Brandneues aus der seemoz-Werkstatt

Nein, vergesslich sind wir nicht: seemoz hat(te) Geburtstag. Doch Boldt und Konsorten beanspruchten letzte Woche unsere Zeilen so nachhaltig, dass zum Feiern keine Zeit blieb. Fest steht aber: Am 1. Mai 2007 erschien das kritische und widerborstige Bodensee-Magazin zum ersten Mal. Und seemoz gibt es immer noch, und umsonst – das wird sich auch nicht ändern. Von Beileidsbezeugungen bitten wir zwar abzusehen, freuen uns aber über jeden Spenden-Euro, der unsere Arbeit unterstützt.

Wenn nur die leidigen Finanzen  nicht wären – alle anderen Mediadaten nämlich lassen uns jubeln. Unsere Zugriffszahlen zeigen seit vier Jahren steigende Tendenz mit immer wieder erfreulichen Spitzen: So  verdreifachte sich am Mittwoch vergangener Woche unsere Leserschaft – da war der Personalrat des Konstanzer Klinikums zurückgetreten und seemoz, das als erstes Medium diese Meldung verbreitete, reagierte mit einem aktuellen Interview und veröffentlichte zudem in voller Länge den Brief von Chefarzt Gert Müller-Esch, der zu dessen Kündigung beigetragen hatte. Seitdem hält sich, um es konventionell auszudrücken, unsere Auflage auf einem 200-Prozent-Niveau. Die durchschnittliche Verweildauer unserer LeserInnen liegt bei nunmehr fast 5 Minuten, was für ein Internetmagazin erstaunlich ist. Wir haben offensichtlich viele LeserInnen, nicht nur im Klinikum, hinzu gewonnen. Der Südkurier und andere Medien wurden in Leserbriefen und Kommentaren dazu angehalten, endlich auch die Infos zu bringen, die auf seemoz schon längst zu lesen waren. Solche Werbung mögen wir, so gefällt uns Gegen-Öffentlichkeit.

Ach ja, das Pekunäre. Seit der Installation des Spendenbanners über der ständig wachsenden Werbeleiste – gleich rechts auf der Startseite – konnten wir Unterstützer-Beiträge von insgesamt 2500 Euro verbuchen. Erst mal genug, um unsere studentischen Mittäter für das laufende Jahr zu entlohnen. Und das zum Mindestlohn. Nur für uns Schreiber bleibt nichts übrig – für die Redakteure in Konstanz nicht und für die Korrespondenten aus aller Welt auch nicht. So verzichteten wir schweren Herzens  auf eine Berichterstattung über die Londoner Jahrhundert-Hochzeit – unsere Frau in England musste leider zeitgleich einen PR-Auftrag für schottische Whisky-Produzenten abarbeiten. Auch der Lynchmord an bin Laden war uns keine Zeile wert – wir geben zu: Unser Kontakt zu allgegenwärtigen Moralexperten hält sich in Grenzen.

Im Ernst: Schon sehr viel mehr interessiert uns, ob Oberbürgermeister Horst Frank mit dem blamablen Vorgehen seines unfähigen Sozialdezernenten Claus „Maultasch“ Boldt insgeheim einverstanden ist, um das Klinikum an einen privaten Betreiber zu verscherbeln. Spannend auch die Frage, warum in Konstanz Brücken oder Unterführungen meist dreimal so teuer werden wie ursprünglich veranschlagt. Ebenso neugierig macht uns, warum der „Südkurier“, der sich neuerdings für eine der „besten Zeitungen Europas“ hält, dennoch keinen Käufer findet.

Auf dem letzten seemoz-SympathisantInnen-Treff im April gab es neben zahlreichen redaktionellen Tipps, die wir artig befolgen wollen, auch die Gründung eines Förderkreises für seemoz. Christof.Mainberger@uni-konstanz.de kümmert sich dankenswerterweise um die Organisation und nimmt uns damit viel Arbeit ab. Wer also mitmachen will, unsere Aktion „200×5“ zu unterstützen, sollte sich melden. Wenn sich insgesamt rund 200 Leute zusammen finden, für Seemoz monatlich fünf Euro (es kann auch gerne mehr sein) zu löhnen, ist seemoz  für das laufende Jahr halbwegs abgesichert. Das ist doch schon einen Obulus wert. Denken wir und arbeiten weiter am widerborstigen und informativen Magazin vom Bodensee.

Autor: Redaktion