Deutsche Atombomber stoppen!
(Red.) Wer sich derzeit gegen die Aufrüstung ausspricht, hat einen schweren Stand und wird als „Putin-Versteher“ oder halbdebiler Friedensträumer gebrandmarkt. Dennoch, und das auch aus gutem Grund, lädt die Konstanzer Friedensinitiative ein zur Kundgebung: Deutsche Atombomber stoppen – Tanz auf dem Vulkan! Die Kundgebung findet statt am 25.6. ab 16 Uhr auf dem Konstanzer Münsterplatz.
Anlass: Der an diesem Tag stattfindende Offiziersball (www.offiziersball.ch) im Konstanzer Inselhotel. Zitat aus der Einladung: „Die Freude am Tanz verbindet jung und alt“, gesponsort von der Kreuzlinger Rüstungsfirma Mowag-General Dynamics. Es treffen sich aktive und ehemalige Armeeangehörige und VertreterInnen aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die VeranstalterInnen wollen auf die nukleare Aufrüstung aufmerksam machen, so die Anschaffung neuer Tarnkappenjets F-35 für die deutsche Luftwaffe. Sie sollen die im Fliegerhorst Büchel stationierten und modernisierten Atombomben transportieren und abwerfen: ein letzlich tödlich endender „Tanz von Militär und Tod“. Im Kriegsfall wären dadurch Deutschland und gerade auch die Bodenseeregion mit über 20 Rüstungsfirmen bevorzugte Ziele des Gegners. Atomwaffen und die Drohung mit ihrem Einsatz sind gemäß UN-Atomwaffenverbotsvertrag seit Inkrafttreten am 22.Januar 2021 völkerrechtlich verboten. Die Nuklearmächte und Deutschland sind dem Vertrag bisher nicht beigetreten.
seemoz berichtete im Vorfeld hier.
@Maik Schluroff
Meine Aussage bezog sich auf den im ursprünglichen Artikel angesprochenen Atomwaffenverbotsvertrag. Auf den sie sich auch in ihrer ersten Antwort bezogen. Sie münzen dies jetzt auf den Atomwaffensprerrvertrag (NVV), von dem bisher gar nicht die Rede war.
Der Atomwaffensperrvertrag hat doch seit seiner Unterzeichnung kaum einen der Unterzeichner wirklich interessiert. Zumal auch nicht alle Atommächte ihn unterzeichnet haben. Indien, Pakistan und Israel haben nicht unterzeichnet und Nordkorea hat seine Unterschrift zurückgezogen.
Aber um es nochmals zu verdeutlichen, meine ursprüngliche Kritik richtete sich gegen den folgenden Satz aus dem Artikel, welche sich explizit auf den Atomwaffenverbotsvertrag bezieht:
„Atomwaffen und die Drohung mit ihrem Einsatz sind gemäß UN-Atomwaffenverbotsvertrag seit Inkrafttreten am 22.Januar 2021 völkerrechtlich verboten“
Dies liest sich so, als wäre dies ein allgemein gültiger Vertrag, was er nicht ist. Erst im nächsten Satz wir relativiert. Und dies habe ich kritisiert. Da der Artikel mehrere solcher tendenziösen Formulierungen enthält. Kann man den Gesamteindruck bekommen, der Leser soll gezielt in eine Richtung gelenkt werden. Nach dem Motto: Seht her es wird aufgerüstet, dies bedeutet jetzt für uns am Bodensee eine Gefahr und die Atommächte halten sich nicht an Verträge.
Um nicht falschverstanden zu werden, ich fände es auch schön in einer Welt ohne nukleare Bedrohungen zu leben. Aber mit einem Aggressor wie Putin, der mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, und den internationale Verträge nicht interessieren. Da ist es absolut realitätsfremd eine Abrüstung zu fordern. Oder wie wollen sie einen Putin davon überzeugen seine Atomwaffen zu vernichten.
