Über Knete und Kommentare, über Finten und Förderungen
Schon gemerkt? Der seemoz-Förderkreis meldet sich mit Werbeaussagen unserer Leser zu Wort – Testimonials nennen Marketingleute das. Außerdem: Wie die Redaktion zukünftig mit Kommentaren umgeht. Und dass wir in den Tagen zwischen den Jahren etwas kürzer treten werden. Aber auch: Warum wir Unterstützung pekuniärer Art jetzt wirklich brauchen. Dies und mehr aus der seemoz-Werkstatt, die just in diesen Tagen ihren 1000. Artikel nach dem Relaunch publiziert hat.
Seit fast fünf Jahren ist seemoz zu lesen; am 1. Mai wird Geburtstag gefeiert. Zwei Jahre später, 2009, gab es die erste grafische Rundumerneuerung – Relaunch heißt das im Werbedeutsch. Und seitdem haben wir und andere aktuell 1010 Artikel produziert (und Sie, die Leser, 900 Kommentare) – nachdenkliche und witzige, böse und hämische, kritische und vielleicht auch aufklärende Texte aus Politik und Kultur, vom Sport und aus der Öko-Welt, die allesamt ein wenig Gegenöffentlichkeit am Bodensee schaffen. Hoffen wir wenigstens.
Dass unsere Leser das auch so sehen, zeigt die neue Aktion des seemoz-Förderkreises: In der rechten Spalte, gleich über dem Moment-Mal, taucht seit gestern der Button „seemoz-Förderkreis“ auf. Ein Klick und Sie finden Infos über den Förderkreis und Aussagen unserer Leser: „Ich unterstütze seemoz, weil…“ Vier solcher ‚Zeugenaussagen‘ sind im ersten Schub online geschaltet; Woche für Woche sollen neue Aussagen hinzu kommen. Keine Angst – da gibt es ausreichend Vorrat für die nächsten Monate. Die Redaktion kennt die Unterstützer und ihre Zeugnisse nicht, wir sind genauso gespannt wie Sie. Und wir freuen uns über kritische Anregungen ebenso wie über feistes Lob. Sicherlich wird in den nächsten Tagen diese Rubrik noch verbessert, mit einem link auf die Spendenseite und mit einer funktionierenden Kommentarfunktion versehen. Nur ein wenig Geduld in diesen ach‘ so ungeduldigen Zeiten.
Zu den Kommentaren: Viele freuen uns, manche ärgern uns. Also werden fast alle eingestellt. Wir finden, dass eine Mehrzahl der auf seemoz veröffentlichten Kommentare einen wahren Informationsmehrwert schaffen und sich so von anderen Blogs erfreulich unterscheiden. Manche aber ärgern uns auch. Wenn wir beispielsweise feststellen müssen, dass die Kommentarfunktion zu Kampagnenzwecken missbraucht wird. Solche Finten sind peinlich und ärgerlich zugleich. In aller Regel können wir die UrheberInnen solcher Meinungsmache ermitteln (knapp 100 Beiträge wurden auch aus solchen Gründen nicht frei geschaltet), manche aber bleiben im Dunkeln. Deshalb werden zukünftig nur noch Kommentare erscheinen, deren e-mail-Adresse eindeutig indentifizierbar ist (das gilt nicht für Tarnnamen, die manchen offensichtlich richtig Spaß bringen). Diese Adresse erscheint nicht öffentlich, erlaubt der Redaktion aber gezielte Nachfragen, wenn – nur so als Beispiel – uns der Ausdruck „Saubande“ allzu herbe erscheint. Wir meinen, dass ist der Fairness der Diskussion geschuldet. Und was finden Sie?
