Friedensmanifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht haben vor wenigen Tagen gemeinsam ein „Manifest für Frieden“ initiiert, das bereits mehr als 350.000 Menschen unterzeichnet haben, darunter Franz Alt, Peter Gauweiler, Jürgen Grässlin und Katharina Thalbach. Darin werden baldige Verhandlungen gefordert, um das Gemetzel schnell zu beenden.
Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land. Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder.
Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität. Aber was wäre jetzt solidarisch? Wie lange noch soll auf dem Schlachtfeld Ukraine gekämpft und gestorben werden? Und was ist jetzt, ein Jahr danach, eigentlich das Ziel dieses Krieges? Die deutsche Außenministerin sprach jüngst davon, dass „wir“ einen „Krieg gegen Russland“ führen. Im Ernst?
Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch „Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon überschritten?
Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte.
Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann nicht jetzt? Sofort!
Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!
Wir Bürgerinnen und Bürger Deutschlands können nicht direkt auf Amerika und Russland oder auf unsere europäischen Nachbarn einwirken. Doch wir können und müssen unsere Regierung und den Kanzler in die Pflicht nehmen und ihn an seinen Schwur erinnern: „Schaden vom deutschen Volk wenden“.
Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.
Text: Petition, Sie können hier unterzeichnen. Bild: Nicole Teuber im Pressebereich von Sarah Wagenknecht.
Ein Video von Wagenknecht und Schwarzer ist hier zu sehen.
Als Herausgeber unseres Online-Magazins halten wir insbesondere gegenüber dem Beitrag der Infokneipe-Aktiven fest: Seemoz hat das Friedensmanifest von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht nicht unterstützt, nicht verurteilt und auch nicht inhaltlich bewertet. Wir sehen die Aufgabe unseres Online-Magazins nicht darin, Meinung und politischen Standpunkt unserer Autor:innen und unseres Kollektivs zu verbreiten. Vielmehr wollen wir Debatten anstoßen, dafür Raum geben und so zur Meinungsbildung unserer Leser:innen beitragen. Die aktuell 39 Kommentare zu diesem Thema bestätigen uns hierin.
Vorstand seemoz e.V.
@Dr. Peter Krause: Sie schreiben: „Diese Verursacher tragen letztlich auch die Verantwortung für die auf ALLEN Seiten begangenen Verbrechen, die es ohne den Krieg nicht gegeben hätte.“ Gilt Ihre Aussage nur bezogen auf den Ukrainekrieg, auf ausgewählte andere Konflikte, nur für ausgewählte Konfliktparteien oder hat sie Allgemeingültigkeit?
@Michael Maier
„Heißt das dann konsequenter Weise auch, dass Sie Stalin hiermit rehabilitieren für alle Kriegsverbrechen die er nach Einmarsch der Wehrmacht begangen hat? “
Nein, dass heißt es nicht.
@Anselm Venedey:
Sehr geehrter Herr Venedey, ich möchte Ihnen da gar nicht widersprechen. Man kann das so sehen. Auf der anderen Seite wollen wir alle in einer Demokratie mit uneingeschränkter oder zumindest ausgeprägter Meinungsfreiheit leben.
in den letzten drei Jahren haben sehr viele Menschen, in meiner Erinnerung auch Sie, Haltung gezeigt und wähnten sich auf der richtigen Seite. Die wenigsten können sich bis heute eingestehen, dass sie in vielen Punkten mehr als überzogen haben, oder um es in den Worten Herrn Lauterbachs zu formulieren, befolgten oder befeuerten gar, mit unter schwachsinnige Regeln. Viele wie auch der Gesundheitsminister sagen heute, man hätte es damals nicht besser wissen können, wenngleich einige namhafte aber diskreditiere Wissenschaftler früh gewarnt hatten. Ein Teil der Bürger hängt in meiner Wahrnehmung sogar noch immer in der Schleife. Ich erinnere mich noch gut daran wie viele Mitbürger in Konstanz am 3.10.2020 Haltung gezeigt haben. Diese Menschen tragen m.E. einen Teil der Verantwortung für das was wir Jungen und Alten in der Folge zugemutet haben, von dem die Meisten spätestens heute wissen, dass es bereits damals falsch war. Am Ende richtet uns alle die Geschichte, unsere Kinder und die Gläubigen von uns der Herr.
Nicht dass Sie mich falsch verstehen, Haltung ist für mich nicht zwangsläufig eine Untugend. Wenn wir für unsere Haltung aber bereit sind die Demokratie über Bord zu werfen wird es schnell gefährlich. So habe ich auch die Äusserungen von Herrn Prantl verstanden. Nun ist aber Krieg das Thema und nicht Corona, dennoch gleichen sich in meiner Wahrnehmung die Muster. Herr Reinhardt verwies am 26.2. hier auf die Ausführungen von Stephen Kinzer. Dieser Krieg bzw. unser Umgang damit spaltet wieder die Gesellschaft. Immerhin spielt dieses Mal die Wissenschaft (oder was man als solche zugeschrieben hätte) eine untergeordnete Rolle und der Debattenraum erscheint größer. Dennoch funktionieren die Schubladen Querdenker, Aluhut, Nazi, Putinversteher usw. noch immer erschreckend zuverlässig und die meisten Journalisten zeigen wieder Haltung und ergreifen Partei für die eine Seite. Ist das unsere Zukunft? Haltung von der Wiege bis zur Bahre? Willkommen im Postfaktischen? Die aktuellen Bestrebungen der sog. Faktenfinder auf EU Ebene stärker zusammen zu arbeiten erinnern mich doch sehr an George Orwells Warnung. Selbige lagen bei Corona allzuoft vollkommen daneben, wie z.B. beim Umgang mit der Laborhypothese. Ob sie bezüglich MH17, Butcha usw. ihrem eigenen Anspruch gerecht werden wird die Geschichtsschreibung zeigen.
Bewahren Sie Ihre Haltung, tragen Sie dann aber bitte auch Verantwortung für das was Sie unter Umständen damit Anderen und am Ende uns allen aufbürden.
@Michael Maier
„Ich fürchte wenn sich die Kritiker Wagenknechts durchsetzen rutscht die Linke auf Bundesebene in die Bedeutungslosigkeit“
Ich erwarte von einer Partei- zumal von einer, die sich links nennt – dass es nicht ständig darum geht, Wählerbefindlichkeiten hinterherzulaufen. Das tun die etablierten Parteien ja zur Genüge. Es geht darum, was man für richtig und was für falsch erachtet: In der Welt, im Bund, im Land, in den Kommunen…
Michael Maier – Danke für den Link.
Die 67% der Wählerschaft, wie die anderen Prozentangaben zu Meinungen und Parteizugehörigkeit sind ein bisschen kritisch zu betrachten. Bei dieser Umfrage wurden insgesamt 2006 Menschen befragt, die jeweils angaben eine von 6 Parteien zu wählen. Bei dieser Korrelation geht m.E. die Repräsentativität verloren und die 67% mögen für die Befragten stimmen, sind aber nicht übertragbar auf eine gesamte Wählerschaft.
