Die „Konstanzer Literaturgespräche“ starten wieder – Fünf AutorInnen präsentieren sich in der Spiegelhalle. Die literarische Gesellschaft Forum Allmende wagt nach der bleiernen Corona-Zeit den Aufbruch. In der ersten Folge des Jahres 2022 werden am 12. März fünf heimische AutorInnen zu Wort kommen.
Die politische Tippelschickse
Sie brachte den Arbeiter auf die Bühne, der sich mit kampfbereiten Fäusten aus der Opferrolle befreit, verkümmerte als Blume im dunklen Hinterhof, inszenierte den verfolgten Juden und erschlug Holofernes (wobei manch ZuschauerIn ahnte, dass hier in Wahrheit Adolf Hitler starb). „In jeder anderen Zeit“, schrieb damals ein Kritiker, „hätte ein solches Talent sich sieghaft Bahn gebrochen, aber heute stehen Henker am Tor unserer Tempel“: Im Mai 1933 floh die begnadete Tänzerin vor den Nazis in die Schweiz.
Zur Welt kam die Tochter einer Schauspielerin 1902 in der westpreußischen Kleinstadt Schneidemühl. Der Vater lebte, von ihr unvermisst, in Danzig. Den Lehrern galt die Heranwachsende als ungezogen und faul; mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn war sie aber wohl eher unbequem, denn sie schreckte auch vor einer Prügelei nicht zurück, wenn Mitschüler andere als „Judensau“ beschimpften, und empörte sich vernehmlich, wenn umherziehende Sinti oder Roma schlecht behandelt wurden (deren Lebensstil sie ungemein faszinierte). Bevor sie selbst auf Wanderschaft ging, absolvierte sie, vom Weltkrieg schockiert und zur unerschütterlichen Pazifistin gewandelt, eine Krankenschwesternausbildung und lernte – endlich! – Balletttanz; schon mit dreizehn hatte sie ihrem Tagebuch anvertraut: „Wenn ich die Schule hinter mir habe, will ich Tänzerin werden. Dann will ich einen Tanz tanzen, der ‚Der tote Soldat‘ heißt.“
1924 tauschte sie schließlich den Rock gegen eine Hose, schnitt sich die Haare und zog los. Die Erfahrungen mit der Not, aber auch der großen Solidarität der VagabundInnen verarbeitete die „Tippelschickse“, wie sie sich selbst nannte, zu Geschichten und Gedichten für die anarchistische Straßenzeitung „Der Kunde“ (und später auch in Romanen). Euphorisch gefeiert – von Linken wie von Bürgerlichen – wurde sie jedoch bald wegen ihrer sozialkritischen kleinen Tanzdramen über Krieg und Tyrannei, Leiden und Hoffen der ArbeiterInnen.
Als die Nazis sie 1933 zur Nationaltänzerin küren wollten, brachte sie sich mit Mann und Kind nach Zürich in Sicherheit. Dort schrieb sie für NZZ und „Basler Nachrichten“, brachte mit einem Agitprop-Chor antifaschistische Lieder auf die Bühne und begeisterte als Tänzerin an der Seite des Arbeitersängers Ernst Busch (unter anderem) im Zürcher Volkshaus.
Wer war die 1989 verstorbene „Käthe Kollwitz des modernen Tanzes“, die zeitlebens den Verfolgten, Ausgestoßenen und Heimatlosen verbunden blieb?
Text und Bildcollage: Brigitte Matern
Die Auflösung erscheint am kommenden Montag.
Kommentare deaktiviert für Engagiert und widerspenstig: Wer wars? (46)Gemeinsam wollen eine Vielzahl von verschiedenen Verbänden in Konstanz ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine bekunden. Deshalb wird am Samstag, den 5. März, um 16 Uhr eine überparteiliche Kundgebung im Konstanzer Stadtgarten stattfinden, an der auch der Konstanzer Experte für Krisenmanagement, Professor Steffen Eckhard, sowie Menschen mit ukrainischen Wurzeln als Gastredner teilnehmen werden.
Jährlich beansprucht das Bodenseeforum (BoFo) einen Zuschuss aus dem städtischen Haushalt von rund 2,5 Millionen Euro. seemoz hat bei den Fraktionen im Konstanzer Gemeinderat nachgefragt, wie sie dazu stehen. Kritische Einschätzungen gab es von LLK, FGL und JFK, die überwiegend für ein Umdenken plädierten und die Daseinsberechtigung des BoFos in Frage stellten.
Hier nun die Stellungnahme der Konstanzer FDP, die drei Sitze im Stadtparlament hat.
