Ente gut, alles mau
Singen ist fast pleite, Überlingen geht am Stock, Konstanz bemüht sich um Gleichstand und seemoz weiß nicht, wohin mit dem Schotter. Das aufgestaute Kapital könnte fast reichen, allen unseren MitarbeiterInnen zum Jahresende ein Fleischkäsbrötchen zu spendieren. So gut standen wir noch nie da und das will was heißen in Zeiten leerer Kassen.
Bevor wir an dieser Stelle Internes preis geben, gilt unser Dank all unseren LeserInnen und Anzeigenkunden, die uns auch 2009 die Treue gehalten haben. Uns gibt es zwar für lau, doch das Projekt seemoz kostet dennoch Geld. Druckerpatronen, Kopierpapier, Telefonkosten – von einer halbwegs anständigen Vergütung für unsere Schreiberlinge wollen wir hier gar nicht reden.
Vor allem letzteren rufen wir ein herzliches Dankeschön zu, denn ohne die Beiträge namhafter Autoren wie Wolfgang Storz, Dieter Sauter, Pit Wuhrer, Ralph Hug, Tom C.Breuer und vielen anderen wäre unsere Internetpublikation ein gar mager Würstchen. Leider müssen wir in Zukunft auf die Texte von Dietrich „Didi“Willier verzichten, der vor wenigen Tagen einem Krebsleiden erlegen ist. Ein nicht nur für uns äußerst schmerzlicher Verlust.
Erfreulicheres gibt es von der seemoz-LeserInnen-Front zu vermelden. Hatte sich die Zahl der unterschiedlichen PC´s, die uns monatlich besuchten, bis Mai auf rund 4000 eingependelt, erreichte sie im November mit 7500 einen vorläufigen Höhepunkt. Die Statistik zeigt klar: Seitdem wir uns ausführlicher in den Niederungen der Lokalpolitik tummeln, steigen die Zugriffe auf unsere Seiten Monat für Monat.
Weniger Anlass zu Frohsinn gibt die Haushaltslage diverser Kommunen hier am See. Singen kriecht auf dem Zahnfleisch und wird wohl ab Januar bei eBay versteigert. Vorab soll ein russischer Wodkahändler ein Angebot in zweistelliger Millionenhöhe abgegeben haben, macht aber zur Bedingung, über die Singener Südstadt das Kriegsrecht verhängen zu dürfen. Auch Überlingen droht die Pleite. Und wo kürzt man gerne, wenn es eng wird? Klar, bei Bildung, Kultur und sozialen Leistungen. Angesichts einer fast leergefegten Kasse kam nun die Überlinger Oberbürgermeisterin Sabine Becker auf eine bahnbrechende Idee. BürgerInnen sollen sich Gedanken machen, wo ihrer Meinung nach gespart werden könnte. Vorschläge können ab sofort per Mail eingereicht werden: www.sparkommission@ueberlingen.de
Wenn das mal nicht schief geht. Man stelle sich nur mal vor, auch Konstanz übte sich in derlei Bürgerbeteiligung. Wahrscheinlich wären über Nacht mehrere Dezernats- und Amtsleiterposten neu zu besetzen. Wer brüht uns dann ranzige Maultaschen auf und wer plant neue Brücken oder fährt das Krankenhaus an die Wand? Geschenkt, so weit ist man in Konstanz dann doch noch nicht. Immerhin geht es der Stadt „noch verhältnismäßig gut“, ließ der Kämmerer unlängst verlauten. So gut, dass sie es sich leisten kann, 13 Millionen für ein Konzert- und Kongresshaus (KKH) zurück zu stellen und der gierigen Investitionsleiche Monat für Monat Zusatz-Kohle in den Arsch zu blasen.
Obwohl: Manchen Entscheidungsträgern in der größten Stadt am See geht doch langsam die Düse. Die in den vergangenen Jahren satten Gewerbesteuereinnahmen der Pillendreher von Nycomed kann man sich zukünftig abschminken und die rund 1000 Arbeitsplätze sind alles andere als sicher. Noch steht eine Ratsmehrheit für das KKH. CDU, FDP, FWG (die vor gar nicht langer Zeit noch gegen den Standort Klein Venedig war) und NLK sind geschlossen dafür, die SPD eiert rum und die FGL ist tief gespalten. Hier sind es vor allem die grünen Frauen, die – bar jeder Vernunft – dem Irrsinn unbeschreiblich weiblich das Wort reden und sich bockig weigern, Realitäten anzuerkennen. Ist der Überlinger Vorschlag doch nicht so schlecht? Nun gut, wir klinken uns vorweihnachtlich ein und bitten auch in Konstanz zur Abstimmung: www.sparkommission@konstanz.de.
Das ansässige Dorfblatt „Südkurier“ gerät ebenfalls in die finanzielle Schräglage, die kürzliche Segnung der neuen Druckmaschine kam wohl zu spät. Zwar pfiffen es fette Spatzen schon lange von den Dächern, aber nun ist´s klar. Das Anzeigengeschäft im Printbereich geht weiter den Bach runter, Großkunde Aldi springt von der Schippe und Besserung ist nicht in Sicht. Dornroeschen-Macher Erich Gropper, langjähriger Südkurier-Redakteur, glaubt zu wissen, dass der Mantelteil in Zukunft nicht mehr vor Ort produziert wird. Das ist zwar nicht neu, aber dennoch bitter für mehrere Dutzend KollegInnen. Aber mal ehrlich und ganz unter uns: Wer kauft schon diese Zeitung, um sich mit den zusammengeschusterten Artikelchen der Herren Satinsky, Braun und Löffler zu belasten?
Der Lokalteil – auch hier scheint sich das Personalkarussell gewaltig zu drehen – soll uns dennoch erhalten bleiben. Das freut uns, denn er trägt doch immer wieder zur Erheiterung bei. Erst kürzlich war zu lesen, dass der Weihnachtsmarkt unter Besucherschwund leidet. Die investigative SK-Redaktion ging der Sache auf den Grund und ließ den Betreiber des Events folgende Erklärung absondern: „Schnee wirkt abschreckend, wenn er gerade frisch fällt“. Das leuchtet ein, vor allem zur Weihnachtszeit. Ein echter Brüller am Frühstückstisch. Weiter so.
Lassen wir es gut sein mit launischen und spitzen Bemerkungen und machen auf Besinnlichkeit. seemoz wird die kommenden Tage Ruhe geben und sich weihnachtlich vorübergehend zurück ziehen. Wer uns auch weiterhin lesen will, dem sei deutlich erklärt: Nur mit Fleischkäsbrötchen
kommen wir mittelfristig nicht über die Runden, ein bisschen ausgewogener sollte unser Speiseplan schon sein. Hier die Eckdaten – klar und unübersehbar auch für Phantom-Blinde:
Volksbank Konstanz
KtoNr.: 225 880 506
BLZ: 692 91 000
H.Reile/ seemoz
(wahrscheinlich liest´s wieder kein Schwein)
Danke vorab und schöne Tage
Autor/In: H. Reile