Das Egelseequartier – Gartenstadtsiedlung in Gefahr
Das Egelseequartier in Konstanz ist ein Stadtviertel, das auf Grund seiner historischen und städtebaulichen Qualitäten besondere Aufmerksamkeit und Schutz verdient. Das Quartier entstand in den späten 1920er und 1930er Jahren als östliche Erweiterung der Gartenstadtsiedlung im Sierenmoos, die in weiten Teilen unter Ensembleschutz gestellt wurde. Heute droht die historische Siedlung nördlich der Mainaustraße, zwischen Friedrichshöhe und Sonnenbühl, ihren Ensemblecharakter zu verlieren.
Teil I [Teil II finden Sie hier]
Die Stadt Konstanz hat das Egelsee-Quartier damals bewusst als eine städtebaulich anspruchsvolle Ergänzung und Erweiterung der Sierenmoos-Siedlung nach Osten konzipiert. Das zeigen die entsprechenden Bebauungspläne aus den Jahren 1927 und 1934, die im Stadtarchiv vorliegen. Maßgebliche Prinzipien dieser Bebauung waren und sind: Eine klare Regelung der Bau- und Straßenfluchten, ein harmonischer Wechsel von Trauf- und Giebelständigkeit der Häuser, die versetzte Bauweise (sodass jedes Haus eine Sichtachse nach Süden hat) sowie die einheitliche Grundflächenzahl, also die wohlgeordneten Proportionen zwischen überbauter Fläche eines Grundstücks und den jeweiligen Hausgärten.
Auch die harmonische Gliederung zwischen Doppelhaushälften rechts und Einfamilienhäusern auf der linken Straßenseite (in der Deutschordenshalde) bzw. Mehrfamilienhäusern rechts und Ein- bis Zweifamilienhäusern links im Egelseeweg gehört zur gewachsenen Struktur dieser Siedlung. All diese Merkmale prägen bis heute die städtebauliche Qualität des Quartiers und damit auch das Stadtbild des rechtsrheinischen Konstanz. Luftbilder des Quartiers aus den 1950er und 1990er Jahren zeigen, wie sich dieses Quartier harmonisch an das Sierenmoosviertel anschließt und mit diesem städtebaulich eine Einheit bildet. Dies gilt vor allem für den Bereich zwischen Harder Gasse, Mainaustrasse, Zur Friedrichshöhe und Elblingweg, der sich die Qualitäten der Erbauungszeit noch weitgehend bewahrt hat.
Während das in weiten Teilen unter Schutz stehende Sierenmoos jedoch bis heute weitgehend von groben und störenden Eingriffen verschont blieb (eine Ausnahme bildet hier die zunehmende Umwidmung ehemaliger Gärten in Parkflächen für Autos), sind im Egelseequartier in den letzten Jahren neue Bauten genehmigt worden, die den Charakter dieses Stadtviertels massiv beeinträchtigt und empfindlich gestört haben. Der Grund: Es gibt auch für dieses Quartier keinen rechtsgültigen Bebauungsplan, Neubauten werden überwiegend nach § 34 genehmigt, und das in jüngster Zeit sehr großzügig. Ein abschreckendes Beispiel aus jüngster Zeit ist der vom Baurechtsamt genehmigte Neubau „Zur Friedrichshöhe 10“ (an der Ecke zur Deutschordenshalde), der in keiner Weise die umgebende Bebauung berücksichtigt und auch die in der Baunutzungsverordnung von Baden-Württemberg vorgeschriebene Grundflächenzahl massiv überschreitet.
Die deutliche Mehrheit der BewohnerInnen und Hauseigentümer des Quartiers wie auch viele BewohnerInnen von Petershausen lehnen die mit diesem Neubau eingeleitete Entwicklung ab und sind in großer Sorge, dass mit diesem und ähnlichen geplanten Bauten Präzedenzfälle geschaffen wurden, die einer Zerstörung des Quartiers Tür und Tor öffnen.
Die Bürgergemeinschaft Allmannsdorf teilt diese Sorge und plädiert für einen wirksamen Schutz des Quartiers wie auch dafür, verbindliche Kriterien für künftige Veränderungen festzulegen, die dem spezifischen Charakter des Quartiers als einer Gartenstadtsiedlung der Zwischenkriegszeit gerecht werden. Die wichtigsten Fraktionen des Gemeinderats sind über das Thema informiert und haben ihre Unterstützung zugesagt.
Werner Trapp