Konstanzer Hallenbad: Eine Schließung wäre „verheerend“
Das Hallenbad am Seerhein wurde 1937 für die Bevölkerung eröffnet, genutzt wird es seit Jahren auch von Vereinen für das Training und von Schulen für den Schwimmunterricht. Diese fürchten nun den Verlust des beliebten Bades, denn die Verwaltung denkt an Einsparungen auf allen Ebenen. Für nicht hinnehmbar hält das der Konstanzer Stadtsportverband und erhebt Einspruch.
Immer wenn das Geld knapp wird, kommt diese Idee wieder aufs Tablett. Das Hallenbad am Seerhein kostet ca. 500.000 Euro im Jahr, da ist es legitim zu prüfen, ob es sinnvoll ist, es zu schließen. Zudem habe man der Bevölkerung ja ein neues Bad im Schwaketental gebaut.
Aber was wäre nach einer dauerhaften Schließung eine zukünftige sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung und was wären die Folgen?
1989 taucht das Bad in der Denkmalliste des Landesdenkmalamtes als Kulturdenkmal § 2 Denkmalschutzgesetz auf. Somit ist eine nachfolgende Nutzung nicht ganz einfach. Gerüchte zeugen davon, dass die Verwaltung das Problem erkannt hat und das Stadtarchiv in das dann stillgelegte Schwimmbad verlegen möchte.
Was wären die weiteren Folgen der Schließung? Hierzu ein kurzer Überblick über die derzeitige Nutzung: Das Bad selbst steht dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung und wird täglich komplett genutzt, von morgens bis abends. Vormittags sind viele Grundschulen, aber auch weiterführende Schulen in dem Bad. Die SchülerInnen laufen Großteils von den naheliegenden Schulen direkt in das Bad.
Am Nachmittag folgen dann die Schwimmvereine Sparta und DLRG mit ihren Schwimmkursen bzw. Rettungsschwimmkursen. Bei einer Verlegung dieser Wasserzeiten ins Schwaketenbad wären die Folgen verheerend. Für die SchülerInnen müsste ein Bus-Transfer organisiert werden, Hochrechnungen ermitteln einen Kostenfaktor von 100.000 Euro und klimafreundlich ist das auch nicht.
Die Wasserflächen im Schwaketenbad sind zwar vorhanden, allerdings würde die Verlegung des Schwimmsports dorthin bedeuten, dass das neue Bad im Schwaketental der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen würde.
Oder werden den Vereinen und Schulen die Wasserzeiten gekürzt, quasi als eine Art Kompromiss? Also weniger Schwimmkurse für Kinder als bisher, wo es jetzt schon lange Wartelisten gibt? Weniger Rettungsschwimmer bei immer mehr Nichtschwimmern? Sieht so eine Stadt zum See aus, wie auf den Marketing-Unterlagen der Stadt zu lesen ist?
Das Rheinstrandbad, also die Außenflächen vor dem Hallenbad, steht nach derzeitigem Stand nicht auf der potenziellen Streichliste. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Wasserfläche im Freien für Kleinkinder geschlossen werden muss, da diese am Wasserkreislauf des Hallenbads hängt.
50.000 BesucherInnen zählt das Bad im Jahr, davon überwiegend Kinder und Jugendliche.
Wird das Bad tatsächlich geschlossen, dann droht dem Herzen von Konstanz, einem historischen Ort und einer essenziell wichtigen Institution für den Konstanzer Schwimmsport das Aus.
Übrigens: Das Bodenseeforum hat bei fünffach höheren Kosten nicht annähernd so viele Besucher wie das Hallenbad am Seerhein.
Text und Bild: Martin Müller, Stadtsportverband Konstanz. Unsere Redaktion hat den Beitrag leicht überarbeitet.
Die Schließung des traditionsreichen Hallenbades am Seerhein ist ein Skandal und darf nicht hingenommen werden. In „schwarze Löcher“ wie das Bodenseeforum floss das Geld viele Jahre. Jetzt müssen offensichtlich die Schwimmer die Misswirtschaft der Stadtverantwortlichen bezahlen.