Die Stadt entlastet Insa Pijanka in der Südkurier-Osner-Philharmonie-Affäre (1. Teil)
Nachdem in Konstanz eine ungewöhnlich unappetitliche Hexenjagd auf Insa Pijanka, die Intendantin der Philharmonie, stattfand, die mit deren Demission endete, verschickte die Stadt heute um 10:23 Uhr das Prüfungsergebnis, das Frau Pijanka entlastet. Dass dieses Prüfungsergebnis erst jetzt veröffentlicht wird, nachdem Frau Pijanka aus dem Amt gedrängt wurde, lässt die Arbeitgeberqualitäten der Verwaltungsspitze in keinem guten Licht erscheinen. Hier die Presseerklärung der Stadt in vollem Wortlaut.
Die Stadt Konstanz informiert zur Philharmonie
Entlastung zu den öffentlich thematisierten ungeklärten Vorwürfen gegenüber der Arbeit der Intendantin Insa Pijanka
In der nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung am 26.01.2023 hat das Rechnungsprüfungsamt aufgrund der öffentlichen Berichterstattung den Gemeinderat informiert. Die Information betraf die Themen Beratungsleistungen, die Führung von Fahrtenbüchern und Inventarlisten sowie die wirtschaftliche Situation der SWP.
Vergabe von Beratungsleistungen
Bei der Vergabe von Beratungsleistungen zur Suche einer Chefdirigentin bzw. eines Chefdirigenten lag die Zuständigkeit bei der Betriebsleitung der Philharmonie. Gemäß Betriebssatzung kann die Vergabe bis zu einem Betrag von 100.000 Euro in eigener Zuständigkeit erfolgen. Das Rechnungsprüfungsamt bemerkte allerdings, dass einige formale Anforderungen an ein Vergabeverfahren nicht eingehalten wurden. Diese sind in Zukunft zu beachten.
Der Orchesterausschuss wurde sowohl mündlich als auch anhand der Quartalsberichte bzw. der Jahresabschlüsse 2020 und 2021 über die Entwicklung des Verfahrens informiert.
Fahrtenbücher und Inventarlisten
Auch bei der Führung von Fahrtenbüchern und Inventarlisten wurden Unregelmäßigkeiten bzw. unzureichende Dokumentation festgestellt. Sie betrafen allerdings nicht die Intendantin. Die festgestellten Mängel sind durch bessere organisatorische Regelungen künftig zu vermeiden.
Wirtschaftliche Situation der SWP
Das Rechnungsprüfungsamt nahm in seiner Information des Gemeinderates auch zur wirtschaftlichen Situation des Orchesters Stellung. In der öffentlichen Sitzung des Orchester- und Musikausschusses am 17.11.2022 war über den Geschäftsgang der Philharmonie des Jahres 2021 berichtet worden. Daraufhin wurden in der Öffentlichkeit Zahlen zu einem angeblichen Haushaltsdefizit der Philharmonie genannt, die zwar aus dem Jahresbericht 2021 des Orchesters stammen, dort allerdings einen gänzlich anderen Kontext betrafen.
Fakt ist, so das Rechnungsprüfungsamt, dass die Philharmonie 2021 keinesfalls – wie in der Öffentlichkeit berichtet – mit einem hohen sechsstelligen Defizit abgeschlossen hat. Richtig ist, dass das Wirtschaftsjahr 2021 der Philharmonie mit Berücksichtigung aller Zuschüsse mit einem Überschuss von rund 43.000 Euro abgeschlossen hat.
Feststellung des Jahresabschlusses
Alles in allem kommt das Rechnungsprüfungsamt zu dem Schluss, dass die Ergebnisse seiner Prüfung der öffentlichen Vorwürfe einer Feststellung des Jahresabschlusses 2021 nicht entgegenstehen würden
Quelle: Stadt Konstanz, Bild: Südwestdeutsche Philharmonie – Links Andreas Osner (Bürgermeister für Soziales, Bildung und Kultur und erster Beigeordneter der Stadt Konstanz) zweite von rechts Insa Pijanka (Ex-Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie), ganz rechts OB Uli Burchardt.
