seemoz macht eine kleine Sommerpause

20120801-001119.jpgWenn es schon keinen Schotter gibt für unser aufopferungsvolles Tun im Sinne der Aufklärung, dann wollen wir wenigstens anständig Urlaub machen und uns dem sommerlichen Treiben hingeben. Will heißen: Die kommenden zwei Wochen gibt’s uns nur auf Sparflamme und wohl dosiert. Jeder Einspruch ist zwecklos. Und wer uns am Badestrand oder im Biergarten sichtet: Bitte nicht füttern. Hingegen ist es jedem frei gestellt, mit einer kleinen Spende unseren Fortbestand zu sichern. Wir danken vorab herzlich.

Seit nunmehr über fünf Jahren bietet seemoz seinen LeserInnen Tag für Tag neue Informationen aus Stadt und Land. Gerade der zurück liegende OB-Wahlkampf hat unseren Energiehaushalt reichlich strapaziert und so genehmigen wir uns bis zum 15. August eine kleine und verdiente Auszeit.

Noch ein Wort an dieser Stelle über die vergangenen Wahlkampfwochen. Manche warfen uns vor, wir hätten über diverse KandidatInnen teilweise „unter der Gürtellinie“ berichtet, sogar von „Schlammschlacht“ war bisweilen die Rede. Mal ganz ehrlich: Langweiliger und künstlich auf Harmonie gebürstet wie dieser kann ein Wahlkampf kaum sein. Dazu: Nicht wenige schienen ihren Gürtel knapp unter dem Kehlkopf angelegt zu haben, reagierten sogar auf moderate Kritik höchst empfindlich oder haben schlichtweg nicht verstanden, dass eine Glosse auch etwas schärfer formulieren darf.

Ein erhellender Diskurs unter den BewerberInnen, und dabei darf es auch mal zur Sache gehen und auch krachen, fand nicht statt. Debatten zwischen den WahlkämpferInnenen wurden strikt unterbunden und keine/r hatte den Mut, die vorgegebenen Pfade zu verlassen, sich zu profilieren und abzusetzen von konkurrierenden Wolkenschiebern und Worthülsenproduzenten. Die Parole unter den favorisierten BewerberInnen lautete klar: Nur nicht die Konkurrenz attackieren, man könnte sich damit ja dem Vorwurf der Unfairness aussetzen.

Stattdessen trugen vor allem die Top-KandidatInnen brav und bieder ihre Verslein vor und betätigten sich, gecastet von meist provinziellen Mainstream-Moderatoren, als zahnlose Hamster im Laufrad. Kein Wunder, dass dann kritische oder auch bissig-glossierende Berichterstattung, wie sie auf seemoz zu lesen war, als unangemessen oder aggressiv empfunden wurde. Dabei haben wir lediglich darauf hingewiesen, dass die grüne Kandidatin Sabine Seeliger bei vielen Auftritten meist überzeugender und besser informiert auftrat als der schwadronierende und angeblich unabhängige Rest. Eine nüchterne Erkenntnis, die sich allen aufdrängte, die ihre Ohren nicht auf Durchzug geschaltet hatten und denen wahlkampftaktische Beliebigkeit ein Gräuel war.

Auch der vereinzelt aufgetauchte Vorwurf, wir hätten massiv Wahlkampf für Seeliger betrieben, ist so nicht haltbar, denn nirgendwo anders als bei seemoz war nachzulesen, wie uneins die grüne Basis hinsichtlich ihrer Kandidatin war. Es gibt nicht wenige Lindgrüne in dieser Stadt, die sogar erklärten, unsere ständigen Hinweise auf die heillos zerstrittene Freie Grüne Liste haben Seeliger geschadet. Andere wiederum monierten, die kritische seemoz-Berichterstattung über Uli Burchardt habe zu einem Mitleidseffekt geführt und dem CDU-Mann zusätzliche Wähler zugetrieben. So schleppen viele Erklärungen mit sich rum, die einer eingehenden Überprüfung kaum stand halten. Außerdem: Die Grünen haben nicht den OB-Sessel räumen müssen, denn sie hatten ihn mit Horst Frank in Wirklichkeit noch nie. Sabine Seeliger wäre wohl die erste gewesen, die sich diese Bezeichnung verdient hätte. Sie wäre vermutlich für neuen Schwung gestanden, nicht nur in ökologischer Hinsicht. Davon waren wir überzeugt und sind das auch heute noch.

Ob der kommunalpolitisch völlig unerfahrene Uli Burchardt die Stadt mit innovativen Ideen voran bringt und ob er das überhaupt will, bezweifeln wir aus gutem Grund. Man werfe nur einen Blick auf seine Unterstützerliste, dann weiß man, woher der Wind weht. Die Gefahr besteht, dass wichtige Projekte (u.a.Verkehrskonzept, Wohnraumproblem) weiterhin in Schubladen vor sich hin dümpeln oder gar ganz in der Versenkung verschwinden. Zusätzliche Skepsis ist berechtigt, denn mit Kurt Werner und Claus Boldt hat Burchardt zwei Bürgermeister neben sich, die der Stadt in vielerlei Hinsicht eher geschadet haben. Die Liste ihrer Fehlgriffe ist lang. Kein gutes Omen also für einen neuen Verwaltungschef, der sich zumindest auf seine engsten Mitarbeiter verlassen können sollte. Allerseits wünschte man dem neuen Oberbürgermeister nach seinem Wahlerfolg „eine glückliche Hand“. Doch eine wird sicher nicht reichen.

Zurück zum eigentlichen Anlass dieser Zeilen. Ganz schwarz bleibt unsere Seite die kommenden 14 Tage dennoch nicht, im Bedarfsfall (Bürgermeister Werner beim Versuch, die Begegnungszone zu überqueren, verhungert/Neu-OB Burchardt hat nun doch keine Lust auf das Rathaus und belegt lieber den nachhaltigen vhs-Langzeitkurs „Geiz macht blind“/Konstanzer SPD-Fraktion tritt zur Hälfte in die CDU ein und trifft dort auf Renegaten aus den Reihen der FGL/Unsere Krankenhausspezialisten Claus Boldt und Rainer Ott klauen Maultaschen, werden gekündigt und hoffen auf eine hohe Ablösesumme, die ihr Anwalt Endemann erstreiten will) .. und bei ähnlichen Überraschungen sind wir natürlich schnell zur Stelle. Versprochen.

Wer die kommenden seemoz-freien Tage wissen will, wie es um die Wassertemperaturen bestellt ist, wo die nächste Facebook-Party stattfindet, warum im Erdbeereis keine Erdbeeren sind, oder wie es der Schildkröte am Seerhein geht, der bemühe örtliche Internetforen oder die hiesige Tageszeitung. Bleiben Sie uns treu!

Autor: H. Reile