist. Die neue Partei schickt sich an, auch bei den Wahlen im Herbst zur stärksten parlamentarischen Kraft in Spanien zu werden. Was bedeutet das für Spanien, was für Europa? Darüber referiert heute Abend der Publizist und Professor Raul Zelik im Konstanzer Treffpunkt Petershausen. Weiterlesen »
Wohnungsnot, Pressefreiheit, NSU-Ausschuss, Völkermord. Unsere Stuttgarter KollegInnen der KONTEXT:Wochenzeitung bieten wieder einmal einen News-Rundumschlag. Und zudem sei an dieser Stelle verraten: In der heutigen Ausgabe treffen Sie auf einen alten Bekannten. Viel Lesespaß. Weiterlesen »
Der Widerstand der Ohnemichels formiert sich: Jetzt hat sich eine Interessengemeinschaft Zergle/Öhmdwiesen gegründet, die „Überlegungen zum Flüchtlingskonzept der Stadt Konstanz“ diskutieren will. In Wirklichkeit geht es den braven Bürgern aber darum, in ihrer privaten Beschaulichkeit nicht gestört zu werden. Weiterlesen »
Kommentare deaktiviert für Alle wollen das Beste für Flüchtlinge. Wirklich alle?
Christoph Nix ist sauer auf den Chef der Sparda-Bank, Martin Hettich, und bringt das auch an die Öffentlichkeit. In einer Medienmitteilung kritisiert Nix die Weigerung des Bankchefs, das Konto des vom Theater Konstanz gegründeten gemeinnützigen Vereins „Theater in Afrika“ kostenlos zu führen. Für Nix, dessen Engagement für Theater und Schauspieler in Afrika legendär ist, bedeutet das ein Ende der Zusammenarbeit zwischen Theater und Bank. Weiterlesen »
Leerstehende Wohnungen und Gewerbeflächen sind ein Ärgernis – vor allem in einer Stadt wie Konstanz, in der Wohnraum kaum noch zu bekommen ist. Die Linke Liste Konstanz (LLK) schlägt darum einen Deal zwischen Stadt und Wohnungsbesitzern vor. Hier die aktuelle Medienmitteilung. Weiterlesen »
Nach nur drei Jahren bekommen etwa 400 Konstanzer Mieterhaushalte einen neuen Vermieter. Die Deutsche Annington AG übernimmt die Wohnungen der Gesellschaft SÜDEWO, die früher der Landesbank Baden-Württemberg gehörten. Der Mieterbund Bodensee kritisiert den Verkauf. Weiterlesen »
Von der einst zwangsjuvenilen Lockerheit des Konstanzer Rathauschefs Uli Burchardt ist nicht mehr viel übrig geblieben. Vor allem bei seinem Lieblingsprojekt Bodenseeforum am Seerhein merkt man, dass dem Mann sprichwörtlich die Düse geht und er sogar moderate Kritik an dem millionenschweren Projekt mit Majestätsbeleidigung verwechselt. Weiterlesen »
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Von Angstmacherei wurde gefaselt und von Alternativen, die von der Verwaltung wissentlich nicht geprüft würden, Unterschriftenlisten wurden übergeben – Volkes Unvernunft kochte gestern im Landratsamt. Landrat Hämmerle hatte zur Informations-Veranstaltung über die Probleme zur Unterbringung von Flüchtlingen geladen – und 120 BürgerInnen vornehmlich aus Singen waren wutentbrannt angereist. Ihr Ziel: Eine neue Flüchtlingsunterkunft in ihrem Quartier soll verhindert werden. Weiterlesen »
Der gestrige Verhandlungstag vor dem Arbeitsgericht Radolfzell brachte kaum neue Erkenntnisse in Sachen Knesevic gegen SEN Bau GmbH. Auch wenn in großer Runde verhandelt wurde, konnte die Sitzung nach nur 25 Minuten vertagt werden. Weiterlesen »
Kommentare deaktiviert für Akt zwei im Chérisy-Lohndumping-ProzessWährend in der evangelischen Kirche an der Konstanzer Laube einige wenige ihre Knie beugen, platzt das gegenüberliegende Kulturzentrum K9 fast aus allen Nähten. Jeden Sonntag bittet die „Lakeside Church“ zum Gottesdienst der etwas anderen Art.
Schon im Vorraum herrscht dampfende Enge, die Leute begrüßen sich herzlich, Küßchen hier, Küßchen dort. Vordergründig eine freundliche und warme Atmosphäre, nicht zu vergleichen mit der unpersönlichen und fröstelnden Kühle gewöhnlicher Gebetstempel. Das Publikum setzt sich überwiegend aus jüngeren Leuten zusammen, Frauen sind in der Mehrzahl.
Um 11.30 Uhr strömen alle in den K9-Veranstaltungssaal. „Gleich beginnt unser Gottesdienst, auf den wir uns schon die ganze Woche über gefreut haben“, verrät ein junger Mann, der nach eigenen Angaben seit rund einem Jahr Mitglied bei der „Lakeside Church“ ist.
„Willkommen zu Hause“
So steht es auf Postkarten, die der für die freikirchliche Gemeinde zuständige Pastor Freimut Haverkamp verteilen lässt. „Sei dabei – Eine Gemeinde, ein Zuhause, eine Familie“. Glückliche Gesichter überall, der Saal ist rappelvoll. Dann geht es los. Zu soft- rockigen Klängen einer Live-Band werden über einen Videobeamer die Gesangstexte an die Wand geworfen. „Du bist alles, was ich will, das eine ist gewiss, du bist mein Gott, du bist alles, was ich brauche“. Keiner hält sich hier zurück, die Gemeinde singt, rockt und groovt. Viele halten dabei die Hände nach oben geöffnet, machen einen entrückten und euphorisierten Eindruck.