Mehr zum Thema
09.02.2023 | Die Osner-Südkurier-Philharmonie-Affäre (2. Teil)
10.02.2023 | Die Philharmonie-Osner-Südkurier-Affäre (3. Teil)
23.05.2019 | Philharmonie-Intendantin Pijanka vorläufig gestärkt
Zur Person
31.01.2022 | „Mozart hat den Sängern in die Kehle geschissen“ (I)
01.02.2022 | „Mozart hat den Sängern in die Kehle geschissen“ (II)
02.02.2022 | „Mozart hat den Sängern in die Kehle geschissen“ (III)
Wer vom Südkurier übernimmt die Verantwortung für dieses unsägliche Possenspiel!
Wenn so eine peinliche Geschichte einfach so durchgewunken wird, ohne die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, dann zeigt das ganz deutlich was für unehrenwerte Personen ihre Posten innehaben.
Ich würde mal an deren Stelle meine Eier suchen und mich bei Frau Pijanka in aller Form entschuldigen, und den Fehler mit einem gut dotierten Angebot wieder gut machen. Alles andere ist inakzeptabel!!!
Wenn es nicht so tragisch wäre, wäre es fast noch witzig….
3 Gemeinderäte kommentieren hier, dass es nicht so hätte kommen dürfen. Ja wer, um Gottes Willen, trifft denn die Entscheidungen in dieser Stadt? Wenn sie jetzt anklagen, dass es nicht so weit hätte kommen dürfen sollten sie eher an die Vertreter:innen ihrer Zunft appellieren – und nicht nur mit dem Finger auf den (fragwürdigen) BM Osner zeigen.
Wohltuende Aufklärungsarbeit! Danke!
Leider wird diese damit noch nicht am Ende angekommen sein. Es drängen sich weitere Fragen auf.
Auf welcher Grundlage oder durch welche Informationen welcher Person hat Herr Bruggaier seine Artikel mit den wissentlich falschen Behauptungen erstellt?
Warum hat sich der zuständige Kulturbürgermeister nicht schützend vor seine Intendantin gestellt oder hat er es und wurde im Südkurier ebenfalls nicht gehört?
Wer übernimmt eigentlich die Verantwortung für die stark beschädigte Reputation der ehemaligen Intendantin und v.a. das in der Konstanzer Öffentlichkeit in Misskredit gebrachte Image der Philharmonie?
Es ist unfassbar, dass ein Medienhaus mit vagen Vermutungen die Arbeit einer Intendantin zerstören kann und ihr zuständiger BM nicht erst einmal die Sachlage klärt, bevor es zu einem Auflösungsvertrag kommt.
Dass wir jetzt eine moderne und kreative Intendantin verlieren, haben wir dem zu verdanken
Es wäre längst überfällig, dass Herr Dr. Osner Konsequenzen zieht. Da kann man sich dem vorherigen Kommentar nur anschließen. Es ist weiß Gott nicht das erste Mal, dass er bei kulturellen Entscheidungen eine blamable Figur abgibt.
Doch auch der Südkurier als die verantwortliche Tageszeitung sollte Konsequenzen ziehen und sich von Herrn Bruggaier als Kultur-Redaktiosleiter trennen. Unter seiner Ägide haben Berichterstattungen über kulturelle Events und gute Rezensionen zur lokalen Musikszene massiv abgenommen und die Auswahl, worüber berichtet wird und worüber nicht, ist miserabel. Offenbar zählen nur noch reißerische Berichte, Smalltalk und Eye-Catcher-Überschriften,
die im Internet viele zählbare und werbetechnisch vermarktbare „Klicks“ erzielen und wohl auch Neukunden locken sollen; was hingegen der durchaus kulturinteressierte Abonnent lesen möchte, spielt immer weniger eine Rolle und wer sicher gehen will, kein echtes kulturelles Highlight in Konstanz zu verpassen, muss sich längst anderweitig informieren als in der oft selektiven und lückenhaften Auswahl dieser Zeitung.
Doch durch seine miserable Recherche im Fall der Intendantin, nachweislich falsche Anschuldigungen, öffentlich ausgetragene Hexenjagd auf Grundlage
journalistisch falsch interpretierter
und unvollständiger Quellen usw. hat sich Herr Bruggaier als Journalist, speziell im Kulturbereich, endgültig disqualifiziert und nicht nur der Intendantin persönlich, sondern der Kulturszene insgesamt massiv geschadet.
