Der Klimacamp-Blog (45): Vorbereiten auf den 25. März!

Unter dem Motto #peoplenotprofit werden sie beim nächsten globalen Klimastreiktag am Freitag, den 25. März, durch die Konstanzer Straßen ziehen. Und Hunderte, hoffentlich Tausende werden wieder mitdemonstrieren. Was Fridays for Future Konstanz da auf die Beine stellt, sieht einfach aus. Ist es aber nicht. Hier ein Bericht einer Klimaaktivistin, die an den Vorbereitungen beteiligt ist.

Fridays for Future (FfF) hat sich in den letzten drei Jahren gewandelt. Zum einen ist die Bewegung gewachsen, organisierter und einflussreicher geworden, und zum anderen wird nicht mehr jede Woche gestreikt. Die wöchentlichen Schulstreiks jeden Freitag fallen aus. Das hat zwei simple Gründe. Erstens Öffentlichkeitswirksamkeit. Zweitens Kapazitäten.

Je mehr Menschen bei einem Protest sind, desto mehr wird darüber in den Medien berichtet und in der Öffentlichkeit gesprochen, desto mehr Aufmerksamkeit erhält also das Anliegen der Demonstrant:innen. Zu Beginn stiegen Teilnehmendenzahlen so gut wie in allen Ortsgruppen der Bewegung an. Nach einem gewissen Höhepunkt stagnierten diese jedoch und sanken schließlich. Fridays for Future Konstanz startete auch mit wöchentlichen Protesten, aber wechselte schließlich noch 2019 in einen Zweiwochen-Turnus.

Denn die beiden Punkte hängen zusammen. Es geht um die privaten Kapazitäten der Schüler:innen, also wie oft es ihnen möglich ist, an einem Protest teilzunehmen, sowie um die organisatorischen Kapazitäten der Aktivist:innen. Der nachwirkende Erfolg einer Demonstration begründet sich durch ihre inhaltliche Ausarbeitung, Bewerbung und einem guten, unterhaltenden, als auch informativen und fordernden Programm. Das wöchentlich zu gewährleisten, ist extrem schwer, da die Organisation von FfF nur von einigen Schüler:innen und Studierenden in ihrer Freizeit erfolgt.

Menschen, nicht Profite!

So ist die Bewegung, teilweise aufgrund der 2020 einsetzenden Corona-Pandemie, zu zwei festen Großevents im halbjährlichen Rhythmus gekommen. Die globalen Klimastreiks finden weltweit im März und September statt. Durch eine frühe Verkündigung des Termins kann langfristig geplant werden und Kapazitäten hochgefahren werden. Breitflächige Mobilisation führt zu großer Teilnahme. So erzielte FfF Konstanz am ersten globalen Klimastreik 2019 nach Schätzungen der Polizei 10.000 Demonstrant:innen und auch am 24. September 2021 beteiligten sich in Konstanz Tausende an dem Globalstreik.

Neben diesen Globalstreiks bleibt FfF lokal und regional aktiv. Die Ortsgruppen können individuell und nach vorhandenen Kapazitäten zu kommunalpolitischen Themen agieren. In Konstanz gab es beispielsweise Mahnwachen zu Gemeinderatsitzungen gegen den Bau einer zweiten Gaspipeline und für die Umsetzung der beschlossenen Klimaschutzstrategie. Bei besonders relevanten bundespolitischen Entscheidungen ruft FfF Deutschland auch mal zu deutschlandweiten Streiks auf.

In diesem Monat findet nun der erste Globalstreik des Jahres 2022 statt. FfF hat sich international auf diesen Termin und auf das Motto #peoplenotprofit („Menschen, nicht Profite“) geeinigt. Von der deutschen Bewegung wurde noch #reichthaltnicht ergänzt, um auf die unzureichenden Maßnahmen der Ampel-Koalition hinzuweisen; dazu lässt sich von den meisten Ortsgruppen ein kommunalpolitischer Bezug herstellen.