Immer diese Sorgen um die Knete: Aktuell gibt es ein neues Problem um unsere Finanzierbarkeit; konkret fehlen uns nahezu 1500 Euro. Ein Wiener Finanzmogul widerspricht einem seemoz-Artikel aus dem Februar, in dem es um seine Bauabsichten mit einem Thurgauer Schloss geht. Das Unangenehme bei solchen juristischen Auseinandersetzungen ist, dass der Kläger seine Behauptungen zunächst nicht zu beweisen braucht; allein für die Aufwendungen der Anwälte müssen die Beschuldigten, in diesem Fall verschiedene Schweizer Zeitungen und seemoz, schon blechen. Über die Rechtmäßigkeit des Anspruchs wird erst später entschieden. Doch die auf solche Fälle spezialisierten Anwaltsfabriken treiben ihre Kosten schon vorab gnadenlos ein. Unser Risiko: Wir müssen jetzt schon zahlen, sonst haften die seemoz-Betreiber mit ihrem privaten Konto. Unsere Bitte also: Schiebt gerade in der Weihnachts-Spendenzeit ein paar Euronen mehr auf unser Spendenkonto – ein kühles Bier für jeden Spender. Auch ein Viertele darf’s sein.
Und überhaupt Weihnachtszeit: Trotz klammer Kassen gönnen wir uns über die Tage eine Auszeit zum Familienbesuch. Man sieht sich ja sonst nie. Deshalb wird zwischen den Jahren der Artikel-Output auf seemoz spärlicher ausfallen. Bleibt uns trotzdem gewogen. Es gibt ohnerhin immer etwas auf seemoz zu lesen.
Autor: Die Redaktion
Na was lesen meine nach langer Nachtfahrt entzündeten Augen denn da? Sieht ja fast nach überreichlicher Satire aus. Aber warum nicht mal plattwalzende Kritik. Das ist nicht nur subtil, sondern nachgerade eine inhaltsschwere Bürde für den so Gescholtenen wie 1A korrekte Zierde für das Medium.
Nun ja, mein lieber Regentropfen,
aber ob Formulierungen wie “laufender Meter” oder “menschgewordene Schweinskopfsülze” gerade Glanzlichter des ‚satirischen Denkens’ sind, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Es ist schließlich nicht besonders subtil, sich derbe am äußeren Erscheinungsbild eines Menschen abzuarbeiten – wo doch inhaltliche Positionen überreichlich Stoff für echte Satire bieten.
Zudem:
Warum ernst gemeinte kritische Äußerungen gleich plattwalzen?
Etwas Besseres als kritische LeserInnen, die mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg halten, kann einem Medium wie seemoz doch gar nicht passieren.
Sabine Bade
Nun ja, das mag nicht Jeder, aber man müsste selbst auch ein wenig satirisch denken können. Mich stört das nicht, traut sich doch jemand mal ehrlich zu sein, auch wenn er nicht den gehobenen Wortschatz benützt. Auch ich schätze seemoz sehr, leider fehlt mir das Nötige zur Kleinspende noch im Moment. Ich denke das besser im Neuen Jahr regeln zu können, sonst bekäme ich einen Schuldkomplex, der wäre schädlicher, als auf seemoz zu verzichten.
Hallo Herr Reile und Herr Koch,
den heutigen Beitrag „Über Knete und Kommentare …“ nehme ich zum Anlass, sowohl ein wenig Knete als auch einen Kommentar abzugeben.
Ich lese regelmäßig, ein- bis zweimal wöchentlich, seemoz und freue mich über die gründlich recherchierten und kritischen Berichte, v.a. zu den Themen Rüstungsfirmen am See, Papstbesuch, vhs, Gemeinderat etc. Im Wesentlichen kann ich mich den Worten der heute veröffentlichten Testimonials anschließen. Was mich aber heftig abstößt, sind Formulierungen wie „laufender Meter“ oder „menschgewordene Schweinskopfsülze“ (oder so ähnlich), mit denen Sie oder Minotti Menschen beschreiben. Meiner Meinung nach ist das stilistisch-menschlich allerunterste Schublade und grenzt an die bekannten Formulierungen aus einem anderen poltischen Lager.
Wenn Sie solche und ähnliche Formulierungen vermehrt nutzen, vergeht mir dann möglicherweise das Interesse an seemoz. Mir ist klar, dass Sie eine Leserin und Kleinspenderin weniger problemlos verschmerzen, aber da Sie ausdrücklich Kommentare wünschen, komme ich dem gerne entgegen.
Dennoch halte ich seemoz für eine Bereicherung der journalistischen Szene am See und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg – der sicherlich nicht leiden wird, wenn Sie auf Beleidigungen verzichten.
Viele Grüße und frohe Feiertage
Anja Böhme