@Matthias Oelschlager
Sie schreiben „Welchen vertraglichen Verpflichtungen sollen die Atomwaffenstaaten nachkommen?“
Zum Beispiel Artikel VI des NVV
https://www.auswaertiges-amt.de/blob/207392/b38bbdba4ef59ede2fec9e91f2a8179b/nvv-data.pdf
Das Auswärtige amt beschreibt diese Verpflichtung so:
„Der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) verpflichtet die Kernwaffenstaaten auf das Ziel vollständiger nuklearer Abrüstung. Im Gegenzug verzichten die Nichtkernwaffenstaaten auf Nuklearwaffen.“
siehe https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/abruestung-ruestungskontrolle/nukleare-abruestung-und-nichtverbreitung/nvv/207054
@Maik Schluroff
Sie haben recht, es wurde schon einige Male ein Atomkrieg verhindert.
Dennoch finde ich den Artikel zu polemisch.
Ihre Formulierung auf meine Kritik zur Bedrohungslage der Bodensee Region finde ich gut. Sie schreiben:
„Deutschland und die Bodenseeregion waren, sind und bleiben bevorzugtes atomares Angriffsziel des Gegners.“
Dieser Satz ist richtiger, und suggeriert nicht im Artikel, dass es erst jetzt eine Bedrohung für den Bodensee Raum gäbe.
Sie führen aus, „ Was folgt daraus? Nichts tun, um Atomwaffen abzuschaffen? Oder vielleicht doch eher, den Druck der Weltgemeinschaft auf die Atommächte zu erhöhen, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen, ernsthafte Schritte zur (nuklearen) Abrüstung zu unternehmen?“
Welchen vertraglichen Pflichten sollend die Atommächte den nachkommen? Sie haben alle den Atomwaffenverbotsvertrag nicht unterschrieben und sind somit keinen vertraglichen Pflichten eingegangen.
Wir sehen im Moment ja, wie dem Herrn im Kreml der Druck großer Teile der Weltgemeinschaft daran vorbeigeht wo die Sonne nicht scheint.
Eine einseitige Abrüstung der westlichen Staaten ist im Moment absolut unrealistisch. Putin würde sich vor freudiger Erregung wohl kaum noch halten können.
Solange nicht alle Atommächte gemeinsam Abrüsten wird dies nur ein feuchter Traum der Friedensbewegung bleiben.
Wie wollen sie z.B. ein international isoliertes Land wie Nordkorea dazu bringen seine Atomwaffen abzurüsten. Für Israel sind sie die Lebensversicherung gegenüber dem Iran. Oder China, Indien und Pakistan, glaubt wirklich jemand das diese Länder im Moment abrüsten würden.
Es gab in den 90zigern eine Phase der Entspannung und zumindest die beiden Großmächte USA und Russland wollten damit anfangen. Diese Zeiten des Aufbruchs sind aber vorbei.
Ob und wann solche Zeiten nochmal kommen, weiß ich nicht. Im Moment ist es aber schlichtweg unrealistisch das irgendwer an Abrüstung denkt.
Zur Kritik an meinem letzten Abschnitt, dieser war nicht auf die Friedensinitiative gemünzt sondern in Voraussicht auf einig Leute, die hier gerne Kommentieren, mit der immer selben Leier
@Matthias Oelschläger
Schon mehrfach ist die Menschheit nur durch Zufall oder die Besonnenheit Einzelner an einem (weltweiten) Atomkrieg vorbeigeschrammt.,
(siehe zum Beispiel: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_military_nuclear_accidents)
etwa weil Radarsysteme einen Mondaufgang fälschlicherweise für einen feindlichen Raketenangriff hielten. Da ist es wohl nicht unangebracht, vor den Gefahren von Nuklearwaffen zu warnen.
Sie tadeln die Wortwahl „Atombomber“ . Sie haben Recht: Korrekt sollte es für Deutschland wohl heissen: „Das Mehrzweckkampflugzeug F-35, in der Variante, die fähig ist, atomar bestückte Lenkkörper abzuwerfen“. Für die meisten Menschen bedeutet „Atombomber“ ein Flugzeug, das Atombomben abwerfen kann. Google zeigt 225.000 Belege für „Atombomber“.
