Wir werden wortbrüchig
Aber nur ausnahmsweise. Denn besondere Ereignisse erfordern besondere Reaktionen. Eine solche Besonderheit ist unsere Berichterstattung im Fall Lünstroth. In diesem besonderen Fall veröffentlicht die Redaktion ausnahmsweise Kommentare auch unter Pseudonym (allerdings muss der Klarname in der Mailadresse für uns zweifelsfrei erkennbar sein). Grund für diesen „Wortbruch“ sind zahlreiche Anfragen wohl aus dem Umfeld des Betroffenen, von KollegInnen oder Verlagsmitarbeitern, die sich auch auf seemoz äußern möchten, sich aber unter ihrem Klarnamen nicht trauen, weil sie sonst mit Konsequenzen rechnen müssten, wie Chefredakteur Stefan Lutz deutlich gemacht hat.
Aber, wie geschrieben: Nur ausnahmsweise.
Red.
Logische Konsequenz aus diesem Skandal: Das Käsblatt endlich abbestellen. Denn das tut dann richtig weh, zumal sich die Druckauflage dieser Zeitung seit Jahren im Sinkflug befindet: Erstes Quartal 2016: Gesamtauflage 123 000 Exemplare (früher mal 160 000), Ausgabe Konstanz (einschließlich Allensbach und Reichenau) 16 500 Exemplare (das waren auch schon mal 25 000, und da war Konstanz kleiner als heute). (Quelle IVW). Folge davon auch: kaum noch Anzeigen – heute muss das Blatt mit Eigenanzeigen gefüllt werden, um überhaupt noch auf einen vertretbaren Umfang zu kommen.
Danke Herr Rügert, ich habe eine solche Erklärung nirgends von Ihnen entdeckt. Es ist gut, dass es hier jetzt deutlich zu lesen steht: Die Stadt Konstanz, bzw. der Oberbürgermeister, hat nicht beim SK wegen kritischer Beiträge eines Journalisten interveniert. Wenn das die Essenz der Antwort des Pressesprechers der Stadt auf meine Fragen ist, dann hätten wir ein Rätsel weniger und der Ball läge jetzt weit im Felde unserer großen einzigen regionalen Tageszeitung. Was könnte den Chef dieser Zeitung bewogen haben, einen sehr beliebten, gern gelesenen, begabten und engagierten jungen Journalisten in den Keller zu schicken?
Anonymität im internet war nach dem TMG (Telemediengesetz von 2007) dazu gedacht ‚Schwachen und Minderheiten‘ die Gelegen heit zu geben sich frei äußern zu können, ohne persönliche Nachteile befürchten zu müssen.
Das ist – genau wie die grenzenlose freiheit – schreiben zu können – was – und wie immer man will – eine richtig gute sache!
Und wenn diese freiheit inzwischen von manchen zu ‚Hassparolen’ missbraucht wird – kein grund von postern ‚klarnamen‘ zu fordern.
Denn wie die meisten internetblogs moderiert ja auch dieser blog hier alle ‚comments‘ – aber er kann wahrscheinlich keinem aus ‚dem Umfeld des Betroffenen‘ garantieren – dass – wenn der ‚Klarname‘ in der Mailadresse ‚zweifelsfrei erkennbar ist‘ – dieser eines Tages – auf irgendeine Art und Weise bekannt wird.
Capisce?!
Hallo Frau Thorbecke, dann haben Sie meinen Kommentar offenbar nicht gelesen. Auf die Konstruktion von Herrn Martens, dass die Stadt beim Südkurier interviert habe und dieser dann gekuscht habe, hatte ich geantwortet, dass diese Konstruktion absurd ist. Glauben Sie denn allen Ernstes, dass die Stadt gegenüber dem Südkurier fordert, einen Redakteur in welcher Weise auch immer – wie auf seemoz erwähnt – disziplinarisch zu belangen? Ich habe ja schon viel gehört, wofür die Stadt alles verantwortlich sein soll, aber so etwas Abwegiges noch nie. Ich wiederhole es nochmals gerne: was immer auch beim Südkurier oder einem anderen Unternehmen personalmäßig diskutiert und entschieden wird ist nicht unsere Baustelle. Mehr gibt es dazu von uns nicht zu sagen.
