Ho-Narro-Auszeit
Auch wir nehmen uns die nach Brauch und Sitte übliche Fasnachtspause, zumal ein Teil unserer SkribentInnen sich im Häs auf den Gassen der Stadt tummelt, andere hingegen sich entweder zuhause eingeschlossen oder gleich das Weite gesucht haben. Bis einschließlich Rosenmontag hasten wir nur für wirklich aufrüttelnde Geschehnisse an die Tastatur – sollte etwa im Windschatten des Fasnachtstaumels das Büdingen-Areal besetzt werden oder bräche sich der OB beim Kappenabend den Finger in der Nase. – red
Herr Lingner und Frau Salb:
Fasnacht ist zwar vorbei, aber das mit den „NAZILIEDCHEN“ will ich sooo nicht stehen lassen. Deshalb noch ´nen Reim“:
Das „Trällern dieser Liedchen“ sei unmoralisch,
schrieb überzeugt von sich „Redakteur “ Brumm,
des isch für mich ä weiteres Südkurier-Geschmier
und deshalb gib I nix drumm.
Bunt gemischte Mäschgerle in kleinen Konschdanzer Kneipen,
haben geschunkelt und sie einfach gesungen,
ohne sich drüber zu streiten,
ob des etzt moralisch isch oder it
und wer dazu kam – der machte mit.
Klar wurd au gschwätzt und zwar immer wieder
über die so genannten „Nazilieder“:
Wo isches denn, in welchem Text, des „Braune“, was so viele stört?
Hond ihr die Lieder scho mol gsunge, hond ihr die Texte scho mol ghört?
I hon kurz vor de Fasnet diesselle Reime studiert
ganz offen, nicht versteckt und völlig ungeniert.
I hon se prüft nach allen Seiten, nach links und vor allem nach rechts.
I hon aber nix gfunde, a denne Lieder isch nix Schlechts.
Oder doch eppes?
„Unser Niederbürgler Völkle , isch e ganz bsundre Rass….“
Isch des etzt heikel oder isches nur Schpass? (aus: „Alte Häuser, Junge Herze“)
Man kann den Komponisten nicht von seinen Texten trennen?
Da gäbe es sicher noch mehr Menschen zu nennen,
deren Kunst man trotz ihres Weltbilds bis heute verehrt.
Habt ihr von Wagners Antisemitismus noch nie eppes gehört?
I könnt etzt hier weitermache mit dem Kunstmaler Schmidt Pecht,
hänget dem seine Bilder zu Recht
in de Wessenberg- Galerie?
Sollet die vu de Wänd, ist deren Betrachten unmoralisch, oder wie?
Laut Interview Hitler -Fan und Nationalist,
der mit 88 noch in die Partei eingetreten ist.
Politische Gesinnung also : scharf rechts,
sind dessen Gemälde etzt au was Schlechts?
Warum also wird heut des Fasnetliedgut verbrämt
und sich dessen Komponisten nach Jahrzehnten erst gschämt?
Hot denn domols konner gwisst, wer der Willi war?
Er war doch beliebt und bei den Narren ein Superstar?
In Konschtanz breitet sich wie eine Seuche Scheinheiligkeit aus und falsche Moral,
aber wisset ihr was, do pfeiff i drauf, des isch mir egal.
I bin ä Mädle vu Konschdanz und i sing dieselle Lieder
jedes Johr mit Freude wieder.
Mit Freude am Dialekt, denn der verbindet,
sodass mo uff de Gass´ unter Fremden
immer wieder Konschdanzer findet.
Um es auf den Punkt zu bringen:
niemand wird gezwungen, diese Lieder zu singen.
Wer´s aber tut, nutzt sein demokratisches Recht,
warum ist dieser Mensch also unmoralisch oder schlecht?.
I honn än Rat für die Pseudomoralisten: Warum dund ihr it mol des Rahaus ausmisten?
Die lebet no, de Willi isch tot, der nimmt niemandem mehr die Butter vom Brot.