Dass sich ein Dr. Osner und sein Gremium hinreißen lässt, einem solch schandhaften Artikel einer Zeitung, deren mangelhafte Recherchen doch seit jeher bekannt sind, ungeprüft Glauben zu schenken, ist schlimm genug.
Der eigentliche Urheber aber heißt Bruggaier – das kann nicht deutlich genug gesagt werden.
Offensichtlich haben bei ihm auch noch persönliche Befindlichkeiten mit hinein gespielt, siehe Vorgänger-Kommentar. So etwas ist schlicht untragbar.
Doch der Südkurier wird vermutlich an ihm festhalten, denn das ist eben seit jeher genau das Niveau dieser leider immer noch auf einen Monopol sitzenden Konstanzer Klatschpresse.
So viel Macht kann Presse haben: es fing an mit dem Vorwurf, dass Frau Pijanka Weißweinschorle trinkt und raucht, dann wird über die Jahre immer mal wieder was Negatives gestreut, bis hin zum Skandal Anfang Januar: von dubiösen Finanzströmen (!) ist die Rede, es habe unvollständige Einträge ins Fahrtenbuch gegeben, Gegenstände seien verschwunden – man beachte den Konjunktiv, aber zusammen mit dem Verdacht, es gäbe ein Defizit von über einer halben Million hat es dann gereicht für ein abruptes Ende dieser Intendanz. Bevor die entsprechenden Gremien informiert wurden oder die Vorwürfe aufgeklärt waren, lag schon die Lösung auf dem Tisch: ein Aufhebungsvertrag. Ach ja, und Programmtexte abgeschrieben hat sie auch – was wohl eher eine Abmahnung verdient als eine Vertragsaufhebung. Es ist erschreckend und beschämend, wie hier mit einer Mitarbeiterin der Stadt Konstanz umgegangen wurde. Und ganz besonders ärgert mich, dass hier hinter der Fassade von Enthüllungsjournalismus (was genau gab es eigentlich zu enthüllen?) solch ein Rufmord passieren kann.
Der Skandal ist perfekt:
Das Rechnungsprüfungsamt findet keinen Grund für das Vorgehen Herrn Dr. Osners. Er ruft einen Tag nach dem diffamierenden und rufschädigenden Artikel von Herrn Bruggaier Frau Pijanka zu sich und bespricht mit ihr ohne viel nachzufragen und ohne die Vorwürfe zu prüfen. Ihre Tage in der Philharmonie sind von da an gezählt.
In Zeiten, wo das Orchester ein wunderbares Programm hinlegt, wo die Säle sich langsam wieder füllen, wo der Haushalt sich erholt und die Menschen wieder in Konzerte gehen, genügten ein paar hingeworfene vage Vorwürfe eines Journalisten, um die Karriere einer Intendantin zu zerstören, die jetzt mehr denn je gebraucht wird.
Die Prüfung dauerte keine zwei Wochen, aber der zuständige Bürgermeister wollte diese Zeit nicht abwarten, um den Gemeinderat zu informieren und eine Entscheidung zu treffen.
Mit diesem Ergebnis hätte es niemals einen Aufhebungsvertrag geben können. Nichts passiert! Man stelle sich das vor: Als das Ergebnis so wie wir es jetzt zu lesen bekommen, im Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung bekannt gegeben wurde, war Insa Pijankas Vertrag schon aufgelöst. Das hätte nicht sein dürfen.
Nicht nur aus Respekt vor einer erfolgreichen und immer präsenten Intendantin, die sich auf ihre Verlängerung einstellte, ein tolles Programm mit einem sehr guten Orchester und einem hoffnungsvollen Dirigenten präsentierte, sondern auch, um einen Schaden von Konstanz abzuwenden. Wir stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen.
Sechs Monate Gehalt für eine nicht mehr anwesende Intendantin, eine schwierige und fast unmögliche Übergangslösung in der Leitung der vakanten Stelle. Irgendwann Ausschreibungen, teure Verhandlungen…Unruhe über die Zukunft des Orchesters.
Herr Dr. Osner müsste daraus Konsequenzen ziehen. Welche, soll er selber sagen. Aber einfach weiter machen geht nicht.