Ausflüge gegen das Vergessen (30): Im Gedenken an Jura Soyfer und andere Verfolgte des NS-Regimes nach Gargellen
Noch gibt es keine Gedenkzeichen, die im Grenzgebiet zwischen dem österreichischen Montafon und dem Schweizer Prättigau an die Schicksale jener Menschen erinnern, deren Flucht vor den NS-Schergen dort scheiterte. Der junge Dichter Jura Soyfer, der uns das „Dachaulied“ hinterließ, ist einer von ihnen. Ihm und all jenen, denen die Flucht in die Schweiz nicht gelang, setzt zumindest in den Sommermonaten das „teatro caprile“ mit seiner Theaterwanderung „Auf der Flucht“ ein Denkmal, das in nachhaltiger Erinnerung bleibt. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (29): Das Frauen-KZ in Geislingen an der Steige
Ab Juli 1944 wurden über achthundert jüdische Mädchen und Frauen, die bei der Selektion in Auschwitz als „arbeitsfähig“ eingestuft worden waren, auf Veranlassung der Firma Württembergische Metallwaren Fabrik (WMF) nach Geislingen verlegt. Untergebracht in einem eigens für sie errichteten Konzentrationslager, mussten sie im längst auf lukrative Rüstungsproduktion umgestellten WMF-Werk Schwerstarbeit leisten. Frauen, die aufgrund der elenden Lebens- und Arbeitsbedingungen schwer erkrankten und nicht mehr arbeitsfähig waren, hat das Nazi-Regime zur Vergasung zurück nach Auschwitz befördert. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (28): Das jüdische Hohenems
Dort, wo im Ortskern von Hohenems die Judengasse und die Christengasse zusammentrafen, lebten über 300 Jahre lang Jüdinnen und Juden, die die Kleinstadt in Vorarlberg nachhaltig prägten. Auch wenn es dort heute – nach Zwangsumsiedlung und anschließender Deportation der letzten Mitglieder durch das Nazi-Regime – längst keine eigene jüdische Gemeinde mehr gibt, gilt das Jüdische Viertel als eines der wenigen so lückenlos erhalten gebliebenen Ensembles mit jüdischer Geschichte. Mittendrin und weit über Vorarlberg hinaus bekannt steht das jüdische Museum als sehr lebendiger Ort der Auseinandersetzung mit Gegenwart und Vergangenheit. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (27): Der Stuttgarter Deportationsbahnhof
Ende November 1941 begann die Deportation von Jüdinnen und Juden aus ganz Württemberg und Hohenzollern. Am 1. Dezember 1941 verließ der erste Zug mit über 1000 Männern, Frauen und Kindern den Stuttgarter Nordbahnhof in Richtung Riga; sie waren vorher im Sammellager auf dem Gelände der Reichsgartenschau auf dem Killesberg zusammengetrieben worden. Für fast alle war es eine Reise in den Tod. Weitere Deportationen folgten: Mehr als 2500 Menschen jüdischer Herkunft und über 250 Sinti und Roma wurden vom Nordbahnhof in die Konzentrationslager Iżbica, Auschwitz und Theresienstadt transportiert. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (26): Die Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge in Riehen
In der kleinen Schweizer Gemeinde Riehen im Dreiländereck bei Basel befindet sich seit dem Jahr 2011 die Gedenkstätte für jüdische Flüchtlinge. Ganz nah an der Grenze, an der während des NS-Regimes so viele Fluchtversuche dramatisch scheiterten, widmet sich die Gedenkstätte nicht nur jenen jüdischen Flüchtlingen, die das Glück hatten, in der Schweiz Aufnahme zu finden. Erinnert wird hier auch an alle, denen die Schweiz den rettenden Einlass verweigerte: der Opfer einer rigiden und rassistischen Flüchtlingspolitik. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (25): Das KZ Oberer Kuhberg in Ulm
Das Konzentrationslager Oberer Kuhberg war eines jener frühen Lager, die die Nazis – kaum war ihnen die Macht übertragen worden – bereits 1933 überall in Deutschland zur sofortigen Ausschaltung ihrer politischen und weltanschaulichen GegnerInnen errichten ließen. Obwohl es das einzige dieser frühen KZ in Süddeutschland ist, dessen Gebäude und Gelände weitgehend unverändert erhalten blieb, bedurfte es jahrzehntelanger Bemühungen vor allem der Lagergemeinschaft Heuberg-Kuhberg-Welzheim, die weit verbreitete Schlussstrichmentalität zu durchbrechen und eine beeindruckende Gedenkstätte zu schaffen. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (24): Die ehemalige „Heilanstalt Zwiefalten“
Von den NS-Tätern als „lebensunwertes Leben“ charakterisiert, wurden 1940 im Rahmen der sogenannten T4-Aktion mindestens 352 PatientInnen der Heilanstalt Zwiefalten – und von dort aus weitere circa 700 PatientInnen anderer Anstalten – ins Gas geschickt. Aber auch danach ging das Morden auf dem Areal der ehemaligen Benediktinerabtei am südlichen Ausläufer der Schwäbischen Alp weiter: Bis zum Ende der Nazi-Diktatur starben dort noch über 1500 Menschen; manche wurden zu Tode gespritzt. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (23): Die andere Mainau
Mitte Mai 1945, nur wenige Tage nach Ende des NS-Regimes, requirierte die französische Armee die Insel Mainau und brachte auf ihr befreite schwerkranke französische Häftlinge des KZ Dachau unter, die sich hier vor der Heimkehr erholen sollten. Von den etwa 300 Frauen und Männern starben 33 während ihres Aufenthaltes auf der Insel. Darunter auch, bisher noch kaum erforscht, Angehörige anderer Nationen und jüdische Auschwitz-Überlebende. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (22): Das KZ Hailfingen-Tailfingen