Hier im Forum wird immer wieder direkt oder indirekt der Ausschluss von Frau Wagenknecht aus der Linken gefordert. Vielleicht sollte man sich mal damit auseinandersetzen wie es die Wählerschaft sieht. Der böse Herr Reitschuster hat mal wieder eine Insa Umfrage in Auftrag gegeben und siehe da, 67% der Wählerschaft der Linken unterstützt das Manifest. Ich fürchte wenn sich die Kritiker Wagenknechts durchsetzen rutscht die Linke auf Bundesebene in die Bedeutungslosigkeit. Ein Teil dieser Wählerschaft wird dann womöglich bei der AFD landen. Schuld ist dann natürlich wieder Frau Wagenknecht und die dumme Wählerschaft. Vielleicht sollten sich die Wagenknecht Kritiker eher den Grünen anschließen, da wären sie in einigen aktuellen Themen offensichtlich gut aufgehoben. Dann könnte der Wagenknechtflügel womöglich Wähler zur Linken zurück holen. Aber dann bliebe da natürlich auch die böse Querfrontgefahr.
https://reitschuster.de/post/deutsche-gespalten-ueber-manifest-fuer-frieden/
danke für den Kommentar der Infokneipe. Dass dieses Manifest unhinterfragt und von der Redaktion unkommentiert hier veröffentlicht wurde, hatte mich sehr fassungslos gemacht. Inhaltlich kann ich ihm so nicht folgen, den beiden Akteurinnen schon gar nicht. Frau Wagenknecht macht die Linke für mich unwählbar, da sie dort offensichtlich immer noch ihre Anhänger hat, die eine Distanzierung oder einen Ausschlussantrag unmöglich machen. Frau Schwarzer war mir schon vor 40 Jahren suspekt ungeachtet ihrer Verdienste. Ihre heutigen Äußerungen sind nur die logische Folge und Weiterentwicklung ihrer damals schon vertretenen Positionen. Wir brauchen Frieden! Dieses Manifest aber spaltet einfach nur unsere Gesellschaft nach bester Querfrontmanier.
@Dr. Peter Krause
interessante These die Sie da vertreten. Heißt das dann konsequenter Weise auch, dass Sie Stalin hiermit rehabilitieren für alle Kriegsverbrechen die er nach Einmarsch der Wehrmacht begangen hat? Ich fürchte wenn wir dieser Logik folgen, enden wir alle in der Barbarei.
Nochmals vielen Dank an den Seemoz – auch dafür, dass hier zu diesem sehr ernsten Thema eine lebhafte und überwiegend sachliche Diskussion stattfinden kann (danke auch insbesondere an Herrn Faulhaber für seinen ausgewogenen und fundierten Kommentar in Bezug auf die Friedensbewegung der 80erjahre).
Eine Anmerkung hätte ich jedoch: Es wäre einer sachlichen Diskussion zuträglich, wenn jeder, der sich daran beteiligt, seinen Klarnamen angäbe. Ich dachte eigentlich, dass dies eine Vorbedingung für die Teilnahme an der Diskussion sei. Auch die hier verlinkte Gegenpetition wurde anonym gestartet, wofür ich im Interesse einer offenen und sachlichen Auseinandersetzung zum Thema Ukraine kein Verständnis habe, zumal die Initiatorinnen der Ausgangspetition für diese öffentlich Verantwortung übernehmen und dafür auch massive öffentliche und persönliche Anfeindungen in Kauf nehmen.
Ein breites Bündnis umfasst nun einmal viele unterschiedliche Strömungen, das ist per definitionem so. Auch die (damals riesige) Friedensbewegung der 1980er Jahre hatte etliche zweifelhafte Figuren in ihren vordersten Reihen: den grün-braunen Öko-Bauern Baldur Springmann etwa oder den ehemaligen DDR-Dissidenten Rudolf Bahro, der seinerzeit das schlichte und unkomplizierte Leben in Nordkorea so toll fand – aber sie hat trotzdem viel dafür getan, den pazifistischen Grundgedanken in dieser unseren jahrhundertelang fast pausenlos Kriege führenden Gesellschaft wenigstens vorübergehend zu verankern. Der grösste Brandbeschleuniger für den dramatischen Rechtsruck hierzulande ist nämlich der Militarismus – und der wird derzeit von einer Allparteienallianz aus SPD, FDP, Grünen, CDU, CSU, AFD und der Parteiführung der Linken geradezu lustvoll befeuert…
@Helmut Reinhardt
Die Geschichte lehrt, dass in Kriegen von allen Beteiligten Verbrechen und Gräueltaten begangen werden. Der Krieg führt zu einer Verrrohung von Menschen.
Dennoch ist es wichtig, die Verursacher eines Krieges zu benennen. Diese Verursacher tragen letztlich auch die Verantwortung für die auf ALLEN Seiten begangenen Verbrechen, die es ohne den Krieg nicht gegeben hätte.
Im konkreten Fall hat Putin mit seinen Getreuen den Krieg begonnnen und die Ukraine angegriffen. ER, seine Getreuen und die von ihm losgelassene Soldateska sind somit für das daraus folgenden Leid und für die Verbrechen verantwortlich, sie tragen die Schuld.
«Putin & Zelensky: Sünder und Heilige, die in unsere historische Erzählung passen»
Mahnende Sätze des amerikanischen Journalisten Stephen Kinzer, die nicht nur die US-amerikanischen Medien angehen.
«…Man mag den Politikern in Washington verzeihen, dass sie sich auf den Kriegspfad der Ukraine begeben haben («Politicians in Washington may be forgiven for jumping onto the Ukraine warpath»). Sie gehen davon aus, dass die Wähler, die dringendere Sorgen haben, sie nicht bestrafen werden – und dass die Waffenhersteller sie reichlich belohnen. Weniger verzeihlich ist die Haltung der Presse. Anstatt die ihr zugedachte Rolle zu spielen und unbequeme Fragen zu stellen, hat sie sich weitgehend als Cheerleader für die offizielle Ukraine-Darstellung betätigt.
Fast die gesamte Berichterstattung an der Front erfolgt von „unserer“ Seite aus. Wir lesen eine endlose Flut von Berichten über russische Gräueltaten und andere Ungeheuerlichkeiten. Viele davon sind zweifellos zutreffend, aber das Ungleichgewicht in der Berichterstattung verleitet uns zu der Annahme, dass die ukrainische Armee keine Kriegsverbrechen begeht. Einem Bericht von Amnesty International über den Einsatz von menschlichen Schutzschilden durch die ukrainische Armee im Kampf wurde mit Empörung und Verdammung begegnet. Die Botschaft ist klar: Die Gerechtigkeit ist auf der einen Seite, also muss die Berichterstattung vom Feld dies widerspiegeln.
Viele, die über diesen Konflikt schreiben, scheinen zu glauben, wie ihre Vorgänger während des Kalten Krieges, dass die US-Regierung ein Team ist und dass die Presse ihre Aufgabe darin sieht, den Sieg unseres Teams zu sichern. Diese Ansicht ist der Tod für den Journalismus. Die Presse sollte in niemandes Team sein. Unsere Aufgabe ist es, offizielle Darstellungen zu hinterfragen, nicht sie gedankenlos zu verstärken. Das ist der Unterschied zwischen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit (public relations).
Für diejenigen unter uns, die als Kriegsberichterstatter in einer Zeit tätig waren, in der über Konflikte aus verschiedenen Perspektiven berichtet wurde, ist die Einseitigkeit der Berichterstattung über die Ukraine besonders auffällig. Ich habe über Sandinisten und Contras, Serben und Kroaten, Türken und Kurden berichtet. Diese Erfahrungen lehrten mich, dass in Konflikten keine Seite ein Monopol auf Tugendhaftigkeit hat.
Heute wird den Amerikanern das Gegenteil erzählt. Wir werden mit einem kindlichen Narrativ gefüttert, in dem alle Tugend auf der einen Seite ist und alles Böse auf der anderen.