Kommentare (5)Kein Versäumnis und kein Fehler des Westens und keine Oligarchen oder Faschistengruppen in der Ukraine sind Gründe für einen Krieg. Es stand kein Angriff auf Russland bevor. Russland befand sich in keiner Notlage. Russland musste sich nicht militärisch verteidigen. Deshalb ist Russlands Angriffskrieg ohne Wenn und Aber zu verurteilen.
In diesen Tagen zeigt die Bevölkerung große Anteilnahme und Solidarität für die Menschen in der Ukraine. Bereits am letzten Donnerstag verkündete OB Uli Burchardt: „Unsere Gedanken sind bei allen Menschen in der Ukraine. Konstanz steht bereit, ein sicherer Hafen für Menschen zu sein, die aus der Ukraine flüchten müssen“. Hier die städtische Pressemitteilung zum Thema in leicht gekürzter Form.
Kommentare deaktiviert für Konstanz hilft! Unterstützung für die Menschen in der UkraineMan vergisst es schnell, die Stadt Konstanz hat ein eigenes Handlungsprogramm Radverkehr, das der rührige Radverkehrsbeauftragte Gregor Gaffga in Einzelkämpfermanier, bis an die Zähne bewaffnet eher mit ganz viel gutem Willen als mit ausreichenden Finanzmitteln, umsetzen soll. Hier aus einer Mitteilung der Stadt einige Projekte, die demnächst das RadlerInnenherz höher schlagen lassen sollen. Einen Rückblick auf Maßnahmen der letzten Monate finden Sie übrigens hier.) Weiterlesen »
Am Montag veröffentlichte der Weltklimarat seinen neuen Bericht. Ergebnis: Es bleibt kaum noch Zeit, wenn wir den Temperaturanstieg auf ein erträgliches Maß begrenzen wollen. Und doch fallen die verantwortlichen Politiker:innen lieber über Aktivist:innen her, die Druck ausüben. „Eine Demokratie lässt sich nicht erpressen“, sagte etwa der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir an die Adresse des Aufständischen der letzten Generation, zudem spielten diese „reaktionären Kräften in die Hand“. Eine Einschätzung. Weiterlesen »
Kommentare (1)In Solidarität mit den Menschen im Kriegsgebiet der Ukraine findet am Sonntag, 6.3.2022 ab 11 Uhr im Foyer der Spiegelhalle des Theater Konstanz die Veranstaltung „Sprache gegen die Tyrannei“ statt. Sprache kann eine scharfe Waffe sein – ob Literatur, Lyrik, Songtext, Vortrag – das Ensemble des Konstanzer Theaters erhebt gemeinsam mit weiteren Gästen die Stimme. Laut, konkret, gegen einen tyrannischen Krieg! Der Solidarität das Wort. Laut gegen die Tyrannei. Die Schriftstellerin Svetlana Lavochkina, aufgewachsen im Südosten der Ukraine, schrieb am 25.2.2022 im Tagesspiegel:“ Wir Schriftsteller aber bleiben nicht stumm wie Fische. Ich hoffe auch auf das Weltgebrüll der Kollegen Literaten – so laut, dass die Tyrannei verstummt.“
Kommentare (1)Pünktlich zum neuen Jahr hat die Stadt Konstanz eine Liste der Verbesserungen für den Radverkehr aus der letzten Zeit vorgelegt (ein Ausblick auf die für die nächste Zeit geplanten Maßnahmen folgt morgen). Hier also die Antwort auf die Frage: „Was hat sich getan?“ Eine Antwort auf die Frage, „und wieso fühle ich mich als RadlerIn in Konstanz immer noch so benachteiligt?“ müssen Sie sich hingegen schon selbst geben. Weiterlesen »
Kommentare deaktiviert für Radverkehr I: Das hat sich in letzter Zeit getanDoch genau das hat die neue Bundesregierung mit Unterstützung der CDU vor, verbunden mit einer Aufrüstung der Bundeswehr. Ein hoch gefährliches Spiel, das eine friedliche Einigung in der Ukraine unmöglich machen könnte. Hier die Rede von Jürgen Grässlin im Wortlaut, Sprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“anlässlich der Kunstaktion „Deutschlands größte Waffenkammer“am 27. Februar 2022 vor dem Deutschen Bundestag.