Nach etwa vierzig Minuten verhallen die letzten Klänge und Pastor Freimut Haverkamp betritt die Bühne. Der etwa 30-jährige trägt eine Jeans und darüber ein lockeres Hemd. Von Anfang an hat er seine Gemeinde im Griff. Eine kurze Begrüßung ans wartende Volk und dann gleich der erste Einpeitscher: „Glaubt ihr, dass Gott alles für euch ist?“ – „Jaaaaaaaaa“ kommt es zurück aus über hundertfünfzig Kehlen.
Haverkamp, eine Art spiritueller Oliver Pocher, gefällt sich in der Rolle des eitel moderierenden Seelenmotors: „Mensch, geil, dass wir heute wieder so viele sind“. Die Brüder und Schwestern bestärken ihn durch inniges Gemurmel: „Oh yea“ oder „allright“.
Bei leiser Musik beten nun alle, nur immer wieder unterbrochen von ihrem geistigen Leiter: „Halleluja, Hosianna, Ameeeen“. Dann betätigt sich Haverkamp wieder als Alleinunterhalter, nette Alltagsgeschichten stehen im Vordergrund und bei jeder noch so drögen Schmonzette bricht der Saal in dankbares Gelächter aus.
Nach weiteren, meist etwas lauen Späßchen, etlichen Lobpreisungen und einer Predigt zum Thema Dienen werden die Gläubigen noch darauf hingewiesen, dass es nun an der Zeit sei, für Gottes Reich auf Erden zu spenden. „Nein“, sagt Haverkamp smart, „das ist keine Pflicht, kein Muss, ihr gebt freiwillig den Zehnten. Aber ihr wisst ja“ – und dabei lacht er, obwohl es bei diesem Satz eigentlich gar nichts zu lachen gibt – „unser allmächtiger Gott sieht alles, Ameeeen“. Eine Art Spendeneimer geht rum. Haverkamp: „Ich will es rascheln und nicht klimpern hören“. Wieder erklingt Musik und die BesucherInnen zücken ihre Geldbörsen, während es aus den Boxen schallt: „Jesus, du bist unsere Nummer eins…“.
„Gott sagt uns, was wir tun und denken sollen“
Vor der Türe zum K9 sitzen Esther ( 23) und Annegret (28). Esther studiert in Konstanz, Annegret ist aus Sachsen und zu Besuch am Bodensee. Beide haben den Amtskirchen längst den Rücken gekehrt: „Da hocken doch nur noch 80-jährige rum“. Bei der Lakeside Church fühlen sie sich wohl. „Ich wollte Gott dienen und das geht hier“, sagt Esther. Annegret gefällt vor allem „die fetzige Musik, das zwanglose Miteinander, die vielen neuen Freunde in der Church“. Hier, so sagen die zwei, hätten sie endlich den Weg zu Gott gefunden. „Wir sind leben in der Zeit,die Church ist unsere neue Familie, wir machen alles aus Liebe zu Jesus. Er führt uns auf unserem Weg und sagt uns, was wir tun und denken sollen?“. Sex vor der Ehe ist verpönt, erklären die beiden Frauen noch. Früher hätten sie in Sünde und gottlos gelebt, damit sei nun Schluss. Ein für alle mal.
Die Gemeinde wächst und missioniert
Die Lakeside Church ist eine freikirchliche Gemeinde, die sich streng und rigoros an die Bibel hält. Gemeinschaften dieser Art schießen seit einigen Jahren auch hierzulande wie Pilze aus dem Boden. Vor allem junge Leute fühlen sich von den vordergründig lockeren Gottesdiensten angezogen. Organisiert sind sie meist im „Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden“. In Deutschland gibt es mittlerweile über 600 BFP-Gemeinden, dazu rund 40 000 gläubig getaufte Mitglieder und etwa 70.000 Sympathisanten. Tendenz steigend.
Im K9 treffen sich Gemeindemitglieder aus dem gesamten Landkreis Konstanz, aber auch aus Oberschwaben und der benachbarten Schweiz. Vor rund drei Jahren bestand die Gruppe aus gerade mal fünf Aktivisten, jetzt sind es weit über 200. Auch Kindergottesdienste werden in Konstanz abgehalten und in Kürze will man an Schulen und in Altersheimen missionieren.
Kritiker dieser Bewegung bemängeln vor allem die totale Hingabe an fundamentalistische Glaubensinhalte, deren Hinterfragung nicht erlaubt sei. Zudem herrsche in einigen Gemeinden ein strenges und totalitäres Regiment. Autoritäre Führungsfiguren übten totale Kontrolle über ihre Mitglieder aus.
Hans-Jörg Hemminger, Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Landeskirche, sieht die Bewegung kritisch: „Die Theologie ist eindeutig protestantisch, aber knallhart fundamentalistisch“. Speziell für Jugendliche könne sich „die übermäßige Vereinfachung der Weltsicht gefährlich auswirken und zu einem Realitätsverlust führen“. Dann, so Hemminger weiter, „ wird es sehr schwer, mit den Anforderungen des normalen Alltags halbwegs vernünftig umzugehen“.
Holger Reile
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