Walter Rügert, Pressereferent
Soweit wir von seemoz informiert wurden, ist der Betriebsrat ja eingeschaltet. Dass sich der Betroffene nicht selber äußert, das ist für mich sehr gut nachvollziehbar. Es sollte bei Unterstützung auch nicht drauf rauslaufen, dass man den Betroffenen Bärendienste leistet.
Ich geh mal weiter als Christel, wobei sie in Bezug zu anonymen Äußerungen völlig Recht hat, das hier war keine gute Idee. Ob dadurch Licht ins Dunkel gebracht werden kann, darf getrost bezweifelt werden. Kein schönes Bild, die eigenen Prinzipien so leicht über Bord zu werfen. Bleibt bei einer vernünftigen Berichterstattung und lasst den Scheiß, damit erreicht ihr mehr.
Das ist einen Versuch wert – aber es ist keine Lösung. Anonyme Äußerungen brächten Dämmerlicht ins Dunkel der Spekulationen aber keine Klarsicht. So etwas nennt man eine verfahrene Situation!
Zwei Spekulationsobjekte hüllen sich in Schweigen. Nehmen wir das eine: Die Stadt Konstanz. Die Äußerungen ihres Pressesprechers Walter Rügert waren nicht wirklich hilfreich. Sie bezogen sich nur auf die vom Seemoz geäußerte Vermutung eines finanziellen Deals. Mögliche Einschüchterungsversuche anderer Art seitens eines gestressten Stadtoberhauptes wurden gar nicht behandelt, also auch nicht dementiert. Dementiert wurde eigentlich gar nichts, es wurde nur festgestellt, dass es Ausschreibungen für ein Amtsblatt gibt und journalistische Inhalte damit nichts zu tun hätten. Das wissen wir ja selber. Trotzdem kann es unlautere Verknüpfungen geben. Von da kommt also nicht die wirkliche Entwarnung, auch wenn sich Herr Rügert Mühe gegeben hat.
Wie steht es mit der anderen Seite: Von den Redaktionsmitgliedern kommt gar keine eigene Nachricht. Seemoz hat offenbar Informanten, die sich aber nicht öffentlich äußern können oder wollen. Wenn sie sich hier anonym äußern werden, wird das auch nicht wirklich weiter helfen. Damit kann eine besorgte Bürgerin und ein zur Solidarität bereiter Bürger nichts anfangen. Ich kann nur Menschen helfen, die sich mit ihrem persönlich erlittenen Unrecht an die Öffentlichkeit wenden.
Und wie steht es mit Herrn Lünstroht selbst? Gestern gab es drei dieser völlig belanglosen kleinen „Verkehrs-Nachrichten“ zwei aus dem Paradies und eine aus Petershausen, die eigentlich ohne Namenszeichen über die Bühne gehen könnten, darunter stand seit langem einmal wieder Herrn Lünstrohts Namenszeichen. Das war wie ein zaghaftes Winken aus der Luke eines verschlossenes Raumes. Ein wortloses Zeichen – wofür?
Wenn die Verhältnisse wirklich so klar den journalistischen Regeln und Gesetzen widersprechen, wie es hier den Augenschein hat, warum kann da kein Rechtsanwalt helfen? Keine Gewerkschaft? Kein Betriebsrat? Da bliebe die Anonymität erhalten, aber der Rechtsweg und die Öffentlichkeit würde hergestellt. Nur auf solche Weise kann es wirklich weiter gehen. Und das wünschen wir uns alle.
Weil wir Herrn Lünstroth wieder haben wollen! Und weil die Pressefreiheit eines unserer höchsten Güter darstellt, auf die wir nicht verzichten werden.
Find ich super! Denn nur so kommt man an Interna ran und muss nicht immer nur auf Hörensagen vertrauen. Also Leute, traut Euch und schreibt, was wirklich los ist im Klinkerbau!!!