Wa hot desell OB denn für ä Moral? Dem sind wir Bürger doch wurschtegal!
Von Anfang an war es sein Ziel: Bin ich erst oben,
mach ich mein Spiel!
Uli ließ sich wählen zum eigenen Zwecke,
de Großteil vum Rat steckt etzt mit unter seiner Decke.
(Und der brave Bürger? Der wird zum Deppe!)
Vor der Wahl hat er das Blaue vom Himmel versprochen,
und kaum an der Macht, sämtliche Worte gebrochen.
Uli tut für sein Spleens Millionen verprassen und alles aus der Steuerzahler Kassen.
In Sitzungen und Ausschüssen wird gemauschelt, getäuscht und gelogen,
im Konzil hond sich neulich die alten Balken gebogen!
Bis auf die Ausnahmen mit Courage, und die hond vor allem die Linken,
tut´s im Rathaus nach Ignoranz und nach Vetterlewirtschaft stinken
Sie servieren unser Konschdanz gewissenlosen Investoren,
viel zu viel von unserer Stadt haben wir schon verloren.
„Das beste Konstanz, das es je gab“?
Bei dem Blödsinn dreht sich selbst Münchhausen im Grab.
Längst ist der Verstand der Gewählten auf der Strecke geblieben,
Akuter Größen- u. Wachstumswahn hat auch die letzten grauen Zellen vertrieben.
Lasst euch also nicht spalten, nicht manipulieren,
wir haben demnächst die Wahl und können abservieren!
WARNUNG!
Die Christlichen Demokraten
sind dabei,
Konstanz ein weiteres Mal zu verraten,
in ihrem Wahlprogramm haben sie steh´n:
WIR WOLLEN WIEDER MIT ULI GEH´N!!
Wie wahr, wir gratulieren zur gelungenen Eulenspiegelei, HO NARRO.
Eine echte Alternative zu den Willi Hermann Nazi-Liedchen!
Fasnacht 2019
KONSchTANZ – Stadt am See
Die Lage, welche Gnade, an des Bodensees Gestade
macht sie allgemein begehrt
Doch wie die Erfahrung lehrt, wird das Schöne stets begehrt,
ums alleine zu besitzen, nicht dass alle sich dran freun
drum die Geister sich erhitzen, und den Kampf darum nicht scheun
Hurerei wie Meuchelmord geschahn auch an diesem Ort
Im Gerangel um die Macht, ist die Mordlust schnell entfacht
Edelsinn geht über Bord
Heut gehts wie einst ums Gleiche – um Arme und um Reiche
Und wer just in dieser Stadt das meiste Sagen hat
Der OB nebst Gefolge, dort in der Rathauswolke
Kündet trotz Grounding am Rhein, güldenen Erfolg dem Volk
Keinen Reinfall wird’s geben, und keine Rheingold-Leiche
er hat die Kritiker satt
Nur noch Sinn für Elite, beim Verdienst wie der Miete
Die Armen ins Hinterlandl, schon ist das Problem gebannt
Dort gibs den ein-Euro-Bus, z´ Konschtanz keiner bleiben muss
Verweist indessen verzückt, auf neue Lastenräder
Präsentiert voll Stolz der Stadt, was er schöns geleistet hat
Der Verkehr ist nicht sein Ding, andre steigen in den Ring
Der Radler ist ab sofort, in diesem Ort, der King
Die Gegner heißen KFZ, die Fahrer sind die Bösen
Es gilt die gesamte Stadt, von ihnen zu erlösen
Indes, auf leeren Straßen, kein Zaster in den Kassen
Verzichten will man mitnichten
Andere kommen von weits, aus Afrika oder Schweiz
Auch sie sind nicht willkommen, es liegt nicht an den Rassen
dass wäre schlicht anmassend
Viel Theater wegen Nix, koste es was es wolle
Weil es ja nicht sein Geld war, das Osner hat verschwendet
Schöpfte er aus dem Vollen, gar sehr von sich verblendet
Was den Konschtanzer umtreibt, ist der Verlust und der Frust
Seine Stadt, eine Bühne – degradiert zur Kulisse
Ein Event jagt das Nächste, die Preise sind Prämisse
Alles für die Touristen – wo bleibt der Mensch, der hier lebt?