Der Widerwille der meisten Kriegsberichterstatter, über den Ukraine-Krieg von beiden Seiten zu berichten, spiegelt sich auf den Leitartikelseiten und in den Meinungsbeiträgen. Keine große Zeitung scheint grundlegende Fragen zu diesem Krieg zu stellen…»
https://responsiblestatecraft.org/2023/02/21/we-made-putin-our-hitler-zelensky-our-churchill-and-the-media-fell-in-line/
Übersetzt mit Hilfe von http://www.DeepL.com/Translator , ein Produkt aus Köln, das zuverlässiger zu sein scheint als «Google-Translate», das die Faktenfinder-Experten der Tagesschau bei der Bearbeitung des Hersh-Berichts zu Nord Stream anscheinend verwendeten. https://twitter.com/Samy_t42/status/1628793121965211649
Liebe Infokneipe, den Heribert Prantl solltet ihr auch noch niedermachen, auch wenn er nicht unterzeichnet hat, der verteidigt das Manifest! Aber den habt ihr wahrscheinlich eh schon auf dem Schirm weil er Euch, bezogen auf Corona, Debattenräume und die eigentlich jetzt anstehende antifaschistische Aufarbeitung der zahlreichen Grundgesetzwidrigen Maßnahmen, bestimmt schon als Querfrontschwurbler negativ aufgefallen ist.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/sendungen/kommentare/Kommentar-Manifest-fuer-den-Frieden-ist-weder-naiv-noch-unmoralisch,manifestfuerdenfrieden100.html
und im Fall ihr es übersehen habt, das sagte er u.a. zu Corona:
https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/prantl-zu-corona-urteil-ich-bin-unglaeubig-empoert-zornig-li.198750
So ein Querfrontler dieser Prantl!
https://weact.campact.de/petitions/manifest-gegen-das-manifest-von-wagenknecht-und-schwarzer?source=whatsapp-share-email-button&time=1677056251&utm_medium=recommendation&utm_source=rec-wa
PM: Kein falscher Frieden mit Wagenknecht und Schwarzer
Die Infokneipe des Contrast ist entsetzt: Obwohl eine friedenspolitische Ausrichtung als Lösungsansatz für den Krieg in der Ukraine eine legitime linke Forderung darstellt, darf diese aus unserer Sicht niemals einer politischen Querfront geopfert werden.
Daher haben wir mit Erschrecken zur Kenntnis genommen, dass aus unserem Unterstützer:innenkreis das lokale Online-Blatt Seemoz das „Friedensmanifest“ von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht am 14. Februar unkommentiert 1:1 geteilt und auf deren Petition verlinkt hat. Wir distanzieren uns entschieden von diesem Manifest.
Nein, Querfront wird nicht dadurch weniger schlimm, dass es nicht mehr um Covid geht und vermeintliche Friedenskoryphäen wie Jürgen Grässlin oder Christoph Butterwegge mitunterzeichnen: Beim Duo Schwarzer/Wagenknecht muss anno 2023 allen Beteiligten klar sein, dass diese eine politische Agenda verfolgen, deren Kalkül munteres Fischen am rechten Rand klar mit einschließt. Halbherzige Distanzierungen von Tino Chrupalla (AfD), der das Pamphlet, wie zu erwarten war, als Bühne nutzte, helfen da nicht.[1]
Für uns ist klar, dass es deshalb einer selbstkritischen Aufarbeitung des Vorgangs seitens Seemoz bedarf, da mit der unkritischen Verbreitung dieses Manifests die eigene Plattform genutzt wurde, um für die aus dem Manifest resultierende Querfront zu werben. Auch hiervon distanzieren wir uns entschieden.
Wir begreifen unsere Infokneipe-Veranstaltungen als antirassistischen und queerfeministischen Schutzraum. Die Ausfälle von Wagenknecht und Schwarzer in der jüngeren Vergangenheit sind Grund genug, dass ein progressives Medium deren Ergüsse nicht unkritisch übernehmen sollte.
Das passt schon damit nicht zusammen, dass kurz zuvor ein (zurecht) kritischer Artikel bezüglich Schwarzers Positionen auf Seemoz erschien und andererseits Seemoz seit Jahren die örtlichen Aktivitäten von Fridays For Future zumeist solidarisch begleitet – jene Organisation, die von Millionärin Wagenknecht als abgehoben betitelt wird.
Wir ziehen eine Analogie, die für Seemoz verständlich sein dürfte: Es gibt genügend linke Kritik an der Free-Tibet-Bewegung und an brauner Esoterik, die Seemoz seit Jahren sehr minutiös aufarbeitet und transportiert. Wurde ohne kritischen Bezug zum Dalai Lama etwa dessen positive Haltung zur Covid-Impfung transportiert? Dies geschah glücklicherweise nicht. Solch politisches Fingerspitzengefühl erwarten wir als Infokneipe auch in Friedensfragen.
Offener und verdeckter Rassismus bei den Initiatorinnen
Sowohl Schwarzer als auch Wagenknecht fielen in der Vergangenheit mit rassistischen Bemerkungen auf. Während Schwarzer nach der Silvesternacht von Köln im besten Stile einer Polizeieinsatzleitung nach der „Herkunft der Täter“[2] fragte, verwechselte Wagenknecht Asylrecht mit Gastrecht (Zitat:
„Wer Gastrecht missbraucht, hat Gastrecht verwirkt.“[3]), um sich vermeintlich positiv vor AfD-Sympathisant:innen zu profilieren. Gegenwind und eine Parteitagstorte 2016 kamen vor allem von geflüchtetensolidarischen Linken.
Schwarzer äußerte in der Vergangenheit, dass Flucht „die Unterdrückung der Frau“ nach Deutschland trage.[4] 2021 nahm Wagenknecht Boris Palmer, der immer wieder von rechts Applaus bekommt, gegen Rassismusvorwürfe in Schutz.[5] Die Liste ließe sich weiter fortführen. Für derlei Positionen wurde sie unter anderem vom ehemaligen linken Bürgermeisterkandidaten Luigi Pantisano zurecht kritisiert.[6]
Kampagnen gegen queere Schutzräume, Geflüchteten-Soli und linke Jugendkultur
Alice Schwarzer führt seit Langem eine Kampagne gegen die Selbstbestimmung von Trans*-Menschen.[7] Jenes Thema sowie die Unterstützung grüner Kernanliegen und geflüchteten-freundliche Positionen junger Linker waren wiederum Angriffspunkte von Sahra Wagenknechts rechtspopulistischem, mitnichten antikapitalistischem Bestseller „Die Selbstgerechten“. In diesem wirft Millionärin Wagenknecht etwa den Aktivisti von Fridays For Future Dekadenz und Abgehobenheit vor.[8] Erneut kam Beifall von rechts.
Unsere Veranstaltungen werden nebst anderen auch von Fridays For Future mitgetragen, die regelmäßig ideologische Zielscheibe von AfD, Nazis & co. sind. Einsicht findet sich bei Wagenknecht vergebens. Vielmehr sind ihre Social-Media-Accounts voll von regelmäßigen Beiträgen, die Rechtspopulist:innen und Nazis in ihrer Kritik an jungen Umweltaktivist:innen und Antifas noch befeuern.
Querfrontkanzlerin Wagenknecht
Unlängst titelte Wagenknechts Conterfey auf dem rechtsradikalen Magazin „Compact“ mit der Überschrift „Die beste Kanzlerin“[9]. Distanz hierzu: Fehlanzeige. Es ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass Wagenknecht um die Gründung einer Querfrontpartei bemüht ist[10], die wahrscheinlich im Stile Marine le Pens französischem RN national und sozial ausgerichtet sein will..
