Was ist uns der Breitensport überhaupt noch wert?
Bei den kommenden Haushaltsberatungen wird es auf der Ausgabenseite zu massiven Kürzungen kommen, nicht nur bei der Kultur, sondern auch beim Sport. Viele Vereine fürchten um ihre Existenz. Der Konstanzer Stadtsportverband (SSV) hebt nun mahnend den Finger und stellt berechtigte Fragen. Hier die aktuelle Mitteilung.
Viele müssen derzeit den Gürtel enger schnallen. Der Euro im Geldbeutel kann nur einmal ausgegeben werden. Familien beraten und entscheiden inzwischen gemeinsam, wo gespart werden kann und was man sich noch leisten möchte.
Was passiert aber, wenn der Stadt das Geld ausgeht und sie mehr ausgibt als einnimmt? So ist der Fall derzeit in Konstanz: die Stadt hat die Aufgabe, 15 Millionen Euro pro Jahr einzusparen. Teilweise wird sie ihre Einnahmen erhöhen können, aber es bleiben noch 6 Millionen Euro übrig, die durch Einsparungen erbracht werden müssen!
Also kommen alle Ausgaben auf den Prüfstand – wirklich alle? Haben alle Betroffenen die selben Chancen? Nach welchen Kriterien wird über das Einsparpotential entschieden? In der Familie einigt man sich z.B., dass der Fußball-Verein für die Kinder nicht gestrichen wird, dafür aber das Fitness-Studio Abo der Eltern.
Aber wie läuft das bei der Stadt? Derjenige, der entscheidet, ist ja nicht immer derjenige, den es auch betrifft. Dank demokratischer Wahlen haben wir Einfluss darauf, wer für uns Bürger entscheidet. Trotzdem wissen wir nicht genau, welche Parameter die Volksvertreter im Konstanzer Rathaus zur Hilfe nehmen, oder wie groß der Einfluss der Verwaltung auf diese Entscheidungen ist? Wird alles vorgegeben oder gibt es Personen und Gruppierungen, die ihren Einfluss nutzen, damit doch nicht alles auf den Prüfstand kommt?
Ein interessanter Ansatz wäre, die KonstanzerInnen zu befragen, auf was sie verzichten würden? Aber eine Bürgerbefragung zu den über 150 zu kürzenden Ausgaben wäre wohl kaum hilfreich.
Aber es gibt einen Indikator, der zu ermitteln hilft, was die Mehrheit der Bevölkerung von Konstanz auf keinen Fall missen möchte: die Benutzer- und Zuschauerzahlen der unterschiedlichen Angebote in Konstanz.
Nehmen wir beispielsweise die zwei größten Hallen in Konstanz:
Schänzlehalle
Kosten pro Jahr: 700.000 Euro
Nutzer* und Zuschauer: 175.000 Personen (2019 )
Bodenseeforum
Kosten pro Jahr: 2.678.000 Euro
Nutzer* und Zuschauer: 47.000 Personen (2019)
*Nutzer sind hier die Sportler, also 150.000 Paar Turnschuhe, vom Sportgartenkind von 3 Jahren über das Schulkind aus der Gemeinschaftsschule bis zum Erwachsenen am Abend im Volleyball-Training. Hinzu kommen dann noch die Zuschauer (25.000) bei den Spielen des USC, der HSG, der Turngala und sonstigen Veranstaltungen.
Ist diese Rechnung zu einfach?
2016 haben 984.425 Personen alle Konstanzer Bäder besucht.
Von der Therme bis zum Strandbad Dingelsdorf. Kostenzuschuss von Seiten der Stadt in 2016: 2,5 Millionen Euro **
2019 haben 67.181 Personen die Philharmonie besucht.
Zuschuss 2019 von Seiten der Stadt zur Philharmonie: 3,223 Millionen Euro **
**die gesamten Kosten beliefen sich auf 4,5 Millionen, welche aber bei den Stadtwerken aufliefen und dort mit 2 Millionen durch Gewinne anderer Bereiche (Fähre etc.) aufgefangen wurden. Bei der Philharmonie kommen nochmals weitere ca. 2 Millionen dazu, welche das Land gibt.