Die Saison wird erweitert, denn der Rubel muss rollen
Und zwar das gesamte Jahr – ohne Wenn und Aber, klar
Belagerungszustand, zum grollen
Wems nicht passt, kann gern gehen. Tschüss und auf Wiedersehen
Hier ist kein Platz für Looser, hier geht es um den Gewinn
Siehe Projekt Büdingen, da sind viel Millionen drin
Die da sprudeln fürderhin in die Stadtkasse hinein
So der Plan vom großen Traum, durchgebufft mit Frankenschein
Das Projekt der Caritas, sagt uns über Wahrheit was
Die Planung von langer Hand, schön im Geheimen gemacht
Zeitdruck erzeugt über Nacht, damit kommen wir schon durch
Uns, als den Gemeinen, kann keiner nichts verneinen
Wird Zoffingen nicht gebaut, droht Engen dir – na warte
Das geschieht euch allen recht, die ihr es wollt verhindern
Uns gebührt Lob und Applaus, für unsere guten Taten
die soll ja niemand mindern
Bei Kritik ziehn wir zurück, schmolln im stillen Kämmerlein
Ziehen lieber die Fäden bei geschlossenen Läden
Tja, hoch über den Wolken herrscht ewiger Sonnenschein
Wenn doch bloß der Mob nicht wär, wärs Regieren halb so schwer
Wer sich lässt dazu verleiten, das beste Konstanz aller Zeiten
Genau jetzt auszurufen, muss sich der Frage stellen
Ob er da nichts hat verpasst und wem die Ohren schellen
Der Satz macht so wenig Sinn, wie der Griff nach dem Lorbeer
Zum Vorschuss schlechthin
Das Wasser fließt rheinabwärts, da gibt es keine Rückkehr
verpasste Chancen adieu, auf Nimmerwiedersehen
Verdrossenheit macht sich breit, wer setzt sich für Konschtanz ein?
Halbherzig bei der Wohnungsnot, kriegt Aldi auf die Kappe,
Auch beim Siemens Areal genau dieselbe Schlappe
Wo bleibt der Mut der Räte?
Aus Angst vor zu viel Kritik, hält man lieber sich zurück
Zumal man insgeheim denkt, dass es nichts ändern täte
Jedoch die Gefahr bestünd, nicht mehr gewählt zu werden
Das Potential der Bürger ist nicht zu unterschätzen
Sie kriegen jetzt den Hafner, um etwas mit zu schwätzen
Und damit Ruhe geben, man erntet, was man säte
Der Rest wird nicht diskutiert, weil mans nicht für nötig hält
Ist doch längst im Hintergrund, die Entscheidung schon gefällt
Im wahrsten Sinn des Wortes, im Park und andern Ortes
Das Beispiel der Marienschlucht, zeigt uns die Paragrafensucht
Viel Gesetzen untertan, bleibt der Mensch stets handlungsarm
Wird auf seemoz protestiert, interessierts mitnichten
Herr Brumm wird es schon richten
Das Wahrzeichen dieser Stadt, auch eine Bedeutung hat
Die Frage steht im Raume, trotz wir nicht alles wissen
Braucht es einen neuen Frosch, um Konstanz wach zu küssen?
Ich Grüße alle Narren, die jungen und die alten
Und im Besonderen die, die sich für keine halten
Ho Narro
Fasnachtslied 2019
1. Ob grau, ob blau, der See – ein Spiegel
Und wieder bunt ists in den Gassen.
Konstanz ist ein Narrentiegel,
da gibt`s viel und nichts zu spaßen!
Konstanz ist Bewegungszone,
wir schlängeln uns im Mief
und irgendwie und irgendwas,
das ist in Konstanz schief.
2. Unsere Stadt zeigt sich sacral,
die Caritas ist stets die Prima.