Jürgen Todenhöfer und dessen Tanz mit Putins politischem Vorbild Augusto Pinochet
Da wundert es auch nicht, dass zu den Erstunterzeichner:innen, offenbar ganz in der Gunst der Initiatorinnen, Jürgen Todenhöfer gehört, der sich in Chile mit Augusto Pinochet traf oder auch krude Sympathien für den IS äußerte.[11] Dass derselbe Todenhöfer Recep Tayyip Erdoğan hofiert, ist beileibe kein Punkt, um ein Auge zuzudrücken.[12]
Da die friedenspolitische Querfront sich auch mit Leuten gemein macht, die die Schuld ausschließlich bei den USA suchen und teils Putin immer noch aus der Verantwortung nehmen, sei hier noch einmal angemerkt: Putin äußerte in der Vergangenheit mehrfach, dass Augusto Pinochet sein großes politisches Vorbild sei.[13] Für die weniger Geschichtsbewanderten erinnern wir: Faschist Pinochet putschte sich mit Unterstützung der USA 1973 an die Spitze von Chile, um den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende zu entmachten.
Linke, Gewerkschafter:innen und andere Oppositionelle wurden in Chile interniert, gefoltert, ermordet und fielen Terroranschlägen zum Opfer, während ein Militärstaat errichtet wurde. Wie selbsternannte Linke diesen Aspekt Putins Machtausübung permanent übersehen können und null thematisieren, ist uns unbegreiflich.
Lafontaine und Gauweiler dürfen in der Liste nicht fehlen
Daneben finden sich weitere schauderhafte Erstunterzeichner:innen: Etwa Wagenknechts Ehemann Oskar Lafontaine, der u. a. 1993 die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl ermöglichte, da er ohne Not als SPD-Oppositionsführer für die CDU die Mehrheiten beschaffte, statt Asylunterkunft-anzündende Nazis dingfest zu machen.[14]
Auch in seiner Zeit als Linkspartei-Promi tat Lafontaine sich immer wieder mit allerlei nationalistischen und rassistischen Tönen hervor. 2020 etwa schoss er gegen geflüchtete Kinder mit der rassistischen Rechnung, dass ein geflüchtetes Kind 5.000 Euro pro Monat koste.[15]
Außerdem taucht bei den Erstunterzeichner:innen der Ex-CSU-Abgeordnete Peter Gauweiler auf, der 2014 Verständnis für die Annexion der Krim zeigte.[16] Jetzt ist er plötzlich für Frieden. Das ist der Mensch, der offen zugab, dass er die schwule Szene in den 1980ern zerschlagen wollte. Eine von ihm federführend mitgestaltete Hetzkampagne führte dazu, dass Homosexuelle, Prostituierte und Drogenabhängige noch bis 2001 in Bayern zum Aidstest gezwungen werden konnten.[17] Daneben bezeichnete Gauweiler 1983 Obdachlose als „soziallästig“.[18]
Dies sind nur einige Beispiele eines fragwürdigen Haufens, der mit antifaschistischen Maßstäben einer genauen Betrachtung unterzogen werden muss. Mit Blick auf den allgemeinen Rechtsruck, der seit der Gründung der AfD vor zehn Jahren zu beobachten ist, fordern wir alle antifaschistischen Kräfte und Organisationen auf, dieser gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen und diesen Anspruch nicht auf dem Altar vermeintlicher Tagespolitik einer Querfront zu opfern, die wir zu Pandemiezeiten noch gemeinsam entschieden bekämpft haben. Als Infokneipe werden wir dies weiterhin tun.
Wir rufen deshalb alle antifaschistischen, linken Gruppierungen dazu auf, sich öffentlich von diesem Querfrontmanifest zu distanzieren und diesem keine Plattform zu bieten. Dies gilt auch für die Redaktion des Seemoz.
Rotschwarze Grüße
Die Aktiven der Infokneipe im JugendKultur e. V. Contrast
Quellen
[1] https://www.endstation-rechts.de/news/querfront-traeume-das-manifest-von-wagenknecht-und-schwarzer
[2] https://www.aliceschwarzer.de/artikel/das-sind-die-folgen-der-falschen-toleranz-331143
[3] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sahra-wagenknecht-zum-asylrecht-die-gast-rechte-a-1071614.html
[4] https://www.aerzteblatt.de/archiv/182847/Alice-Schwarzer-Die-Grenzen-sind-gefallen
[5] https://www.fr.de/politik/boris-palmer-sahra-wagenknecht-gruene-linke-partei-ausschluss-rassismus-ob-tuebingen-90573977.html
[6] https://taz.de/Linken-Politiker-ueber-Sahra-Wagenknecht/!5764666/
[7] https://www.queer.de/detail.php?article_id=43971
[8] https://www.spiegel.de/kultur/literatur/sahra-wagenknecht-ueber-identitaetspolitik-und-fridays-for-future-die-selbstgerechte-a-051fe51e-6a19-4f2a-ad93-c58b79593fad
[9] https://www.compact-shop.de/shop/compact-magazin/compact-12-2022-die-beste-kanzlerin/
[10] https://www.fr.de/politik/die-linke-ex-fraktionschefin-sahra-wagenknecht-neue-partei-treffen-leipzig-politik-zr-91958196.html
[11] https://taz.de/Parteigruender-Juergen-Todenhoefer/!5798118/
[12] https://www.volksverpetzer.de/analyse/team-todenhoefer-oezil/
[13] https://krautreporter.de/4307-putins-kriege-eine-chronik-des-grauens
[14] https://taz.de/Der-Asylkompromiss-von-1993/!5853601/
[15] https://kurier.at/politik/ausland/lafontaine-jedes-fluechtlingskind-kostet-5000-euro-pro-monat/401056857
[16] https://www.zeit.de/politik/ausland/2014-09/gauweiler-krim-reiseverbot
[17] https://www.queer.de/detail.php?article_id=43976
[18] https://taz.de/Gauweiler-als-Saubermann-der-Nation/!1839723/
Meine Empfehlung an einen hier seit Wochen zwanghaft missionarisch auftretenden Nachhilfe-Oberlehrer: Einfach mal die Gosch halten!
@Nordstream und Bericht von Seymour Hersh
Die Faktenfinder der Tagesschau können kein Englisch oder verstehen nichts von der Materie:
„Anmerkung: In einer früheren Version war von Sprengstoff „in Form von Pflanzen“ die Rede. Dabei handelte es sich um einen Übersetzungsfehler. Hersh schreibt von „plant shaped C4 charges“. Das Wort „plant“ ist in diesem Fall jedoch nicht mit „Pflanze“ zu übersetzen, sondern mit „platzieren“. Der Absatz wurde korrigiert.“
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/nord-stream-explosionen-hersh-101.html
„Unfassbar, was für Einfaltspinsel sind da angestellt??“
https://twitter.com/RoPoppZurich/status/1628823106411286529
Sahra Wagenknecht hat wiederholt eine Frage aufgeworfen, die mich auch beschäftigt: „wo bleibt die Friedensbewegung in unserem Land?“ Ich bin erleichtert, dass sie und Alice Schwarzer eine Initiative starten, der sich Gleichgesinnte anschließen (Rechtsradikalität wird übrigens eindeutig abgelehnt). – Ich habe den 2. Weltkrieg als Kind erlebt – und erinnere mich sehr wohl an historische Ereignisse. Ich kenne die Durchhalteparolen im „3. Reich“ – und dagegen wurde „NIE WIEDER KRIEG“ mein tiefstes Verlangen. Außer der Angst um mich und um mir nahestehende bes. auch jüngere Menschen wünsche ich KEINEM Land diese grausame Vernichtung, und ich bin mir auch der enormen Gefahr der immer schlimmeren Waffen für die Menschheit und für viele Lebewesen bewusst. –
Je mehr der Krieg in der Ukraine eskaliert (und sich ausdehnt?) desto schwerer wird es sein, zu verhandeln; und gerade deshalb eilt es!