Zeitpunkt und Demoroute

Aber wie geht man da vor? Wie planen wir eine solche Aktion? Nachdem die Teilnahme am Globalstreik durch das Fridays for Future Plenum im Januar beschlossen wurde, beginnen die Vorbereitungen. Zuerst müssen sich die Aktivist:innen, die mitorganisieren möchten, vernetzen. Dazu nutzen wir ganz pragmatisch eine Telegram-Gruppe, an der sich in Konstanz aktuell elf Leute beteiligen. Auf der ersten Online-Besprechung haben wir dann alle notwendigen Arbeitsschritte festgehalten, Deadlines gesetzt und Aufgaben verteilt. Als sehr hilfreich erweisen sich Koordinator:innen, die die Entwicklungen im Überblick behalten. Sie organisieren wöchentliche Onlineabsprachen, bei denen wir uns  über Fortschritte austauschen. Alle Entscheidungen werden protokolliert.

Ganz wichtig ist am Anfang die Klärung der Demoroute und der Startzeit. In Konstanz haben sich der Herosépark als Startpunkt und der Stadtgarten als Endpunkt bewährt. Die Demonstration samt Route sollte möglich zügig bei der Stadt angemeldet werden. Denn teilweise wüscht die Stadt noch Änderungen, was sich eventuell Einfluss auf das Programm auswirken kann. Daher ist es gut, frühzeitig Bescheid zu wissen.

Wenn das erledigt ist, sind weitere wichtige Schritte die Mobilisation, die Beschaffung von Technik und die Planung des Demoprogramms.

Die leidige Technik

Bei der Mobilisierung müssen Material bei der Bundesebene geordert, eigene Plakate in den Druck gegeben und Sharepics erstellt werden. Auf Social Media und auf der Internetseite kündigen wir den Globalstreik direkt an. Sind die Plakate gedruckt und angekommen, beginnen wir in der Regel vier Wochen vor der Demo mit dem Plakatieren. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, versuchen wir, großflächig alle Stadtteile abzudecken. An verschiedenen Wochentagen laufen Gruppen von vier bis sechs Leuten viel besuchte Strecken in Konstanz ab. Das ist sehr zeitaufwendig und dauert. Hinzu kommt die Mobilisation an den Konstanzer Schulen, wobei FfF da auf engagierte Schüler:innen setzt. Dennoch müssen wir einen großen Teil des Materials verteilen.

Die Technik ist oft ein Problem für sich. Damit gute Inhalte überhaupt gehört werden, ist eine gute Lautsprecheranlage essenziell. Hauptproblem ist meistens fehlender Strom am Ausgangspunkt und bei der Schlusskundgebung. An der Konzertmuschel im Stadtgarten ist Strom glücklicherweise verfügbar. Über Kontakte versuchen wir dann, Lautsprecherboxen, Mikrofone und Anschlüsse zu organisieren. Der Preis sollte möglichst niedrig gehalten werden, schließlich finanziert sich FfF rein durch Spenden. Mittlerweile besteht für Ortsgruppen die Möglichkeit, teilweise Technik kostenlos über die Bundesebene von FfF zu beziehen, aber das geht an solchen Aktionstagen wie dem 25. März natürlich nicht. Zusätzlich zu der Technik benötigt es dann auch Menschen mit Expertise, die sich am Demotag darum kümmern.

Unterhaltung muss dabei sein

Das Demoprogramm ist quasi das Herzstück des Globalstreiks, denn durch die Ausgestaltung unterstreichen wir unsere Forderungen und versuchen, Klimaschutz auf die politische Agenda zu setzen. Die Ansprüche an ein solches Programm sind vielfältig. Es muss unterhaltend und mitreißend für die Teilnehmenden sein und dennoch von außen ernst genommen werden. Gleichzeitig informativ, aber nicht erschlagend durch eine riesige Informationswelle. Also gibt es für die Organisator:innen einiges zu beachten. Ein Mix aus Livemusik (am 25. März spielt zum Beispiel die Uni Big Band!) und Reden mit politischen Forderungen. Eine gute Moderation ist dabei wichtig: Sie führt durch das Programm und heizt den Teilnehmenden ein. Die Auswahl der Redner:innen sollte auch möglichst breit gefächert sein, damit alle Stimmen zu hören sind (wobei sie sich natürlich auf die Themen #peoplenotprofit und #reichthaltnicht beziehen sollten).

