seemoz: Neue Segel, frischer Wind

Treuen seemoz-LeserInnen wird es aufgefallen sein: Der Output unserer Internetpostille ist etwas dünner geworden. Das liegt nicht nur an der zur Zeit lähmenden Hitze. seemoz steht im zweiten Erscheinungsjahr vor personellen und inhaltlichen Änderungen.


Zuerst zur Personalie: Matrose Jürgen Lugerth geht von Bord und tritt einen längeren Landurlaub an. Formulieren wir es sportlich: Die Trennung erfolgte im beiderseitigen Einvernehmen und wir wünschen J. Lugerth ein glückliches Händchen bei all seinen Aktivitäten.

Schneller als gedacht bot sich Ersatz an. Mit Kristina Kiehl und Frank Dreyer kommen zwei engagierte und interneterfahrene Lotsen an Deck, die mit neuen Ideen dafür sorgen wollen, dass der seemoz-Kahn wieder mehr Fahrt aufnimmt. Wir freuen uns auf sie.

An eine seemoz-Beratung für Hartz-IV-Geschädigte ist gedacht, die kommunalpolitische Berichterstattung verlangt nach mehr Aufmerksamkeit und die Umweltpolitik rund um den Bodensee soll verstärkt unter die Lupe genommen werden. Änderungen stehen auch im kulturellen Bereich an, in dem wir uns um mehr Vielfalt bemühen wollen. Sollte die Ablösesumme für uns verkraftbar sein, werden sich zwei freie Mitarbeiter zukünftig um die Musikszene kümmern und die jeweiligen Angebote verbraucherfreundlich auf unseren Seiten platzieren.

seemoz stellt sich vor

Eventuell wird es auf unserem Anzeigenbanner eine sogenannte Kulturleiste geben. Dort könnten die Kulturschaffenden ihr Banner positionieren, und mit einem Click erfährt der interessierte Leser, was das jeweilige Programm zu bieten hat. Ansonsten wollen wir die bunte seemoz-Mischung weitgehend beibehalten: Auch in Zukunft soll es bissige Glossen geben, dazu Unterhaltendes und Geschichten über den Irrsinn des Alltags. Mag sein, dass wir einige Rubriken streichen und durch andere ersetzen. Für Ideen und gute Vorschläge stehen unsere Ohren weit offen.

Vielleicht noch vor der Sommerpause, spätestens aber Anfang Herbst ist daran gedacht, zu einer öffentlichen seemoz-Veranstaltung zu laden, auf der wir über unser Projekt berichten und uns auch gerne der Kritik stellen. Wir informieren rechtzeitig.

Die Sache ist nicht neu: Eine Initiative dieser Art steht meist auf wackeligen Füßen. Die Werbeeinnahmen reichen gerade mal, um die anfallenden Bürokosten zu stemmen. Die Mitarbeiter schuften ehrenamtlich und ohne Honorar. Das geht auf Dauer nur, wenn die Zahl der für uns Schreibenden kräftig steigt. Aufruf, der fünfte: Interessierte rund um den Teich – meldet Euch!

Nach einem Jahr seemoz hier ein paar Infos: Rund 5000 unterschiedliche PC-Nutzer tummeln sich monatlich auf unseren Seiten, etwa 15 bis 20 000 LeserInnen konsumieren Monat für Monat unser Angebot. Wir finden, das sind durchaus Zahlen, mit denen wir auf der Jagd nach weiteren Anzeigenkunden konkurrieren können.

Andere Information ist nötig

Das zeigt aber auch: Der Bedarf nach einer zusätzlichen Informationsquelle neben dem Medienmonopolisten „Südkurier“ ist Fakt. Vor allem seit dem Weggang des Konstanzer Lokalchefs Tobias Engelsing hat die Tageszeitung rapide an Qualität verloren und droht zunehmend zu einem Anzeigenblatt zu verkommen, das dem Informationsbedürfnis seiner LeserInnen nur noch selten gerecht wird. Diese Einschätzung teilen übrigens auch ehemalige SK-RedakteurInnen, die dem Verfall „ihrer“ Zeitung reichlich fassungslos gegenüber stehen. Der Medien-David seemoz wird sich auch weiterhin bemühen, die immer öfter auftretenden Versorgungslücken aus dem Hause Südkurier wenigstens ab und an zu schließen.

Es gibt viel zu tun für z. B. Konstanz

Bisweilen erreicht uns Aufmunterndes. Unser Internetauftritt sei professionell gestaltet und wichtig für die Region. Finden wir auch, obwohl noch Vieles nach Verbesserung dürstet. Dennoch: 2009 stehen Wahlen an, im Bund, für das Europaparlament, im Kreis und in den Gemeinden. Diese Wahlen sind für die gesamte Region von enormer Bedeutung.

Beispiel Konstanz: Wollen wir weiterhin zusehen, wie eine Verwaltungsspitze die Stadt häppchenweise gierigen Investoren zum Fraß anbietet? In fast schon rasender Geschwindigkeit verändert die Stadt ihr Gesicht, nicht immer zum Vorteil derer, die darin leben. Sollte man einen Oberbürgermeister, der den Bau eines Kongress- und Konzerthauses zur Chefsache erklärt hat, dabei unterstützen, wenn für dieses fragwürdige Projekt rund 50 Millionen ausgegeben werden? Wäre es nicht eher angebracht, mehr in Schulen, Kindergärten, Wohnungsbau und soziale Einrichtungen zu investieren? Wer streitet für die Interessen derer, denen diese Gegend Heimat ist? Es ist noch nicht allzu lange her, da war im „Südkurier“ nach einem verkaufsoffenem Sonntag zu lesen: „100 000 Besucher: So schön kann Konstanz sein“. Sorry, aber wer so formuliert, war entweder zulange an der Sonne oder hat grundsätzlich einen gewaltigen Sprung in der Schüssel.

Nun, seemoz setzt ab Anfang nächster Woche zwei neue Segel. Wir werden sehen, ob Wind aufkommt und genügend Wasser unter dem Kiel ist. Bleibt uns gewogen.

Autor/In: H.Reile