Und es eilt, weil immer mehr Menschen sterben! Vermutlich nimmt auch die Kriminalität in diesem Zusammenhang zu (Berichte über die deutsche Wehrmacht und Analysen von Horst Eberhard Richter).
Mit Sicherheit nehmen diese Menschen, die für Verhandlungen plädieren, das, was uns von Vergewaltigungen berichtet wird, sehr ernst. Aber wann und wie soll es zu einer Befreiung davon kommen, wenn nicht durch Deeskalation?
Friedrich Küppersbusch mit neuer Sendung – leider nicht im Öffentlich-Rechtlichen:
„Über #Journalismus im #Krieg, einen peinlicher Patzer vom
@derspiegel und dem @heutejournal, sowie das Recht zur Demonstration ..“
https://twitter.com/KueppersbuschTV/status/1628713082468896768
Hier ein guter Tweet von Jutta Ditfurth:
Typisch für Deutschland und seine Geschichte, dass ein #AufstandFürDenFrieden eine nationalistische Querfrontblähung ist und keine emanzipatorische, internationalistische wirklich antimilitaristische Erhebung. Dass es für eine solche Position kaum Sauerstoff zu geben scheint
«Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg?» Anders als von vielen hiesigen Talkshow- und Sesselstrategen wird die Atomkriegsgefahr von der US-amerikanischen Regierung durchaus gesehen und ernstgenommen, wie die leicht zu übersehende Verlautbarung zu Bidens Besuch in Kiew erkennen lässt: „…in an effort to avoid any miscalculation that could bring the two nuclear-armed nations into direct conflict…“
https://apnews.com/article/russia-ukraine-zelenskyy-biden-f00af220669457d5ba07127c7e57a27b
Der Text “basic communication with the Russians occurred to ensure deconfliction” wurde von APNews inzwischen etwas „passender“ gemacht mit „national security adviser Jake Sullivan said that it notified Moscow of Biden’s visit to Kyiv shortly before his departure from Washington “for deconfliction purposes”“, abweichend zur ersten Version der Meldung – mit Russland verhandelt man nicht als US-Regierung, man informiert „nur“. Zur Absicherung waren und sind jedoch höchst wahrscheinlich Verhandlungen mit Russland, vermutlich noch umfangreicher als bei sonstigem Besuch von Politprominenz, dem Besuch von Biden vorausgegangen und im Gange. Aber die Inszenierung muss stimmen, „Air raid sirens blared across the Ukrainian capital as Biden visited Kyiv, although there were no reports of Russian missile or air strikes.“ https://twitter.com/Reuters/status/1627644340712382464
weiter frage ich mich sehr besorgt, was man für diesen Frieden noch alles in Kauf nehmen würde – wenn die Selbstbestimmung und Souveränität einer Nation sowie der Angriff der europäischen Friedensordnung okay sind. Alice Schwarzer ist ja nicht gerade unbekannt für ihre diskriminierenden Ansichten zu Trans* Personen. Andererseits ist sie auch bekannte Feministin. Wo ist also die Grenze? Recht auf Selbstbestimmung opfern okay, Trans-Rechte im Notfall vielleicht auch okay? Aber Frauenrechte nicht?
Wie würde das Manifest lauten, wenn Putins Forderung wäre, dass Frauenrechte einfach nicht mehr existent wären und damit dann „Frieden“ geschaffen würde? Welcher Logik folgt das ganze?
Das schweift natürlich vom direkten Thema ab, aber macht mir trotzdem Sorge…
@Dr. Peter Krause danke für den Kommentar, der hat erstaunlich gut auf den Punkt gebracht, wofür ich keine guten Worte gefunden habe und woran ich mich aber gestört habe. Ich finde, man darf solche Überlegungen machen – aber es hinter dem Friedensgedanken zu machen, finde ich brandgefährlich
ich bin wirklich enttäuscht, dass dieses Manifest hier gepostet und unterstützt wird.
Die Forderung, dass beide Seiten Zugeständnisse machen, wenn dabei einem Land seine Souveränität und Selbstbestimmung abgesprochen wird, ist erschreckend und kommt offensichtlich aus einem warmen deutschen Wohnzimmer und nicht aus einem Bunker, in dem man seit Monaten um sein Leben bangt.
Hier fragt man sich, ob denn die Reden und Veröffentlichungen Putins gemals gelesen wurden? Ob die Geschichte genauer und die gescheiterten „Friedensverhandlungen“ bisher beleuchtet wurden?
Was hier gefordert wird, ist ein Diktatfrieden. Vereinfacht gesagt lese ich hier, dass sich „die halbe deutsche Bevölkerung“ auf die sich bezogen wird, einfach keine Lust mehr hat sich mit dem Thema zu beschäftigen. Denn ginge es um wirklichen Frieden, wäre man nicht bereit Unterwerfung, Tote und einen massiven Einschnitt in die Grundrechte und Freiheit der Ukrainer*innen in Kauf zu nehmen.
Dieses Manifest ist ein Schrei nach „Frieden“ für uns nicht Betroffene, aber um die Ukrainer*innen geht es in keinem Wort.
Wie bequem – dann könnte man das Thema endlich abhaken, ist ja schon ein Dorn im Auge unseres bequemen warmen Wohnzimmer-Lebens gerade. Und dann soll man sich noch Gedanken machen…
Und das ist peinlich, unsolidarisch und ehrlich gesagt einfach absurd. Und ich bin enttäuscht, dass der Seemoz hier scheinbar keinen Blick dahinter wirft – ist es nicht sonst ein kritisches Magazin?
Ich würde hier vom Journalismus erwarten, dass auch folgende Fragen geklärt werden: Welche Daten hat man über Diktatfrieden? Hat das jemals funktioniert? Was sind die Kosten, wenn Russland (und daraus machen sie nicht mal ein Geheimnis) sich noch weitere Gebiete holt? Wo sind Belege, dass die Gräueltaten unter einer Besetzung aufhören würden? Und wie kommt man überhaupt auf die Idee, dass man die Selbstbestimmung eines Landes opfert, damit ein anderes Land (obwohl ich den Angriff nicht auf das ganze Land beziehen will) seine Großreichfantasien ausleben kann? Es zuzulassen, dass ein Putin gegen jegliche Friedensabkommen verstößt, ihnen dann einen Freifahrtsschein geben will? Ich hoffe die Beantwortung dieser Fragen im Zuge ausgiebiger Recherche würde dann die Veröffentlichung eines solchen Manifests sowieso nichtig machen.
„Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen?“
– sein Ziel: die Verteidigung seines Landes, aber das wird schön weggelassen. Um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Ich glaube hier wurde etwas vertauscht – Russland hat die Ukraine angegriffen und tut dies auch weiterhin.
„Wie viele rote Linien sollen noch überschritten werden?“
die Verteidigung des eigenen Landes ist eine rote Linie? Aber die Vergewaltigung, Tötung, Massakrierung nicht?
Ich weiß hier weder wo ich anfangen, noch wo ich aufhören soll.
Ich kann nur für mich schlussfolgern – ein Diktatfrieden hat nichts mit Solidarität und nichts mit Frieden zu tun! Und die Veröffentlichung russischer Propaganda nichts mit einem kritischen Journalismusmagazin.