Nächstenliebe gibt es nicht pauschal,
dafür ist da kein Klima.
Der Alten bedient man sich gepflegt,
eine Pflegeburg höchst profitabel.
Die Niederbürgler sind erregt,
für sie so nicht akzeptabel!
Im frühen Dunkel hinter`m Zaun,
da fielen 4 kraftvolle Alte.
Zu demonstrieren: wir werden hier bau`n!
das zeugt von besonderer Kälte.
Refrain:
Der See, der ist zum Kotzen schön,
das meint einst Otto Dix.
Der See, der ist zum Segeln schön,
das meint heut Christoph Nix.
Der See, der ist zum Kotzen schön,
das überzeugt auch MüFe.
Wenns Viele sagen, bleibt doch eins:
Tu `s besser überprüfe(n).
3. Im Südkurier steht`s Wahre drin –
alltägliche Poeme.
In dem Blatt hat alles Sinn,
viel Kleines, viel Probleme.
Viel Bild, viel Druck,
verquast bis sehr obskur.
Das Blatt mit einem rechten Ruck,
halt Südgeschmier ganz pur.
4. Zum Glück gibt’s eine ganze Weile,
mit guten Statements und mit Zorn,
das Seemozen bei Holger Reile,
den vielen Hohlköpfen ein Dorn!
Das neue Amtsblättchen hingegen,
ist viel Politsprech ohne Biss.
Und damit wem ein Segen?
Geistig dünner Schiss!
Refrain:
Der Wisch, der ist zum Kotzen gut,
das glauben hier nur Narren.
Der Wisch, der ist zum Kotzen gut
und spannt sie vor sein`n Karren!
Der Wisch, der wär zum Kotzen gut,
gäbe es mehr Motzer,
die Kritischen, die werd`n geschasst,
da ka ma nur noch kotze!
5. Im Rathaus ist man stolz auf BoFo, Buff und Co.,
als Bertelmännlein manufaktisch,
macht man einfach weiter so.
Ist das schlau oder ist es taktisch?
Verschleudert werden unsre Steuern.
Was soll das werden- wohl ein Gag?!
Wir sollten sie schnell feuern,
der Karren steckt im Dreck!
6. Es gilt nur Wachstum hier als Motto,
bis das die Schwarte kracht.
Konsum ein Glücksspiel, wie einst Lotto
nur an die Kohle wird gedacht.
Weniger ist mehr! Zum wirklich guten Leben
braucht es für Alle nur genug.
Es bräucht ein Nehmen und ein Geben,
ohne eitlen Selbstbetrug.
Refrain:
Das Rathaus ist zum Kotzen alt,
mit echter Renaissance.
Das Rathaus ist zum Kotzen alt,
es fehlt jegliche Ballance.
Im Rathaus bräuchts mehr Dissonanz,
dann wär es nicht mehr alt,
mehr Tatkraft, Geist und Philofanz,
und das ganz möglich bald.
7. Natur in Konstanz, wo denn noch?
Wir haben Seeblick nicht zu knapp!
Statt eines Baumes gähnt Loch für Loch.
Buchen, Eschen, Pappelerpapp.
Die TBK macht allen den Garaus.
Die Bäume sind schnell kleingemacht,
wie mancher Rat im hohen Haus.
Da treibt der Satan seinesgleichen aus!
8. Ein junger Wind weht durch die Gassen,
auch hier seit ein paar Wochen,
die Schülerschaft geht auf die Strassen:
Das Erdenklima ist am Kochen.
Die Grünen schreiben `nen Appell,
ein einzig grüner Traum!
Wo gibt es Platz, möglichst ganz schnell,
für einen neuen Baum?
Refrain:
Zum Kotzen ist zuviel Konsum,
und protzend Kapital!
Das macht uns alle noch ganz dumm
und macht das Leben schal.
Zum Kotzen ist die Obrigkeit,
und auch: vor ihr das Ducken.
Zum Kotzen die Verlogenheit.
Das Klima tut sie wenig jucken.
im Februar gedichtet: Luana Thalmann