Die Provinz lebt (62): Bürgerinitiative für bezahlbaren Wohnraum Überlingen
Die Mieten gehen durch die Decke, die Rollladensiedlungen wachsen, der Zweitwohnungsbestand nimmt zu, eine einfallslose Investorenarchitektur dominiert den Betonbaustil – und Normalverdienende müssen wegziehen, weil sie sich die Wohnungspreise nicht mehr leisten können. Das ist überall am See so. Aber es gibt auch Gegenwehr. Zum Beispiel in Überlingen, wie der neue Beitrag in unserer Serie „Die Provinz lebt“ zeigt.
Name: Bürgerinitiative für bezahlbaren Wohnraum und nachhaltige Stadtentwicklung in Überlingen (BWoÜ)
Unser Anliegen: Wir wollen den Ausverkauf unserer Stadt an sehr vermögende Investoren, Anleger und Zweitwohnungsbesitzer und die damit verbundenen gigantischen Preissteigerungen und die Gentrifizierung stoppen. Stattdessen brauchen wir eine ganz andere, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Wohnungsbau- und Stadtentwicklungspolitik, die nicht mehr den Meistbietenden den Zuschlag gibt und vorwiegend den Interessen Einzelner dient. Dazu braucht es unbedingt mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung. Die momentane Praxis genügt höchstens den minimalsten gesetzlichen Vorgaben der Landesregierung.
Der Tourismus hat auch bei uns einen hohen Stellenwert, allerdings birgt er auch Nachteile wie beispielsweise die vielen Ferienwohnungen, die dem Wohnungsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.
Im überalterten Überlingen brauchen wir die Möglichkeit für den Zuzug junger Menschen und Familien, die ihr Know-how einbringen als Fach- und Führungskräfte, als GründerInnen, als MitarbeiterInnen etwa in den sogenannten systemrelevanten Berufen, etc. Familien benötigen Planungssicherheit; Menschen, die hier leben und arbeiten, sollen ihren Lebensabend auch hier verbringen können. Vor allem gibt es zu wenige Wohnungen, die sich Geringverdienende leisten können.
Demgegenüber steht ein hoher Flächenverbrauch durch Einzelne, durch für Normalsterbliche unerschwingliche Renditeprojekte, durch Leerstände und Rollladensiedlungen, die den Großteil des Jahres leer stehen.
Der Markt reguliert das nicht – und Bauen-Bauen-Bauen ist keine Lösung. Stattdessen muss bedarfsgerecht, nachhaltig, energieeffizient, klima- und umweltfreundlich, sozial gemischt, vielfältig und an gewachseneStrukturen angepasst geplant und umgesetzt werden. Beim Bau eines Quartiers muss das gesamte Umfeld berücksichtigt und eine langfristig und nachhaltige Planung unter Beteiligung der BürgerInnen erfolgen. Der Erhalt der historischen Altstadt, der Landschaft und gewachsener Strukturen sind außerordentlich wichtig, also muss Nachverdichtung sanft und angepasst sein. Wir wollen im sozialen Wohnungsbau keine Ghettoisierung am Stadtrand!
Wie wir arbeiten: Dazu haben wir eine Sammlung aller Punkte erarbeitet, die uns wichtig sind. Ein erster Beitrag findet sich hier auf unserer Facebookseite.
Uns gibt es seit: 2016. Wir haben uns zusammengeschlossen, weil die Mieten nach Veröffentlichung des zweiten Mietspiegels ohne Not und Leistung deutlich gestiegen sind.
Wir sind derzeit: leider immer noch eine kleine Gruppe, die außerparlamentarisch und parteiunabhängig arbeitet. Wir sind mit anderen Initiativen in Überlingen vernetzt, die sich etwa als Nachbarschaftsgruppen um einzelne Projekte geschart haben.
Wir finanzieren uns durch: Eigenleistung, das heißt: geringe Beträge, viel Eigenengagement und die Zeit, die wir – jede/r, wie sie/er kann – einbringen.
Wir wünschen uns: Kommunalen Wohnungsbau, Sozialwohnungen mit langfristiger Mietpreis- und Sozialbindung, Nachhaltige Baustoffe, Versorgung mit erneuerbaren Energien, Biodiversität, Barrierefreiheit, Klimaneutralität, neue Ideen, eine tiefgreifende Verkehrswende und noch viel mehr. Und wir wissen : auch das Wachstum einer Stadt hat Grenzen. All dem gerecht zu werden ist keine leichteAufgabe auch das ist uns bewusst.