Dieser Konflikt spaltet wieder einmal die Menschen in Deutschland. Das ist leider nicht das erste Mal, wir erinnern uns an Corona, Energiewende, Asyl-und Flüchtlingspolitik und andere Reizthemen Die Vorgehensweise ist aber immer dieselbe, die Main-Stream-Medien geben den Takt vor, füllen Sendezeiten und hämmern die gewünschten Informationen Tag für Tag in unsere Köpfe. Kritische Stimmen lässt man entweder nicht zu Wort kommen oder diese werden in medialen Gladiatorenkämpfen platt gemacht. Brot und Spiele – das kennt man schon aus der Antike. Das ist leider auch die mediale Realität im 21. Jahrhundert. Wir haben es aber in der Hand, indem wir möglichst viele Quellen für unsere Meinungsbildung heranziehen. Was ich leider auch in diesen Kommentaren beobachte, sind emotionale Ausrutscher einiger Kommentatoren. Reaktionen, die in Beleidigungen münden, sind nicht zielführend. So darf man mit anderen Menschen und anderen Meinungen nicht umgehen. Keiner hat die Weisheit für sich gepachtet. Deshalb bitte durch Fakten überzeugen. Zuviel Adrenalin vernebelt den Verstand und macht es unmöglich, die besten Lösungen zu finden.
Nun ja, Frau Wagenknecht ist nun mal der feuchte Traum der Linken, obwohl sie brauner ist, als die rote Sittenpolizei erlaubt. Zusammen mit Oma Alice stellt sie ein sozialistisches Heiligenbild dar, dem man jeden Schwachsinn und jeden Opportunismus verzeiht. Hauptsache, man kann noch ein bissel weiterträumen von einer besseren Welt, wo sich der kleine Racker Putin eines Besseren besinnt und alles wieder gut wird. Am russischen Wesen soll die westliche Welt genesen! Freuen wir uns drauf!
@JensWeimer
Selbst der SPIEGEL nennt die Äußerung Kadyrows Propaganda: „ Tschetscheniens Diktator Kadyrow ist für grobe Propaganda bekannt.“
Wollen Sie mit Ihrem Kommentar zum Ausdruck bringen, dass die Angst vor einem Atomkrieg weniger wiegt als die Angst vor den Phantasmen eines tschetschenischen Diktators Kadyrow, die dieser in einer russischen Propagandasendung in die Mikrofone posaunt hat, also eines Mannes, der auf Putin nur begrenzten Einfluss hat?
https://www.nzz.ch/international/ukraine-krieg-ramsan-kadyrow-hat-begrenzten-einfluss-auf-putin-ld.1711135
Man kann natürlich täglich einen neuen Popanz aus dem Ärmel ziehen, mit dem man die weiteren Eskalationsstufen des Krieges als alternativlos und Friedensverhandlungen als sinnlos darstellt. Dem Frieden kommt man so jedenfalls nicht einen Schritt näher.
@Martina Poll
Es ist vollkommen legitim, dass der Krieg in der Ukraine Menschen ängstigt oder dass Menschen Angst vor einem Atomkrieg haben. Die habe ich auch.
Aber die Frage ist, ob man die eigene Angst zum einzigen Antrieb des eigenen Handelns macht. Wenn das der Fall ist, gewinnt der Verursacher der Angst (Putin) immer.
Und wenn das der Fall ist, können wir uns alle fragen, wo das Enden wird. Putins Bluthund Kadyrow hat das Ziel ja bereits vorgegeben:
https://www.spiegel.de/ausland/ramsan-kadyrow-will-ostdeutschland-wieder-zu-russischem-territorium-machen-a-011e118d-48bd-41c0-9858-52971c0fd58d
Es gäbe in dieser Diskussion Vieles anzumerken, aber leider führte das zu weit. Nur soviel:
Sich über die Angst der Menschen hierzulande vor einer Eskalation und Ausweitung des Krieges bis hin zu einem Atomkrieg lustig zu machen bzw. diese als naive Reaktion auf ein „Putin-Narrativ“ abzutun, zeugt nicht von Realitätssinn, sondern eher von Realitätsverweigerung. Wer Putins Drohung nicht ernst nehmen will, der sollte doch wenigstens die Warnung Joe Bidens vor einer „nuklearen Apokalypse“ bereits im Oktober 2022 zur Kenntnis nehmen und seine Schlüsse daraus ziehen (https://www.berliner-zeitung.de/news/us-praesident-joe-biden-warnt-vor-nuklearer-apokalypse-li.274230). Wie die Auswirkungen eines Atomkrieges in Europa aussähen, muss wohl kaum näher beschrieben werden, kennen wir doch alle noch die Bilder und Berichte von Hiroshima und Nagasaki. Es sind nicht zuletzt Ärzte wie die Ulmer Ärzteinitiative um Reinhold Thiel, eine Regionalgruppe der internationalen ärztlichen Friedensorganisation IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War), die sich als Warner vor einer nuklearen Katastrophe engagiert und 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.https://www.schwaebische.de/regional/ulm-alb-donau/ulm/so-verheerend-waeren-die-folgen-einer-atombomben-explosion-in-oberschwaben-1356088.
Im Moment scheinen die Hasardeure und Bellizisten in den Medien mehr Gehör zu finden als die Warner, die gerne als Zauderer oder schlimmer noch als „Lumpenpazifisten“ verunglimpft werden. Dabei wäre rhetorische Abrüstung und Vernunft und ja, auch Nachdenklichkeit, wünschenswert, um nicht weiter in die Endlosspirale der Kriegslogik zu geraten. Etwas weniger Schaum vor dem Mund würde auch der Diskussion hier sehr guttun.
Keine US-Regierung wird jemals russische Truppen und russische Raketen in Kuba oder Mexiko tolerieren, das wissen wir seit der Kuba-Krise 1962 – und keine russische Regierung jemals US-Truppen oder US-Raketen in der Ukraine, das wissen wir jetzt. Es führt nun einmal kein Weg an Verhandlungen vorbei – und diese waren im März letzten Jahres ja offenbar schon einmal ziemlich weit gekommen. Seitdem aber hören wir inzwischen nur noch Kriegsgeschrei auf allen Kanälen…
Lybien, Syrien, Afghanistan, Irak, ich bin so stolz auf unsere abendländische werteorientierte Aussenpolitik! Wir waren so unglaublich erfolgreich mit unserer Einmischung. Wir werden sicher auch die Ukraine in eine bessere Zukunft begleiten! Auch unser Energiepartner Saudi Arabien wird den Jemen bald befreit haben, da bin ich mir ganz sicher. Zum Glück haben wir auch in Jugoslawien rechtzeitig interveniert als die ersten „Konzentrationslager“ (Zitat: Scharping) eingerichtet wurden. Bis heute haben wir Frieden und Prosperität auf dem gesamten Balkan! Wir haben aus den vergangenen 25 Jahren die historische Gewissheit wir standen immer auf der richtigen Seite und haben das Notwendige und das Richtige getan!
Yasmin Meter …
Putin hätte sicherlich große Freude daran, dass seine immer gleiche Drohung mit dem Atomkrieg so hervorragend bei Ihnen verfängt. Verbreiten Sie sein Narrativ ruhig weiter. Wer jedoch in der Realität lebt und Ahnung hat, lässt sich davon nicht beeindrucken.
Im Übrigen zeigt Ihre beleidigende Art, dass ich bei Ihnen voll ins Schwarze getroffen habe. Danke für diese Bestätigung meiner vorherigen Aussage. Ich wünsche Ihnen auch eine gute Nacht.
Petra Haberlah….eigentlich müsste vor dem h noch ein c stehen…..weil was sie schreiben ist ein trauriger Witz ohne Pointe! Und bevor man Menschen mit Verstand verurteilt, und wirklich gar keine Ahnung hat, sollte man sich derartige Aussagen sparen, runterschlucken und bestenfalls daran …Fräulein neunmal möchtegern klug.. sie möchten sicherlich nicht in der nächsten Zeit einem Atompilz ins Gesicht schauen, oder?????
