Der Klimacamp-Blog (48): Ein Gedicht zum Klimastreik
Früher, als die Menschen noch dumm und unbedarft waren,
da ließen die alten Herrscher ihre Untertanen
Pyramiden bis hinauf in den Himmel bauen,
damit ihre Seelen eines Tages ins Totenreich fliegen konnten.
Heute, da lachen wir darüber.
Weil wir wissen, dass es im Himmel kein Totenreich gibt, sondern nur Staub und totes Gestein.
Früher, als die Menschen noch dumm und auf eine gefährliche Art religiös waren,da gaben sie all ihr Geld aus, um ihre Seelen freizukaufen,
von der Sünde, die ja angeblich unser eigen sei.
Heute lachen wir darüber,
weil wir wissen, dass die ganze Geschichte mit dem Ablasshandel vom Papst veranlasst wurde, um den Petersdom zu finanzieren.
Früher, als die Menschen noch dumm und fanatisch waren,
verbrannten sie unschuldige Frauen,
weil sie glaubten, auf diese Weise alles Übel aus der Welt schaffen zu können.
Heute, da lachen wir darüber.
Weil wir wissen, dass es nichts als ein dummer Aberglaube ist.
Heute, da lachen wir darüber.
Weil wir wissen, dass es nichts als ein dummer Aberglaube ist.
Früher, als die Menschen noch unselbständig waren,
ließen sie sich von einem Kaiser regieren,
der ihnen sagte, was sie zu tun und zu lassen hatten.
Heute lachen wir darüber,
weil wir wissen, dass es möglich ist, auch alleine in Freiheit zu leben.
Früher, als die Menschen noch Angst vor schweren Strafen durch den Saat haben mussten,
da stellten sie sich taub und blind.
Während tausende vor ihren Augen in den Tod getrieben wurden.
Heute, da schütteln wir den Kopf darüber,
weil wir uns sicher sind, dass wir damals anders gehandelt hätten.
Und nun,
da die Erde brennt,
und wir selbst ja so wissend, intelligent und aufgeklärt sind,
verschließen die Augen,
um uns noch einen kleinen Moment lang der Illusion hinzugeben,
alles sei gut.
Vielleicht werden die Menschen später einmal darüber lachen,
… wenn dann noch jemand übrig ist, um sich über die Dummheit der früheren Generationen zu amüsieren.
… und hier eine Pressemitteilung von FfF Konstanz:
Seit inzwischen drei Jahren finden in regelmäßigen Abständen auf der ganzen Welt Klimaproteste statt; zuletzt waren im September vergangenen Jahres deutschlandweit mehr als eine halbe Million Menschen auf der Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Dennoch hat sich trotz neuer Regierung in Deutschland beiweitem nicht genug verändert. Denn obwohl sich die neue Ampelkoalition offiziell zum 1,5-Grad-Ziel bekennt, investiert Deutschland nach wie vor in fossile Energien und setzt immer noch auf den Ausbau von klimaschädlicher Gasinfrastruktur. Dies hat insbesondere im Licht der aktuellen Geschehnisse einen bitteren Geschmack. Denn durch den Handel mit fossilen Energien im Ausland finanzieren wir nicht nur umweltschädliche Technologien, sondern auch demokratiefeindliche und kriegstreibende Regierungen sowie Unternehmen, die noch immer ihren eigenen Profit über das Leben von Menschen stellen.
Der diesjährige Klimastreik steht daher auch unter dem Zeichen des Friedens. Frida Mühlhoff von Fridays for Future Konstanz meint dazu: “Eine Antwort auf diesen Krieg muss ein Öl- und Gasembargo gegen Russland sein. Wir brauchen jetzt einen radikaleren und gerechten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und den entschlossenen Einstieg in die erneuerbaren Energieträger. Frieden undKlimagerechtigkeit waren nie untrennbarer als jetzt.” Daher ruft Fridays For Future am 25. März 2022 zum zehnten globalen Klimastreik auf. Auch in Konstanz ist zu diesem Anlass eine große Demonstration geplant: der Demonstrationszug wird um 11.30 Uhr im Herosé-Park starten und sich gegen 13 Uhr im Stadtgarten zu einer Abschlusskundgebung versammeln. Unterstützung erhält die Aktion von einem breiten Bündnis aus unterschiedlichen lokalen Gruppierungen, darunter ver.di, Amnesty International, dem BUND, YoungCaritas und vielen weiteren.
Der Klimacamp-Blog wird von Aktivist:innen des Konstanzer Camps verfasst. Sie entscheiden autonom über die Beiträge. Bisher sind auf seemoz.de erschienen:
(47) Hoffnung!
(46) Raus aus dem Anti-Klimavertrag!
(45) Vorbereiten auf den 25. März
(44) Friedensprojekt Energiewende
(43) Was ist rechtens? Und was richtig?
(42) Die Planetare Grenze für Chemikalien ist überschritten
(41) Energiecharta – der schmutzige Vertrag
(40) 200 Tage Klimacamp
(39) Dies ist ein Notfall. Das ist ein Aufstand
(38) Grünes Wachstum? Weniger ist mehr!
(37) Die Sache mit dem grünen Wachstum
(36) Dreimal das erste Mal
(35) Auch der Bürgermeister zweifelt
(34) Wenn der Frühling im Januar beginnt
(33) Aufstand der letzten Generation
(32) Planetare Grenzen
(31) Über die Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit
(30) Warum nicht in aller Munde?
(29) Tag 134 – und weiter geht’s!
(28) Was wir jetzt am dringendsten brauchen
(27) Es gibt kein Weihnachten auf einem toten Planeten
(26) Wenn alles kippt
(25) Besuch im Camp
(24) Ein Konstanzer Traum
(23) Mit der geplanten Erdgas-Pipeline zurück ins fossile Mittelalter
(22) Die Kirche und das Camp
(21) Winter im Camp – wir brauchen Unterstützung!
(20) Die Konstanzer Klimaschutzstrategie
(19) Diese Woche? Klimawoche!
(18) Hambi 2.0 – der Kampf um Lützerath
(17) Hundert Tage – Party oder Trauerfeier?
(16) Was passiert, wenn wir die 1,5 Grad-Grenze überschreiten?
(15) Ein Plädoyer für Offenheit
(14) Was kostet Anwohnerparken?
(13) Wie, Konstanz, hältst du’s mit dem Gas?
(12) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 2)
(11) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 1)
(10) Eine Nacht im Klimacamp
(9) Sind individuelle Lösungen ein wirksames Mittel? Eine Gegenüberstellung
(8) Ein Tag im Camp
(7) Demo- und Wahlrückblick
(6) Nach der Wahl: Das muss jetzt passieren
(5) Zwischen Verzweiflung und Hoffnung
(4) Klimastreik vor der Wahl
(3) Eine lange Radtour
(2) Kaum Fortschritte beim Klimaschutzbericht
(1) Warum Fridays nicht mehr reicht