So einfach ist es vielleicht doch nicht. Aber vielleicht sollten sich die gewählten Vertreter der KonstanzerInnen fragen, was die Bürger tatsächlich wollen?
Die Verwaltung rät, ca. 300.000 Euro an Fördergeldern für Sport einzusparen. Dies sind 20% der gesamten Förderung. Wir gehen davon aus, dass durch die ausbleibenden Unterstützungen viele Sportvereine aufhören zu existieren. Denn auch eine Unterstützung für die höheren Energiekosten durch die Stadt bleibt gänzlich aus. 20% der Kulturförderung wären übrigens 4 Millionen Euro.
Text und Bild: Martin Müller, Stadtsportverband Konstanz
Anm.d.Red.: Angeblich hat der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung beschlossen, das Bodenseeforum nicht auf den Prüfstand zu stellen.
Ich möchte anregen, dass die Stadt prüfen möge, dass Bodenseeforum (BoFo) mittelfristig über das Land an die Universität Konstanz abzugeben.
Warum?
1. Da es eine zu geringe Anzahl von Veranstaltungen / Besucher gibt, ist der Betrieb des BoFo defizitär.
2. Die Universität hat erheblichen Raumbedarf / Flächenbedarf, der nunmehr über eine ganze Reihe von Neubauvorhaben gedeckt werden soll. Wenn die Universität das BoFo bekäme, könnte ggf. eine Reihe von (klimaschädlichen) Baumaßnahmen unterbleiben und der Bestand (eben das BoFo) genutzt werden.
3. Die Universität nutzt das BoFo bereits gelegentlich (jüngst für eine Tagung zum Themenkomplex „Klima“).
4. Die Universität würde dadurch einen weiteren Standort „in der Stadt“ bekommen – neben der „Bischofsvilla“ – und somit stärker im städtischen Alltagsleben sichtbar werden.
5. Sollten weiterhin „Fremdveranstalter“ Interesse an einer Nutzung der Räumlichkeiten haben, könnte ggf. die Universität diese Räumlichkeiten vermieten – insbesondere in den Semesterferien.
Mit einer solchen Lösung wäre vielen gedient:
Die Stadt würde sparen und könnte insbesondere bei Sport und Kultur auf Kürzungen verzichten.
Die Universität hätte (einen Teil) der benötigten Flächen, und könnte auf einige Baumaßnahmen verzichten.
Auch das Land könnte Geld sparen, da die notwendigen (Neu)Baumaßnahmen an der Universität reduziert werden könnten.
Und die Universität könnte sogar mitunter Einnahmen erwirtschaften, wenn sie gelegentlich Räumlichkeiten an Fremdnutzer vermieten könnte.
Darf man sie noch Volksvertreter nennen?
Wie wird die Stimmung unterm Weihnachtsbaum aussehen, wenn der „Lieblingsenkel“ von Oma eine Playstation, die anderen Enkel lediglich Marzipankartoffel bekommen? Dem Schauspieler Curd Jürgens wird das Zitat zugeschrieben, von ihm aus könne ja jeder einen Rolls Royce besitzen. Wenn die Torte groß genug ist – kein Problem! Ist sie aber nicht. Und dann ist es schon legitim, den Fluss der Fördermittel zu hinterfragen. Priorität sollten die Bedürfnisse der Bevölkerung und die Wertigkeit der Angebote, aber auch ihr finanzieller Aufwand sein. Da hier eine längst überfällige und ergebnisoffene Analyse der Konstanzer Bevölkerung aussteht, kann man sich ja mal die vielzitierte Bedürfnis-Pyramide des Psychologen Abraham Maslow anschauen. Schon bei den Grundbedürfnissen taucht neben Essen und Schlafen der Aspekt Gesundheit auf. Übergewicht, Herz-Kreis-Lauferkrankungen, Depressionen, Krebs-und Rücken-Prävention, um nur einige wenige Punkte zu nennen, können über Sport und Bewegung positiv beeinflusst werden. Die zweite Ebene wird mit „Sicherheit“ umschrieben – für eine Stadt am See wäre ein wichtiger Sicherheitsaspekt etwa Schwimmkurse für Kinder. Es ist sicherlich nett, wenn eine Familie in das Weihnachtsmärchen im Stadttheater gehen kann, doch wenn dafür kein Schwimmkurs angeboten werden kann, dann dürften viele Eltern eine andere Priorisierung bevorzugen.Erst weiter oben in der Pyramide tauchen Aspekte wie soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse und Selbstverwirklichung auf – Bedürfnisse, die sicherlich von der Kultur (nicht aber zwingend exklusiv durch die sogenannte „Hochkultur“) beeinflusst werden, aber nicht ausschließlich, denn auch hier kann der Sport einiges bewirken. Stichworte: Teamgeist, soziales Lernen, Erleben von Sieg und Niederlage, Identifikation mit regionalen Sportlern oder Mannschaften. Die Logik der Maslowschen Pyramide: Erst wenn eine Stufe gesichert ist, dann kann/soll sich eine Gesellschaft dem nächsten Level widmen.