Menschen wie sie machen einen sprachlos und fassungslos und bevor ich mich hier ganz vergesse, beende ich es hier schnell und vergesse den geschriebenen Schund
Jens Weimer: guter Kommentar vor allem in Bezug auf die Transfeindlichen Positionen von Frau Schwarzer, und dem damit verbunden Schüren von Feindseligkeiten .Das Auftreten als „Friedensengel“ wirkt da heuchlerisch. Da passt wirklich was nicht zusammen in ihren Positionen und hat was von Doppelmoral.
Die bewusste Leugnung der Realität bei Schwarzer und Wagenknecht ist erschreckend. Sie verlangen, dass die Ukraine sich einfach widerstandslos zurück unter die sowjetische Gewaltherrschaft begibt, damit wir hier in Deutschland unser schönes bequemes Leben wieder aufnehmen können.
Was glauben denn die beiden Damen, wie lange es dauert, bis Putin Moldau, die baltischen Staaten und weitere ehemalige Satelitenstaaten in sein neues großrussisches Reich wiedereingliedern möchte. Da scheint dann wohl die Phantasie zu fehlen.
Beide Damen und alle Unterzeichner dieses sogenannten „Friedensmanifestes“, allein der Name ist schon purer Hohn, sollten sich in Grund und Boden schämen, ob ihrer offenen Zurschaustellung von Egoismus, Empathielosigkeit, Kälte und Respektlosigkeit gegenüber der ukrainischen Bevölkerung, die sich niemals von Putin unterdrücken lassen wird.
SLAWA UKRAINI !!!
Ich habe immer noch nicht verstanden, warum sich Putin und seine Getreuen an den Verhandlungstisch setzen sollten, wenn die Ukraine den Widerstand einstellt bzw. runterfahren muss, weil „der Westen“ auf Waffenlieferungen verzichtet.
Welchen Grund sollte Putin haben, auf irgendwas (freiwillig) zu verzichten, wenn er sich alles nehmen könnte? Welches Druckmittel, welche Verhandlungsmasse bliebe der Ukraine, wenn der militäriasche Widerstand aufgrund von mangelnder Unterstützung eingestellt werden müsste? Welche Verhandungsmasse hätte den „der Westen“? Putin hat sich schon von den nach der Invasion der Krim verhängten Sanktionen nicht beeindrucken lassen.
Diese Fragen werden von Wagenknecht und Schwarzer nicht zufriedenstellend beantwortet.
Sicher: Man könnte den Wunsch Putins erfüllen und die NATO wieder hinter die Elbe zurückziehen und so die mitteleuropäischen Demokratien ihren Schicksal überlassen. Aber dann soll man daas auch klar sagen und nicht „pseudo-friedensbewegt“ daherreden. Freiheit und Demokratie sind kostbar – die Polen, die Balten, Slowaken, Tschechen, Slowenen und vor allem die Ukrainer wissen das.
Vielen Dank an den Seemoz fürs Teilen der Petition. Man muss nur der Rede des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres vor der UN-Vollversammlung in New York zuhören, um zu begreifen, was in Europa auf dem Spiel steht. „Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Eskalation und eines weiteren Blutvergießens nimmt zu“, betonte der Generalsekretär. „Ich fürchte, die Welt schlittert nicht schlafwandlerisch in einen größeren Krieg. Sie tut dies mit weit geöffneten Augen.“ Ich denke, Guterres ist nicht der „Kumpanei“ mit Putin – oder was sonst noch an haltlosen Unterstellungen in den Medien kursiert – verdächtig.
Zur Rolle der Medien in Kriegszeiten im Allgemeinen und im Besonderen in der Ukraine verweise ich auf einen erhellenden Beitrag von Sabine Schiffer, Prof. Dr. phil., welche an der Hochschule für Medien Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Frankfurt/M lehrt, vom Februar 2022. https://journalistik.online/ausgabe-2-2022/von-solidaritaetsmythen-und-kriegslogiken/?fbclid=IwAR1iLbAaaHNAjkrGDQbIH36_YDDC2w5LiojthQ5xP_S1_iBS-BGINE8aliA
Ich denke, es ist nicht die Zeit für Fasnetscherze und zynische Ho-Narro-Rufe, sondern vielmehr für Besinnung und Innehalten. Schließlich sterben in der Ukraine tägliche Hunderte von Soldaten auf beiden Seiten und auch Zivilisten, ganz abgesehen von der Zerstörung von Städten. Jegliche Friedensinitiative sollte daher begrüßt und nicht verunglimpft werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich viele Menschen an diesem Friedensmanifest beteiligen und ihm dadurch Erfolg beschieden wird.
Aus der FAZ. Mehr gibt es kaum dazu zu sagen:
Die Formulierungen sind verräterisch. In ihrem „Manifest für Frieden“ versichern Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht: „Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität.“ In dem Aufruf, in dem das Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert werden, ist das ist die einzige Stelle, an der das Geschehen mit Tätern und Opfern benannt wird.
Es handelt sich dabei um einen Alibi-Satz, denn im übrigen Text werden die Verantwortlichkeiten für das Sterben in der Ukraine systematisch verwischt. Das wird schon in den ersten Sätzen deutlich, in denen Schwarzer und Wagenknecht das Leid der Ukrainer darstellen: „Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.“
Die Autorinnen benennen nicht, wer gegeneinander kämpft und wer für Tod und Zerstörung verantwortlich ist. Damit werden Angreifer und Verteidiger auf eine Stufe gestellt. Diese Art von sprachlicher Verunklarung und Manipulation zieht sich durch das ganze Manifest. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnen Schwarzer und Wagenknecht an keiner Stelle als das, was er ist: als Angreifer und Verursacher der Leiden der Menschen in der Ukraine, denen ihre Sorge angeblich gilt.
Im Gegenteil – im einzigen Satz, in dem Putin namentlich genannt wird, wird ihm die Rolle eines Angegriffenen zugeschrieben, der sich verteidigt: „Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt.“ Ähnlich verhält es sich mit Russland. Zweimal in dem kurzen Text machen Schwarzer und Wagenknecht den Aggressorenstaat sprachlich zum Opfer: Sie kritisieren, dass die deutsche Außenministerin von einem „Krieg gegen Russland“ gesprochen hat und stellen die Frage, ob Waffenlieferungen an die Ukraine dazu dienten, „Russland auf ganzer Linie zu besiegen“.
Putin als Angegriffener, Selenskyj als Kriegstreiber
Von einem „Krieg gegen die Ukraine“ dagegen ist an keiner Stelle die Rede. Als Subjekt kommt die Ukraine nur in dem Satz vor, in dem Schwarzer und Wagenknecht behaupten, dass sie den Krieg nicht gewinnen könne. Sonst kommt das Land nur als „Schlachtfeld“ vor – wer es dazu gemacht hat, wird nicht ausgeführt. Die Solidarität Schwarzers und Wagenknechts gilt nicht der Ukraine als Land, das sich gegen einen Überfall verteidigt, sondern der „ukrainischen Bevölkerung“, die nur als Opfer vorkommt – und nicht als die treibende Kraft des Widerstands gegen die russische Invasion, die sie tatsächlich ist.
„Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis“, schreiben Schwarzer und Wagenknecht im einzigen Satz, in dem sie ihn vorkommen lassen: „Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe.“ Damit erwecken sie den Eindruck, er sei ein Kriegstreiber, der nie genug Waffen bekommen könne. Richtig ist, dass der ukrainische Präsident die Waffen als Mittel für Ziele fordert, die er tatsächlich offen benennt: Die Verteidigung der ukrainischen Zivilbevölkerung gegen die Terrorangriffe der russischen Streitkräfte und die Befreiung der von Russland besetzten Gebiete.