Um den vorher von Zwangsarbeitern errichteten Nachtjägerflugplatz Hailfingen weiter auszubauen und ihn gegen die zunehmenden Angriffe der Alliierten zu schützen, wurde dort im November 1944 ein nur bis Mitte Februar 1945 bestehendes Konzentrationslager errichtet. Herbeigeschafft wurden die 601 jüdischen Häftlinge aus dem KZ Stutthoff bei Danzig. Nur etwa die Hälfte, möglicherweise sogar bloß ein Viertel überlebte die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (21): Das „Gräberfeld X“ in Tübingen
Im „Gräberfeld X“, einem Massengrab auf dem Tübinger Stadtfriedhof, wurden zwischen 1933 und 1945 die Überreste von über 1100 Menschen verscharrt, nachdem sie zuvor im Anatomischen Institut der Universität bei Präparierkursen, Chirurgischen Operationskursen und als Sammlungspräparate zur anatomischen Ausbildung künftiger Mediziner gedient hatten. Über die Hälfte der Toten waren Opfer der NS-Gewaltherrschaft, darunter viele aktive Regime-GegnerInnen. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (20): Zum Grab der Widerstandskämpferin Hilde Meisel nach Feldkirch
Hilde Meisel ist eine der vielen – heute weitgehend in Vergessenheit geratenen – Frauen, die ihr Leben ganz dem Kampf gegen das Nazi-Regime verschrieben hatten. Sie wurde am 17. April 1945 in Feldkirch-Tisis bei dem Versuch, in geheimer Mission über Liechtenstein in die Schweiz zu gelangen, von Grenzbeamten erschossen. Ihr schlichter Grabstein trägt einen der von ihr im Widerstand verwendeten Decknamen und die Inschrift: „Sie lebte und starb im Dienste der sozialistischen Idee“. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (19): Auf den Heuberg
Kaum war die Machtübergabe an die Nationalsozialisten erfolgt, richteten sie Mitte März 1933 das Konzentrationslager Heuberg auf der Schwäbischen Alb ein. In diesem ersten KZ in Württemberg waren zeitweilig über 2000 Oppositionelle – Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, unter ihnen auch Kurt Schumacher und Fritz Bauer – inhaftiert. Ohne richterlichen Haftbefehl oder ordentliches Strafverfahren in „Schutzhaft“ genommen, waren die Männer perversen Demütigungen, Willkür und Gewalt ausgeliefert. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (18): Nach Riedheim und Singen im Gedenken an Max Maddalena
Das Gedenken an den von der NS-Justiz zu lebenslänglicher Zuchthaushaft verurteilten und danach schleichend hingerichteten Gewerkschafter und Reichstagsabgeordneten Max Maddalena wird nicht nur vor dem Berliner Reichstag wachgehalten. Seit dem Jahr 2009 erinnert auch seine Heimatgemeinde Hilzingen-Riedheim mit einer Gedenkstätte an ihn. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (17): Freiburger Erinnerungsstätten an die Oktoberdeportation 1940
Am 22. Oktober 1940 wurden mehr als 450 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Freiburg und Umgebung in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Den Befehl gab die nazionalsozialistische Gauleitung im Rahmen der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion. Viele der Deportierten kamen schon in Gurs durch Hunger und Krankheit um, die meisten wurden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (16): Das KZ Bisingen
Dass Baden-Württemberg am Ende des Zweiten Weltkrieges mit kleineren Konzentrationslagern übersät war, ist weitgehend unbekannt. Noch im August 1944 ließ das NS-Regime am Fuße der Hohenzollernburg in Bisingen ein KZ errichten, um im Rahmen des Unternehmen „Wüste“ aus Ölschiefer Treibstoff zu gewinnen. Mindestens 1178 KZ-Häftlinge wurden hier bei diesem völlig sinnlosen Unterfangen umgebracht. Ein KZ-Geschichtslehrpfad führt zu den Orten ihrer Leiden. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (15): Die Gedenkstätte für nach Auschwitz deportierte Sinti aus dem Ravensburger Ummenwinkel
Um „der Zigeunerplage Herr zu werden“ errichtete die Stadt Ravensburg auf eigene Initiative 1937 im Ummenwinkel ein „Zigeunerlager“. Seit Jahrzehnten in Ravensburg ansässige Sinti-Familien wurden dorthin zwangsumgesiedelt und viele von ihnen schließlich am 13. März 1943 auf Basis des vom „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler unterzeichneten „Auschwitz-Erlasses“ nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Vor der Pfarrkirche Sankt Jodok erinnert seit Januar 1999 eine schlichte Gedenk-Stele an ihr Schicksal. …weiterlesen »
Ausflüge gegen das Vergessen (14): Die Stuttgarter Gedenkstätte für Lilo Herrmann
Liselotte (Lilo) Herrmann war die erste Frau, die im NS-Staat als Widerstandskämpferin hingerichtet wurde. Die junge Antifaschistin war verraten, verhaftet und 1937 in Stuttgart wegen „Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt worden. Im Alter von nur 28 Jahren wurde Lilo Herrmann am 20. Juni 1938 in Berlin-Plötzensee umgebracht. Eine internationale Solidaritätskampagne zur Rettung der jungen Mutter war erfolglos geblieben. …weiterlesen »