Zusätzlich müssen wir seit Beginn der Corona-Pandemie ein Hygienekonzept entwickeln, schließlich soll ein sicheres Demonstrieren gewährleistet sein. In Konstanz wird der Demozug daher in einzelne Blöcke aufgeteilt, in denen sich nur eine bestimmte Anzahl an Menschen aufhalten darf. Außerdem gilt möglichst Abstand zu anderen Personen zu halten, und Masken müssen getragen werden.

Das Organisationsteam von FfF Konstanz steckt noch mitten in der Arbeit. Strom und Technik ist gesichert. Das Programm zeichnet sich langsam ab und sieht vielversprechend aus. Die Mobilisation stockt leider und die Plakate von der Bundesebene lassen auf sich warten. Deswegen kommt es jetzt auch auf dich an! Du hast jetzt einen Einblick in den massiven Aufwand bekommen, der mit einem globalen Klimastreik einhergeht. Die schönste Belohnung für unsere Mühen sind möglichst viele Menschen am 25. März, die mit uns ein sofortiges und umsichtiges Handeln für die Rettung der Erde fordern. Also komm auch du zum Klimastreik, informiere deine Bekannten über den Termin und teile diesen Artikel!

Wir sehen uns am 25. März auf der Straße!
Demo in Konstanz: 11:30 Uhr im Herosépark
Demo in Singen: 16 Uhr am Cano

Text: Carina Winkels von der Klimacamp-Redaktion
Fotos von der letzten Klimastreikdemo am 24. September 2021: Pit Wuhrer

Der Klimacamp-Blog wird von Aktivist:innen des Konstanzer Camps verfasst. Sie entscheiden autonom über die Beiträge. Bisher sind auf seemoz.de erschienen:

(44) Friedensprojekt Energiewende
(43) Was ist rechtens? Und was richtig?
(42) Die Planetare Grenze für Chemikalien ist überschritten
(41) Energiecharta – der schmutzige Vertrag
(40) 200 Tage Klimacamp
(39) Dies ist ein Notfall. Das ist ein Aufstand
(38) Grünes Wachstum? Weniger ist mehr!
(37) Die Sache mit dem grünen Wachstum
(36) Dreimal das erste Mal
(35) Auch der Bürgermeister zweifelt
(34) Wenn der Frühling im Januar beginnt
(33) Aufstand der letzten Generation
(32) Planetare Grenzen
(31) Über die Notwendigkeit von Klimagerechtigkeit
(30) Warum nicht in aller Munde?
(29) Tag 134 – und weiter geht’s!
(28) Was wir jetzt am dringendsten brauchen
(27) Es gibt kein Weihnachten auf einem toten Planeten
(26) Wenn alles kippt
(25) Besuch im Camp
(24) Ein Konstanzer Traum
(23) Mit der geplanten Erdgas-Pipeline zurück ins fossile Mittelalter
(22) Die Kirche und das Camp
(21) Winter im Camp – wir brauchen Unterstützung!
(20) Die Konstanzer Klimaschutzstrategie
(19) Diese Woche? Klimawoche!
(18) Hambi 2.0 – der Kampf um Lützerath
(17) Hundert Tage – Party oder Trauerfeier?
(16) Was passiert, wenn wir die 1,5 Grad-Grenze überschreiten?
(15) Ein Plädoyer für Offenheit
(14) Was kostet Anwohnerparken?
(13) Wie, Konstanz, hältst du’s mit dem Gas?
(12) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 2)
(11) Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem (Teil 1)
(10) Eine Nacht im Klimacamp
(9) Sind individuelle Lösungen ein wirksames Mittel? Eine Gegenüberstellung
(8) Ein Tag im Camp
(7) Demo- und Wahlrückblick
(6) Nach der Wahl: Das muss jetzt passieren
(5) Zwischen Verzweiflung und Hoffnung
(4) Klimastreik vor der Wahl
(3) Eine lange Radtour
(2) Kaum Fortschritte beim Klimaschutzbericht
(1) Warum Fridays nicht mehr reicht