In Konstanz hingegen mit seinen vorwiegend hochkulturaffinen Gemeinderäten (ist hier eigentlich der Begriff „Volksvertreter“ angemessen oder sollte nicht eher von „Zielgruppenvertretern“ gesprochen werden?) wird die Pyramide auf den Kopf gestellt, mit der fatalen Folge, dass die Sportvereine nach zwei Lockdowns und der zweiten Sporthallenbelegung durch Flüchtlinge innerhalb weniger Jahre kaum mehr ihr Angebot aufrecht halten können. Paradoxon: Dem (Vereins-)Sport wird eine wichtige Rolle bei der Integration von Flüchtlingen zugeschrieben, zugleich wird es ihm erschwert, sein Angebot aufrecht zu halten. Bei der ersten Flüchtlingswelle hieß es aus dem Kanzleramt „Wir schaffen das!“, doch vor allem der Sport musste hier Opfer bringen, keine Proberaum von Theater oder Orchester wurde zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.
Die Bedeutung des Sports wird allenfalls in Sonntagsreden hervorgehoben, bei der realen Politik dann dominieren rührige Lobbyisten – hier hat der (Vereins-)Sport offensichtlich Defizite, wohl auch aus dem naiven Glauben heraus, dass die Politik doch die Wertigkeit erkennen und die entsprechenden Entscheidungen objektiv und fair treffen müsse.
Doch was hier läuft, ist keine Politik, die das Interesse einer breiten Bevölkerungsschicht berücksichtigt, sondern Kalkül mit Blick auf die nächsten Wahlen, denn mit dem Hochkultur-Verwöhnprogramm wird eine extrem treue Wählergruppe bedient. Leider gelingt es dem organisierten Sport nicht, die Wahlberechtigten ihrer etwa 30.000 Mitglieder in Konstanz an die Urne zu bringen und sie dann noch zu veranlassen, ihr Kreuz bei sportaffinen Kandidaten/Kandidatinnen zu machen. Es sind genau solche Machenschaften und lobbygesteuerten Winkelzüge von der Bundes- bis zur Lokalpolitik, die den Bürger/die Bürgerin von der Wahlurne wegtreiben oder – noch schlimmer – zu Stimmen für die AfD führen. An Wahlabenden zeigen auch die lokalen Vertreter/Vertreterinnen Betroffenheit angesichts der hohen Stimmenzahl der „Alternative“, um dann bei der nächsten Entscheidung wieder „Wahlkampf“ für Gauland, Weidel & Co zu machen (wahrscheinlich, so hoffe ich doch, ohne das zu wollen).
Und dass ein Ex-Gemeinderat wie Anselm Venedey hier derart einseitig Partei ergreift, mag vielleicht auch daran liegen, dass er in seinem Lokal eher Theater- und Konzertbesucher begrüßt als Sportler.
Und dass es hier nicht um einen Kampf „Sport versus Kultur“ geht, zeigt ja auch die Tatsache, dass selbst innerhalb der Kulturszene der extrem einseitige Fluss der Fördermittel kritisiert wird. Hat schon jemand recherchiert, welche Stadt in der Größe von Konstanz ein Theater UND ein Symphonieorchester (sowie ein Kongress- und Konzerthaus) ihr Eigen nennen? Man wird kaum Vergleichbares finden!
