Leute, rückt endlich Eure Kohle raus

Vor genau fünf Jahren erschien seemoz zum ersten Mal im Netz. Seitdem hat sich einiges getan: Wir haben Debatten angezettelt, Verborgenes ans Tageslicht gebracht, Kampagnen mitgestaltet und mitgetragen. Die überwiegend positive Resonanz zeigt uns, dass seemoz für viele unverzichtbar geworden ist, zum täglichen Medienkonsum nicht weniger Menschen im Landkreis und darüber hinaus gehört und von immer breiteren Schichten genutzt wird. Das freut uns, aber da ist noch viel Luft nach oben.

Zu einem kleinen Jubiläum gehört es, sich zuallererst bei all jenen zu bedanken, die mit Rat und Tat dafür sorgen, dass das widerborstige Internetmagazin am Bodensee immer noch quicklebendig ist. Ohne den Mediendesigner Andreas Danielowski sähe unsere Seite nicht so professionell aus, ohne unseren Co-Webmaster Andre Antakli kämen die Texte und Bilder nicht rechtzeitig ins elektronische Blatt. Den beiden an dieser Stelle allerbesten Dank für ihr Engagement, dessen Honorierung eher einem Nasenwasser gleicht.

Ein ebenso herzliches Dankeschön an unsere Inserenten, die mit ihren bezahlten Anzeigen dafür sorgen, dass wir unsere Betriebskosten finanzieren können. Kleiner Hinweis für freilaufende Verschwörungstheoretiker: Wer glaubt, die Anzeigen der „Hochkultur“ (u.a. Stadttheater und Philharmonie) führten zu Abhängigkeiten, die sich auch in der redaktionellen Berichterstattung niederschlagen, muss sehr einfach gestrickt sein. Für 50 Euro monatlich lassen nicht mal wir uns kaufen. Unfug bleibt Unfug, auch wenn man ihn ständig wiederholt. Wir erlauben uns aber weiterhin, finanziell mager ausgestatteten Initiativen wie K9, Zebrakino und einigen anderen Werbebanner zu schenken. Diese Einrichtungen sind enorm wichtig für unsere Stadt und deshalb unterstützen wir sie gerne auch in Zukunft.

Zum Mitschreiben: seemoz ist völlig unabhängig von irgendwelchen Unternehmen oder Parteien und „gehört“ seit seiner Gründung den Betreibern. Die bisweilen geäußerte Meinung, seemoz gehöre „den Linken“, so Südkurier-Geschäftsführer Rainer Wiesner gegenüber dem St.Galler Tagblatt, ist wohl eher der Tatsache geschuldet, dass manche Zeitgenossen ohne ein festes Feindbild nicht leben können und gerne weiterstricken an ihrem muffigen Rote-Socken-Modell. Richtig ist: Wir verstehen uns seit nunmehr fünf Jahren als links-alternative Publikation, die aber stets offen ist für Debatten und Beiträge jenseits eingefahrener Dogmatismen und parteipolitischer Verkrustungen. Mag sein, dass sich die seemoz-Besitzverhältnisse bald ändern, denn wir liebäugeln mit einem genossenschaftlichen Modell. Mehr Infos dazu demnächst.

Aufmerksamen seemoz-LeserInnen wird aufgefallen sein, dass der seemoz-Förderkreis kräftig für uns die Werbetrommel rührt. Da treffen sich monatlich mehrere Sympathisanten und überlegen sich, wie sie uns weiterhelfen können. Direkt in redaktionelle Abläufe mischt sich der Förderkreis nicht ein, aber ab und an werden auch wir geladen und bekommen dann – meist zu recht – Kritisches zu hören, wenn ein Text zu mager erscheint oder die investierte Zeit nicht wert war. Mit viel Aufwand haben die Förderkreisler in den vergangenen Monaten Testimonials von mehr oder weniger bekannten Leuten gesammelt, die eines sehr deutlich machen: seemoz wird mehr denn je geschätzt und verstanden als einziges Medium im Landkreis Konstanz, das sich deutlich abhebt von der beliebigen Mainstream-Schreibe anderer Publikationen. Wer sich dem Förderkreis anschließen will und zündende Ideen hat, bemühe die dementsprechende Rubrik auf unserer Seite rechts oben. Für seinen unermüdlichen Einsatz und seine konstruktive Kritik danken wir dem Förderkreis aufrichtig und in verschärfter Form.

Wir wissen sehr wohl, dass es in unserer Berichterstattung noch viele weiße Flecken gibt. Vor allem die Vielzahl kommunalpolitischer Themen, die es zu bearbeiten gilt, bringt uns oft an den Rand des Machbaren. Einiges bleibt unbearbeitet liegen, wird sträflicherweise im virtuellen Papierkorb zwischengelagert und modert dann ungebührlich lange vor sich hin. Die Ansprüche der LeserInnen an unsere Berichterstattung steigen. Zunehmend erreichen uns Begehrlichkeiten: „Da habt Ihr einen wichtigen Termin verpennt“, „Warum berichtet Ihr nicht intensiver über die katastrophale Wohnungssituation in Konstanz?“ Undsoweiterundsofort.

Würden wir gerne, aber unserem output sind natürliche Grenzen gesetzt. Es fehlt immer noch an zusätzlichen MitarbeiterInnen und vor allem an einer halbwegs soliden finanziellen Ausstattung. Da mittlerweile fast alle rund um die Uhr nach Transparenz gieren, geben wir an dieser Stelle gerne detailliert Auskunft. Zwar lief die Kampagne „200 mal 5“, also 200 LeserInnen überweisen fünf Euro monatlich (es kann gerne auch mehr sein), ordentlich an, aber es reicht noch nicht. Über das letzte Jahr gerechnet konnten wir Gesamteinnahmen von rund 17 000 Euro verzeichnen. Davon kamen über 8000 Euro an Anzeigengeldern rein, der Rest über Spenden. Um das Projekt seemoz halbwegs absichern zu können, brauchen wir jährlich mindestens 25 000 Euro. Zur Zeit beläuft sich das Stundenhonorar für uns zwei Hauptschreiber – die tägliche Berichterstattung ist längst zu einem Halbtagsjob geworden – auf etwa vier Euro. Selbstausbeutung bei Initiativen dieser Art ist uns nicht fremd und wir wollen hier auch nicht allzu laut jammern und halbgar rumsäuseln, sondern besser einen klaren Appell formulieren: Leute, wenn Euch seemoz weiterhin wichtig ist, dann rückt Eure verdammte Kohle raus!

seemoz lebt auch von der Solidarität ähnlich gelagerter Projekte und der Zuarbeit befreundeter KollegInnen, die uns mit guten Texten beliefern, ohne dafür Honorar zu verlangen. Vor allem seien genannt: Thomas C. Breuer, Ralph Hug, Siggi Galter, Harry Rosenbaum,Werner Rügemer, Pit Wuhrer und Wolfgang Storz. Auch dafür einfach Danke.

Zum Schluß noch eine eher traurige Nachricht, vor allem für seine stattliche Fanschar. Unser Glossenschreiber Minotti zieht sich aus beruflichen Gründen von der Spötterfront zurück. Manche werden das bedauern, andere nicht. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute für seine Zukunft und danken auch ihm allerherzlichst für seine Mitarbeit und seinen Einsatz.

Es grüßen Euch, nach fünf Jahren Fronarbeit noch immer unverdrossen und geburtstagsbedingt gut gelaunt

HP Koch und Holger Reile