Der Klimacamp-Blog (42): Die Planetare Grenze für Chemikalien ist überschritten

Es ist eine Katastrophe mit Ansage. Spätestens seit Rachel Carsons Buch „Der stumme Frühling“ von 1962 ist auch der breiten Öffentlichkeit bekannt, dass Chemikalien sorgfältig gemanagt werden müssen, wenn wir auch in Zukunft in einer bewohnbaren Welt leben wollen. Doch auch wenn Rachel Carsons Buch eine große Debatte auslöste, wurde die zugrundeliegende Warnung ignoriert. Zwar wird DDT heute kaum noch hergestellt, aber die Gesamtmenge an Insektiziden stieg weiterhin exponentiell an. Auch die Produktion und der Einsatz nahezu aller anderen Chemikalien nahm erheblich zu – mit dramatischen Auswirkungen.

Eine jetzt veröffentlichte Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die planetare Grenze für Chemikalien überschritten ist. Das heißt: Die Menschheit befindet sich in einer weiteren Kategorie außerhalb des sicheren Handlungsspielraums. Durch das massive Einbringen von Chemikalien in die Umwelt sind wir gerade dabei, lebenswichtige Komponenten des Erdsystems zu zerstören. Mit anderen Worten: Wir sind gerade dabei, uns selbst auszulöschen. Die ökologische Krise erreicht ein neues Maximum. Zeit für Alarmstimmung und höchste Zeit für einen grundlegenden Kurswechsel.

Ein Kurswechsel braucht jedoch erstmal eine Debatte und die Erkenntnis, dass wir wirklich viel in wirklich kurzer Zeit ändern müssen. Der Fakt, dass keine größere Zeitung es für nötig hielt, über diese beunruhigende Entwicklung zu berichten, lässt allerdings darauf schließen, dass diese Leitplanke, leise und ohne viel Aufsehens durchbrochen wird – ohne jegliche Kurskorrektur.

Warum ist das so? Sind wir alle mittlerweile so abgestumpft von Jahrzehnten der düsteren Aussichten, dass wir solche Nachrichten nur noch achselzuckend hinnehmen? Oder nicht einmal mehr Neuigkeitswert darin erkennen? Ist das Thema zu komplex? Oder wollen Zeitungen über diese Themen gar nicht berichten, um die Illusion des „Alles wird besser“ nicht zu zerstören?

Wie dem auch sei. Es wird höchste Zeit, dass wir ganz viel verändern. Inklusive der Berichterstattung. Wer jetzt mehr über die planetare Grenze für Chemikalien lernen will, erfährt in diesem Video, was es genau mit dieser Grenze auf sich hat, warum wir sie jetzt überschritten haben und wie es jetzt weitergeht. Bitte diese Abbildung anklicken:

Text und Video: Manuel Oestringer von der Klimacamp-Redaktion
Bild: Pixabay

Der Klimacamp-Blog wird von Aktivist:innen des Konstanzer Camps verfasst. Sie entscheiden autonom über die Beiträge. Bisher sind auf seemoz.de erschienen:

(41) Energiecharta – der schmutzige Vertrag
(40) 200 Tage Klimacamp
(39) Dies ist ein Notfall. Das ist ein Aufstand
(38) Grünes Wachstum? Weniger ist mehr!
(37) Die Sache mit dem grünen Wachstum
(36) Dreimal das erste Mal
(35) Auch der Bürgermeister zweifelt
(34) Wenn der Frühling im Januar beginnt
(33) Aufstand der letzten Generation
(32) Planetare Grenzen
(31) Über die Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit
(30) Warum nicht in aller Munde?
(29) Tag 134 – und weiter geht’s!
(28) Was wir jetzt am dringendsten brauchen
(27) Es gibt kein Weihnachten auf einem toten Planeten
(26) Wenn alles kippt
(25) Besuch im Camp
(24) Ein Konstanzer Traum
(23) Mit der geplanten Erdgas-Pipeline zurück ins fossile Mittelalter
(22) Die Kirche und das Camp
(21) Winter im Camp – wir brauchen Unterstützung!
(20) Die Konstanzer Klimaschutzstrategie
(19) Diese Woche? Klimawoche!
(18) Hambi 2.0 – der Kampf um Lützerath
(17) Hundert Tage – Party oder Trauerfeier?
(16) Was passiert, wenn wir die 1,5 Grad-Grenze überschreiten?
(15) Ein Plädoyer für Offenheit
(14) Was kostet Anwohnerparken?
(13) Wie, Konstanz, hältst du’s mit dem Gas?
(12) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 2)
(11) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 1)
(10) Eine Nacht im Klimacamp
(9) Sind individuelle Lösungen ein wirksames Mittel? Eine Gegenüberstellung
(8) Ein Tag im Camp
(7) Demo- und Wahlrückblick
(6) Nach der Wahl: Das muss jetzt passieren
(5) Zwischen Verzweiflung und Hoffnung
(4) Klimastreik vor der Wahl
(3) Eine lange Radtour
(2) Kaum Fortschritte beim Klimaschutzbericht
(1) Warum Fridays nicht mehr reicht