Hallo Herr Neuper,
eine sehr wohlwollende Sicht auf die Äußerungen von Herren Venedey. Nur, wenn er das gemeint haben sollte, warum sagt er das nicht? Warum werden die von Herrn Rössler genannten Zahlen nicht diskutiert?
Weil es keine nachvollziehbaren Argumente der Verhältnismäßigkeit gibt!
Und nochmals: Der Sport basht niemanden in der Kultur. Sondern man muss es so klar sagen, die Hochkultur basht alle anderen, die neuen Kultureinrichtungen und Angebote der freien Kultur, die Kultur des Sports und viele andere Bereiche, das systematisch und seit Jahrzehnten!
Und nochmals: Ich bin gerne bereit über die Zahlen, die von Herrn Rössler vorliegen, zu diskutieren. Wenn mir jemand die Sinnhaftigkeit von einem Zuschuss von € 18,00 pro Jahr pro Jugendlichem zu einer einzigen Theaterkarte mit einem Zuschuss von über € 150 sinnhaft erklären kann, werde ich das akzeptieren. Man kann auch gerne die Zahlen evaluieren, ein massives Unverhältnis wird bleiben, entkräftet nie die prinzipielle Argumentation des Sports. Sollten Herr Venedey und Konsorten, falls sie sich überhaupt auf eine faktenbasierte Diskussion einlassen auf ein Verhältnis 1:2 alles zurückbrechen, bleibt das prinzipielle Unverhältnis.
Um es klar zu sagen: Hier sind keine Leute mit der Intention, Zitat Venedey: Kultur-Bashing unterwegs, sondern nur ein Drittel der Stadtgesellschaft/Kultur, die sich in den Vereinen abbildet und die sich fragt, warum es so unterschiedliche Wertigkeiten von Finanzierung, wie Sie so schön sagen; der öffentlichen Daseinsvorsorge gibt.
Und bitte nicht falsch verstehen. Ich bin sehr affin zu diesem Bereich, hatte vor gefühlt hundert Jahren die erste Platte von Jürgen Waidele finanziert und produziert, bin gerne immer wieder im Theater, habe niemals ein Münsterspiel verpasst, nehme also selbst die Vergünstigungen dieses Bereichs in Anspruch und freue mich auch darüber, aber sorry das Verhältnis stimmt überhaupt nicht.
Sollte sich der Sportausschuss, der HFA und dann später der Gemeinderat in seinem endgültigen Beschluss davon wegducken, wissen wir endgültig, wo wir stehen. Wir als Sport sind halt das „5. Rad am Wagen“, und das Rad wird nicht gebraucht. Aber wehe, wenn im Fahrzeug der Stadtgesellschaft mal ein Rad ausfallen sollte, dann gibt es uns nicht mehr als „5.Rad“.
Was dann?
Ich bin auch nicht mehr bereit, mich dafür verteidigen zu müssen, dass wir die Brosamen städtischer Zuschüsse dankbar hinzunehmen, Kürzungen zu akzeptieren haben. Was soll das? Früher nannte man das Almosen, was der Sport bekommt, aber nicht Förderungen und Zuschuss, hier werden wir Sportler doch nur mit Euphemismen abgespeist.
Auch dafür an alle Danke
Harald Schuster
Nach meiner Interpretation hat Herr Venedey inhaltlich drauf abgestellt, dass Grundlagen der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten.
Damit hat er einfach recht.
Das Sport und das zugehörige Vereinsleben ein wesentlicher Bestandteil des Zusammenhalts und der Integration ist, teile ich ebenfalls. Vor allem werden hier Gruppen zusammen gebracht, die sich sonst nicht treffen. Es gibt kaum etwas, was „niederschwelliger“ ist, als zB zusammen zu bolzen.
Hier teile ich die Auffassung von Herrn Schuster:
Jeder Euro ist hier gut investiert. Jede ehrenamtliche Stunde verdient Anerkennung. Die Förderung von Breitensportangeboten sollte ausgebaut werden. Hier zu kürzen, finde ich persönlich einfach absurd.