Das waren bisher unsere Erfolge: Immerhin haben wir mit dazu beigetragen, dass das Thema in Überlingen endlich öffentlich wurde und einzelne Punkte im Gemeinderat auf die Tagesordnung gekommen sind. Das war bis dato nicht der Fall. Inzwischen hat Überlingen eine Quotenregelung und ein Zweckentfremdungsverbot. Allerdings ist das bei weitem nicht ausreichend; es gibt Schlupflöcher und die Einhaltung ist für BürgerInnen außerordentlich schwer zu kontrollieren. Trotzdem hat die Stadt Überlingen seither einiges getan, es gibt zum Beispiel jetzt das „Wohnbaulandmodell“, das Handlungskonzept „Wohnen 2030“ und mehr. Durch die zu erwartenden coronabedingten Finanzverluste derLandesgartenschau können allerdings einige angedachte Vorhaben wahrscheinlich nicht verwirklicht werden. Ach ja, und dann haben wir mit anderen verhindern können, dass eine Familie wegen dem Abriss einen städtischen Hauses in die Obdachlosenunterkunft umziehen musste.
Wir würden uns über MitstreiterInnen freuen, und zwar: Über alle, die sich an der Überarbeitung unseresProgramms beteiligen und helfen, eine eigene Webseite auszubauen, uns mit Initiativen in anderen Städten um den See zu vernetzen, gemeinsame Aktionen vorzubereiten, den Austausch zu pflegen – und die bereit sind, mit ihrer Betroffenheit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Alle sind uns willkommen – außer Menschen mit rassistischem, in irgendeiner Weise diskriminierendem, menschenverachtendem, gewaltbereitem und hassverbreitendem Gedankengut.
Uns kann man hier erreichen:
per Mail: bwo-ueberlingen@gmx.de
Wir sind auch online präsent:
https://www.facebook.com/BWoUeberlingen
Unsere Reihe „Die Provinz lebt“ wird fortgesetzt.
Bisher sind erschienen:
11.03.19 | Solidarity City
14.03.19 | So wollen wir leben
18.03.19 | Stolpersteine Konstanz
21.03.19 | Arbeitskreis Müll
25.03.19 | Animal Pride
28.03.19 | VVN-BdA
01.04.19 | OAT Konstanz
04.04.19 | Solibündnis Rojava
08.04.19 | Foodsharing Konstanz
11.04.19 | Seebrücke Konstanz
15.04.19 | Zukunft Zoffingen
18.04.19 | Terre des Femmes
23.04.19 | Gemeinwohlökonomie Konstanz
25.03.19 | inSi – Integration in Singen
29.04.19 | StadtPlanZukunft
02.05.19 | Café Mondial
06.05.19 | Good Grapes for a Better Life
09.05.19 | Aufstehen Ravensburg
13.05.19 | Trampolin Bodensee
16.05.19 | Buchladen Zur Schwarzen Geiß
23.05.19 | Jugendkultur Contrast
27.05.19 | Unterseeschule Radolfzell
03.06.19 | Solidarische Landwirtschaft Konstanz
06.06.19 | WohnWerkstatt
13.06.19 | Aktionsbündnis Ciclo
17.06.19 | Frauen helfen Frauen in Not
24.06.19 | Weltladen Konstanz
27.06.19 | Foodsharing Singen
01.07.19 | Konstanzer Bündnis für gerechten Welthandel
04.07.19 | Greenpeace Bodensee
08.07.19 | Verein Bürgerpark Büdingen
11.07.19 | Freundeskreis Asyl Radolfzell
15.07.19 | Cradle to Cradle Bodensee
18.07.19 | Keine Waffen vom Bodensee
22.07.19 | attac Tettnang
25.07.19 | seemoz e.v.
05.03.20 | Fridays For Future Konstanz
09.03.20 | Initiative Bodensee-S-Bahn
12.03.20 | Deutsch-Äthiopischer Verein Bodensee
16.03.20 | Antirassismus Treff CaBi, St.Gallen
19.03.20 | Refugee Law Clinic Konstanz
23.03.20 | Miteinander in Konstanz e.V.
26.03.20 | Netzwerk Bürger-Engagement
30.03.20 | Mittelbau-Initiative Konstanz
02.04.20 | Fridays for Future Singen
06.04.20 | Extinction Rebellion Konstanz
09.04.20 | 83 Konstanz integriert
16.04.20 | Verkehrswendebündnis Konstanz
16.06.20 | Save me Konstanz
22.06.20 | Fridays for Future Radolfzell
25.06.20 | Solidaritätshaus St. Gallen
29.06.20 | Genossenschaft herzlich unverpackt
02.07.20 | Weltladen Dettingen
06.07.20 | ProAmazonia Konstanz
13.07.20 | Amnesty International Konstanz
16.07.20 | Waldkindergarten Konstanz
07.05.21 | Bildungsbude Singen
13.05.21 | Black Lives Matter Konstanz
20.05.21 | Ingenieure ohne Grenzen Konstanz
26.05.21 | Agathu Thurgau
04.06.21 | SARAH Seenotrettung