Was Schwarzer und Wagenknecht keine Erwähnung wert ist: Auch Wladimir Putin macht aus seinen Zielen kein Geheimnis. Ihm geht es um die Zerstörung der Ukraine als Staat, die gewaltsame Wiederherstellung der russischen Oberherrschaft über Osteuropa, die Spaltung Europas. Die Belege dafür findet man in Äußerungen Putins, der beiden Leiter des russischen Sicherheitsrates, Nikolaj Patruschew und Dmitrij Medwedjew, des Außenministers Sergej Lawrow und anderer führender russischer Politiker. „Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten“, schreiben die Initiatorinnen des Manifests, zu dessen Erstunterzeichnern neben Musikern, Schauspielern, Sozialwissenschaftlern und Journalisten auch ehemalige Politiker wie der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD), Peter Gauweiler (CSU) und Antje Vollmer (Grüne), Kirchenleute wie Margot Käßmann und der ehemalige Brigadegeneral Erich Vad zählen, der bis 2013 als militärischer Berater im Bundeskanzleramt diente. Welche Kompromisse sie sich angesichts der offen zutage liegenden russischen Kriegsziele vorstellen können, sagen Schwarzer und Wagenknecht nicht.
Sprachliche Verunklarung und Manipulation: Das „Manifest für Frieden“ von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht zeigt exemplarisch, was in der deutschen Debatte über Russlands Angriff auf die Ukraine schief läuft.
Die Formulierungen sind verräterisch. In ihrem „Manifest für Frieden“ versichern Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht: „Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität.“ In dem Aufruf, in dem das Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert werden, ist das ist die einzige Stelle, an der das Geschehen mit Tätern und Opfern benannt wird.
Reinhard Veser
Redakteur in der Politik.
Es handelt sich dabei um einen Alibi-Satz, denn im übrigen Text werden die Verantwortlichkeiten für das Sterben in der Ukraine systematisch verwischt. Das wird schon in den ersten Sätzen deutlich, in denen Schwarzer und Wagenknecht das Leid der Ukrainer darstellen: „Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.“
Die Autorinnen benennen nicht, wer gegeneinander kämpft und wer für Tod und Zerstörung verantwortlich ist. Damit werden Angreifer und Verteidiger auf eine Stufe gestellt. Diese Art von sprachlicher Verunklarung und Manipulation zieht sich durch das ganze Manifest. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnen Schwarzer und Wagenknecht an keiner Stelle als das, was er ist: als Angreifer und Verursacher der Leiden der Menschen in der Ukraine, denen ihre Sorge angeblich gilt.
Im Gegenteil – im einzigen Satz, in dem Putin namentlich genannt wird, wird ihm die Rolle eines Angegriffenen zugeschrieben, der sich verteidigt: „Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt.“ Ähnlich verhält es sich mit Russland. Zweimal in dem kurzen Text machen Schwarzer und Wagenknecht den Aggressorenstaat sprachlich zum Opfer: Sie kritisieren, dass die deutsche Außenministerin von einem „Krieg gegen Russland“ gesprochen hat und stellen die Frage, ob Waffenlieferungen an die Ukraine dazu dienten, „Russland auf ganzer Linie zu besiegen“.
Putin als Angegriffener, Selenskyj als Kriegstreiber
Von einem „Krieg gegen die Ukraine“ dagegen ist an keiner Stelle die Rede. Als Subjekt kommt die Ukraine nur in dem Satz vor, in dem Schwarzer und Wagenknecht behaupten, dass sie den Krieg nicht gewinnen könne. Sonst kommt das Land nur als „Schlachtfeld“ vor – wer es dazu gemacht hat, wird nicht ausgeführt. Die Solidarität Schwarzers und Wagenknechts gilt nicht der Ukraine als Land, das sich gegen einen Überfall verteidigt, sondern der „ukrainischen Bevölkerung“, die nur als Opfer vorkommt – und nicht als die treibende Kraft des Widerstands gegen die russische Invasion, die sie tatsächlich ist.
„Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis“, schreiben Schwarzer und Wagenknecht im einzigen Satz, in dem sie ihn vorkommen lassen: „Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe.“ Damit erwecken sie den Eindruck, er sei ein Kriegstreiber, der nie genug Waffen bekommen könne. Richtig ist, dass der ukrainische Präsident die Waffen als Mittel für Ziele fordert, die er tatsächlich offen benennt: Die Verteidigung der ukrainischen Zivilbevölkerung gegen die Terrorangriffe der russischen Streitkräfte und die Befreiung der von Russland besetzten Gebiete.
Was Schwarzer und Wagenknecht keine Erwähnung wert ist: Auch Wladimir Putin macht aus seinen Zielen kein Geheimnis. Ihm geht es um die Zerstörung der Ukraine als Staat, die gewaltsame Wiederherstellung der russischen Oberherrschaft über Osteuropa, die Spaltung Europas. Die Belege dafür findet man in Äußerungen Putins, der beiden Leiter des russischen Sicherheitsrates, Nikolaj Patruschew und Dmitrij Medwedjew, des Außenministers Sergej Lawrow und anderer führender russischer Politiker. „Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten“, schreiben die Initiatorinnen des Manifests, zu dessen Erstunterzeichnern neben Musikern, Schauspielern, Sozialwissenschaftlern und Journalisten auch ehemalige Politiker wie der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD), Peter Gauweiler (CSU) und Antje Vollmer (Grüne), Kirchenleute wie Margot Käßmann und der ehemalige Brigadegeneral Erich Vad zählen, der bis 2013 als militärischer Berater im Bundeskanzleramt diente. Welche Kompromisse sie sich angesichts der offen zutage liegenden russischen Kriegsziele vorstellen können, sagen Schwarzer und Wagenknecht nicht.
„Die Debatte läuft schon deshalb falsch, als dass die ‚Kämpfen bis zum Sieg-Fraktion’ unter keinem, die ‚Verhandlungen jetzt-Fraktion’ unter höchstem Rechtfertigungsdruck steht“, schrieb der Politikwissenschaftler Johannes Varwick, einer der Erstunterzeichner auf Twitter. In der deutschen Debatte über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine läuft tatsächlich etwas schief, doch aus anderen Gründen, als von Varwick behauptet. Das „Manifest“ Schwarzers und Wagenknechts illustriert das exemplarisch. Diejenigen, die sich in solchen Aufrufen und Talkshows als Friedensfreunde inszenieren, ignorieren die Wirklichkeit und machen sich so – in manchen Fällen vielleicht sogar aus gutem Willen – zu propagandistischen Helfern eines Kriegsverbrechers.
Reinhard Veser Quelle: F.A.Z.
Dieses Artikel muss dann doch der Fasnet geschuldet sein. Eine närrische Zeit, in der ein*e jede*r sich verkleiden darf wie es ihr/ihm gefällt. Nur so ist zu erklären, dass die eben noch von Seemoz (zu recht) als TERF bezeichnete Alice Schwarzer hier in das Häs des Friedensengels schlüpfen darf. Oder anders: Wer kein Problem damit hat, Transmenschen Ihr Freiheit abzusprechen, der hat anscheinend auch kein Problem damit, dem ukrainischen Volk das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung zu verweigern. Sollen doch die Ukrainer*innen die russische Willkür- und Terrorherrschaft klaglos hinnehmen. Das bisschen Massaker wie in Butcha oder die täglich hundertfache Folter und die Vergewaltigungen kann man des lieben Friedens doch wohl mal ertragen!
In diesem Sinne: Eine glückselige Fasnet und
Ho Narro!