Es sind zwei gute, nein: sehr gute Menschen, die von 55131 Mainz, An d. Goldgrube 12, aus zum Wohle der Menschheit mit ihren Corona-Impfstoffen werkeln. Sogar die höchste moralische Instanz dieser Republik, der neue und alte Bundespräsident, hat sie mit solchen und ähnlichen Worten plus Orden schon ausgezeichnet. Diese guten Menschen scheinen jedoch mit einer Gier, mindestens so groß wie das Herz, keinen Tatort auszulassen, um auch auf Kosten Dritter noch mehr Geld zu scheffeln: ob im hessischen Marburg oder in Südafrika.
Es ist mal wieder höchste Zeit für ein Konzert, das durchs Ohr direkt ins Hirn (und vielleicht sogar noch ein wenig weiter) dringt. Am Sonntag ist es so weit: Neue Musik in einer gar nicht so richtig alten Kirche, der Holzkirche an der Mainaustraße beim Krankenhaus. Es spielt das Sonemus Trio. Weiterlesen »
In der Ukraine herrscht Krieg, russische Truppen sind in das Land einmarschiert. Heute soll es uns nicht darum gehen, wie es dazu kommen konnte. Nicht darum, wann man ansetzen muss, um die Geschichte zu erzählen, die dazu führte. Nicht darum, wer wann was mit welcher Verbindlichkeit zugesichert hat und wer welche wie berechtigten Sicherheitsinteressen hat. All das ist wichtig, um die Entwicklung zu verstehen und bei all dem ist Streit um die richtige Interpretation unvermeidlich.
Aber wie gesagt: heute geht es uns nicht darum. Heute geht es uns nur darum, dass Krieg ist. Und so kompliziert es ist, die Entwicklung zu verstehen, die dazu führte, so einfach ist es, sich dazu zu verhalten. Wie auch immer, warum auch immer: Krieg ist kein legitimes Mittel der Politik. Krieg ist ein Verbrechen. Auch wenn sich unsere Beurteilung der Vorgänge und Zusammenhänge durch neue Informationen stets wandeln mag und was gestern noch galt, heute schon obsolet sein kann – dieser Grundsatz steht für uns fest. Unsere unverbrüchliche Solidarität gilt den Menschen, die leiden und sterben. Um diese Solidarität zum Ausdruck zu bringen, rufen wir zur Beteiligung an den zahlreichen überparteilichen und zivilgesellschaftlichen Mahnwachen und Kundgebungen für den Frieden auf, die in den kommenden Tagen stattfinden.
Das erscheint wenig, doch wer Gewalt als Mittel der Konfliktlösung ablehnt, dem bleibt nur der Appell an die Verhandlungsbereitschaft der Akteur:innen. Denn all die Abschreckungs- und Aufrüstungspolitik der letzten Jahrzehnte, das sehen wir heute deutlicher denn je, hat es nicht vermocht, den Frieden zu sichern. Gedient hat sie lediglich den Interessen der Rüstungsindustrie, nicht denen der Bevölkerung, weder in der Ukraine, noch in Russland, noch in den NATO-Staaten. Und so fordern wir Russland auf, seine Kampfhandlungen unverzüglich zu beenden und unsere Regierungen, sich für die Rückkehr an den Verhandlungstisch und die Suche nach friedlichen Lösungen einzusetzen. Zugleich fordern wir, einen sicheren Hafen für all diejenigen zu bieten, die es schaffen, sich dem tödlichen Konflikt zu entziehen: Die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und Kriegsdienstverweigernden. All das ist nicht viel, und doch wäre alles andere zu wenig. Zum Krieg kann man nicht schweigen!
Text: MM
Kommentare (17)Die Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Konstanzer Kreistag, die Landtagsabgeordneten Nese Erikli und Dorothea Wehinger, die Grüne Jugend und der Vorstand des Kreisverbands Konstanz sind fassungslos ob des Krieges in der Ukraine. Hier deren Stellungnahme im Wortlaut. Weiterlesen »
Kommentare deaktiviert für Ukraine: Gemeinsame Stellungnahme der GrünenDer völkerrechtswidrige Angriff Putins auf die Ukraine sorgt weltweit für Entsetzen. Über die Ursachen dieses Desasters kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber klar sein sollte für alle, die sich berechtigterweise große Sorgen um den Frieden machen: Krieg löst keine Probleme, im Gegenteil. Stündlich laufen auch bei seemoz Pressemitteilungen ein, die wir unseren LeserInnen wahlweise zur Verfügung stellen, auch am Wochenende. Hier die Pressemitteilung der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen) im Wortlaut. Weiterlesen »
Eine breite Koalition Konstanzer Jugendorganisationen veranstaltet morgen um 18.00 Uhr eine Friedens- und Solidaritätsdemo vor dem Konstanzer Münster. Hier der Aufruf. Weiterlesen »
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