Sie tadeln den Satz „Im Kriegsfall wären dadurch Deutschland und gerade auch die Bodenseeregion mit über 20 Rüstungsfirmen bevorzugte Ziele des Gegners“, Als Begründung für den Tadel geben Sie an, dass in Deutschland ja schon seit 1955 Atomwaffen stationiert sind, und die „Modernisierung“ nichts ändere. Nach dieser Logik sollte also die Friedensinitiave ihren Aufruf ändern in: „Deutschland und die Bodenseeregion waren, sind und bleiben bevorzugtes atomares Angriffsziel des Gegners.“
Was an dem Hinweis auf den UN-Atomwaffenverbotsantrag polemisch sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Außerdem wurde der nicht von „ein paar“, sondern von 122 Staaten befürwortet.
„.. . bringt nur nichts, wenn sich die Atommächte nicht anschließen.“ Was folgt daraus? Nichts tun, um Atomwaffen abzuschaffen? Oder vielleicht doch eher, den Druck der Weltgemeinschaft auf die Atommächte zu erhöhen, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen, ernsthafte Schritte zur (nuklearen) Abrüstung zu unternehmen?
„Beißreflex“ in den letzten Absätzen Ihres Kommentars: In dem Aufruf der Friedensinitiative ist nirgends die Rede davon, wer wem mit Atomwaffen gedroht hat oder gedroht haben soll, und auch nichts von „Aber die NATO oder die USA haben…“
Im Übrigen: Bei der Kundgebung am 25.6. werden eine Reihe von Fakten zur atomaren Abschreckung und zum mehrfach geschehenen „Beinahe-Atomkrieg“ vorgetragen.
Leider mal wieder ein Artikel der nur der Polemik dient, und dazu inhaltlich auch nicht ganz korrekt.
Mit solch einer Polemik versaut man sich halt seine legitime Kritik.
Fängt schon mit dem Begriff „Atombomber“ an. was soll das sein? Diesen Begriff gibt es so nicht, er dient lediglich dazu mehr Schäfer in die Diskussion zu bringen.
Auch suggeriert der Artikel, als würde es sich um die Aufrüstung schlechthin handeln. Tut es aber nicht!
Im Artikel wird so getan, als würde dies Deutschland jetzt zur Zielscheibe machen, wenn man Sätze wie diesen hier liest:
„Im Kriegsfall wären dadurch Deutschland und gerade auch die Bodenseeregion mit über 20 Rüstungsfirmen bevorzugte Ziele des Gegners“
Seit 1955 verfügt Deutschland über Atomwaffen im Rahmen der Nuklearen Teilhabe. Dieser Satus Quo besteht also schon seit geraumer Zeit.
Daran ändert auch der Kauf der Mehrzweckkampfflugzeuge F-35 nichts.
Hier von einer „nuklearen Aufrüstung“ zu sprechen geht an der Sache vorbei. Am Anfang wurden von der Bundeswehr der F-104 Starfighter verwendet, diese wurden später durch den Tornado ersetzt, welcher nun wiederum durch die F-35 ersetz wird. Ein vorhandenes System wird lediglich modernisiert und nicht aufgerüstet.
Die Polemik geht weiter mit dem Hinweis auf den Atomwaffenverbotsvertrag und dem nichtbeitritt der Atommächte und Deutschland.
Es ist zwar schön, wenn sich ein paar Staaten auf solch einen Vertrag einigen, bringt nur nichts, wenn sich die Atommächte nicht anschließen.
Und eines muss abschließend auch noch gesagt werden, es war Putin der mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht hat, nicht der Westen, die NATO oder die USA.
Auf die Drohung Putins wurde sehr verhalten reagiert und selbst keine Drohung ausgesprochen.
Dies nur, da hier ja gerne einige immer noch gerne mit „Aber die NATO und die USA haben“ argumentieren.
Scheint bei einigen Linken so ein Beißreflex zu sein nur um dies gleich vorneweg zu nehmen.