Der Kommentar von Herrn Venedy war so erwartbar,
wie das Amen in der Kirche der Hochkultur.
Dafür vielen Dank!
Aber jetzt kommt man damit so nicht mehr davon
Hier betreibt niemand Bashing von Kultur, sondern es wird nur dargelegt, welche Wertigkeit welcher Bereich in einer Stadtgesellschaft hat. Wenn wir von Kürzungen roundabout von ca. € 400.000 im Sportbereich sprechen, bedeutet dass das Aus im nächsten Jahr von einem Drittel der Vereine und ihrer Mitglieder, einfach weil es nicht mehr finanziell darstellbar ist.
(Wir haben ja bei der ganzen Geschichte noch nicht die gestiegenen Energiepreise, etc. eingepreist)
Wenn wir dieselbe Summe z.B. bei Theater, Philharmonie, Bofo mit jeweils ca. € 130.000 einsparen würden, wäre schon allen sehr geholfen, alle drei Genannten hätten keine Existenzängste aufgrund solcher Kürzungen, die in ihrem Budgetbereich ja nur Peanuts sind.
Und doch, ja Zahlen sind wichtig.
Wenn zum Beispiel die erweitertete Jugendförderung gestrichen wird, bekommt ein Verein nur noch € 18,00 im Jahr zur Förderung des Jugendsports pro Jugendlichem, bedeutet für einen jugendlichen Sportler, der zweimal die Woche zum Sport für zwei Stunden geht bei ca. 40 Wochen (Ferien mal hier ausgeblendet) 160 Stunden dividiert durch € 18,00 einen Zuschuss pro Übungsstunde von ca. € 0,9. Ja geht’s noch, das alles ist in sich sowieso schon für eine Stadt blamabel, und wir müssen jetzt darum kämpfen, dass es bei € 0,16 bleibt?
Steht das zu einem Verhältnis der Bezuschussung einer Eintrittskarte in der Hochkultur? Nein
Dezidiert werde Ich mich hier auch nicht auf einen aus meiner Sicht unterirdischen Populismus einlassen:
Zitat Venedy
Der Sport gönnt der Kultur die Förderung nicht. Die Kultur dagegen sagt: „Verkauft doch das Schänzleareal an einen Investor. 30.000 qm zu je 2000 Euro macht ca. 60 Mio Euro, dazu noch das Hallenbad für 20 Mio, das Bodenseestadion für 40 Mio, den Hockeyplatz für 15 Mio, usw. Alle Finanzprobleme der Stadt wären auf einen Schlag verschwunden.“
Aus meiner Sicht ist diese Aussage eine populistische Frechheit. Nein man sieht das gar nicht, dass es in erster Linie um Schulsport geht, wir Vereine nur Zweitnutzer sind, aber gut wie sagt man so schön: „Die Henne sieht nur das eigene Ei“. Herr Venedy hätte nicht gedacht, dass so etwas von Ihnen kommt!
Prinzipiell bleibt fest zu halten, dass es ein Ungleichgewichtung in der Förderung zwischen Sport und Hochkultur gibt.
Ich würde mich gerne dazu austauschen, nicht aber populistisch in die Ecke irgendeinen Bashings gedrückt zu werden.
Mache mir da aber keine große Hoffnungen, die Vertreter der „Hochkultur“ haben deutliche Mehrheiten in fast allen politischen Fraktionen, man wird uns wieder auf die Schulter klopfen, sagen wie toll wir sind, dass wir das doch bitte alles nicht falsch verstehen sollen, alle hinter unserer Arbeit stehen, wenn´s dann aber an „Eingemachte“ geht, sind wir die Ersten, die hinten runterfallen und der Tross fährt weiter.
Danke dafür.
Ich kann nur hoffen, dass endlich die breite Mehrheit der Sportler aufsteht und sagt: Es reicht!!!
Harald Schuster
Lieber Anselm Venedy,
Du sprichst mir aus dem Herzen – und auch aus dem Verstand!
Es grüßt der kulturbegeisterte Sportler
peter krause
Ich kann es nicht mehr hören. Die Kultur ist zu teuer. Pro Kopf wird die Summe x auf jedes Konzert-, Theater- oder Museumsticket durch brave BürgerInnen aufgezahlt. Das stimmt – aber es ist vernünftig, denn wir brauchen die Kultur. Wir brauchen sie genauso sehr, wie wir den Sport brauchen. Oder wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der alle „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“ sagen? Nein, ebensowenig wie in einer Gesellschaft, in der niemand mehr schwimmen kann, nicht mehr Fussball gespielt wird etc. Es ist ein typischer Reflex, dass sich die, die wenig haben, auch noch gegenseitig bekämpfen. Der Sport gönnt der Kultur die Förderung nicht. Die Kultur dagegen sagt: „Verkauft doch das Schänzleareal an einen Investor. 30.000 qm zu je 2000 Euro macht ca. 60 Mio Euro, dazu noch das Hallenbad für 20 Mio, das Bodenseestadion für 40 Mio, den Hockeyplatz für 15 Mio, usw. Alle Finanzprobleme der Stadt wären auf einen Schlag verschwunden.“
Wir können nicht gegeneinander aufrechnen, was zur Grundversorgung gehört. Gespart werden muss an ganz anderen Stellen. Wir wäre es denn z. B. mit einer Steuererhöhung für Besserverdienende? Wie wäre es mit der Streichung von defizitären Prestigeobjekten, hier bei uns, im Land, im Bund? Ideen hätten wir sicher alle genug.
Aber hört endlich mit diesem sinnlosen Kultur- und Sport-Bashing auf.
Nachtrag: Quelle: „Konstanz in Zahlen 2021“ – hier sind die Werte des Haushaltsjahres 2020 aufgeführt!
Schicke Rechnung! Da hätte man mal viel früher den Flyer „Konstanz in Zahlen“ und die Grundrechenarten bemühen können, um das eklatante Missverhältnis darzustellen. Treiben wir es weiter: Laut „Konstanz in Zahlen“ betrug der Zuschuss aus Steuergeldern (Stadt und Land) für das Stadttheater 5720000 Euro, für die Philharmonie 8870000 Euro, macht in der Summe 14490000 Euro – wohlgemerkt nur für diese zwei „Hochkultur-Institutionen“ (das Bodensee-Forum als Euro-Grab ist hier gar nicht mitberechnet). Bedenkt man, dass in Konstanz – laut „Konstanz in Zahlen“ – 31567 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, also Steuerzahler wohnen, dann finanzierte jeder Konstanzer Steuerzahler Theater und Philharmonie mit 460 Euro im Jahr – egal, ob er hingeht oder nicht. Doch wenn man hingeht, dann sahnt man mächtig ab! Denn wenn man den Zuschuss auf die Besucheranzahl umrechnet, dann kommt man bei beiden Einrichtungen auf über 150 Euro – wohlgemerkt: pro Eintrittskarte!!! Zwei Fragen drängen sich hier auf: Welche andere Stadt dieser Größe gönnt sich solch ein Kultur-Angebot (präziser: Hochkultur-Angebot, denn in der Uni-Stadt ist man bei der Bezuschussung von Angeboten für eine jüngere Zielgruppe sparsamer. Und ferner: Welche Bedürfnisse haben die Bürger/Bürgerinnen wirklich? Erfreuen sich die Eltern über das Weihnachtsmärchen im Theater, wenn sie im Sommer mit den Kindern am See stets in Sorge leben müssen, denn Schwimmkurse sind da ja nicht mehr drin!
Denken wir doch einfach einmal positiv und gehen davon aus, dass Oberbürgermeister Burchardt heute Abend den Konstanzer Bürger*innen die Beendigung der Millionen-Subvention für das Bodenseeforum verkündet und sich mit einem Gläschen Sekt bei ihnen für die jahrelange finanzielle Unterstützung bedankt.
Danke für diesen Beitrag, der die monetäre Unterstützung in Relation setzt. Darüber hinaus leisten viele Vereine sehr praktische und lebensnahe Integrations- und Inklusionsarbeit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen.
Eine Kürzung der Förderung ist somit ein Schlag ins Gesicht hunderter engagierter Mitglieder, die ehrenamtlich ihre Freizeit für diese wertvolle (und kostenlose) Arbeit aufwenden.